28. Mai 2010

Land der Hassel und der Hoffs

„Deutsch sein, heißt eine Sache um ihrer selbst Willen zu tun“, soll einst einer befunden haben, der es ja wissen muss – sind seine Werke für viele doch Manifeste des Deutschtums. Nicht umsonst pilgerte immer schon was Hieb ääähhh… Schmiss oder Scheitel hat gerne auf den grünen Hügel um den Melodien und Weisheiten von Richard Wagner zu lauschen.

Also nicht weil es Sinn machen würde, sondern weil es getan werden muss – es werden Sonnenliegen am Pool bereits vor dem ersten Hahnenschrei mit Handtüchern belegt und damit gewissermaßen zum exterritorialen Hoheitsgebiet erklärt, auch wenn man dann ohnehin am Meer lagert.
Geistiges aus Kübeln zu trinken ist weder besonders praktisch noch trägt es bei Gluthitze zur Kühlung bei. Ökonomischer wäre wohl auch einfach das ganze Fass mit einem Babynuckel anzuschlagen.
Aber auch wenn’s hart ist einer muss den Job dochmachen und wer könnte das nun besser?!

Naja, die Engländer… Rothaarige Menschen mit kolossalen Sonnenbränden, die wenn sie nicht gerade etwas in sich hineinschütten etwas aus sich heraus entleeren.
Oder Österreicher, die ob Jung oder Alt in Bierzelten schunkelnd den Seppel und die Gretel machen als wären im Bier Sepp-Forcher-Enzyme. (empfohlen sei hier nur „Das Fest des Huhnes“)
Verdammt und da hat’s uns leider. Klischees sind zwar eben zumeist furchtbar dumm, aber halt, so sie sich nicht zu richtigen Ressentiments und diskriminatorischen Weltbildern verdichten, oft auch sehr unterhaltsam.

Wieder einmal bewiesen hat dies der deutsche Journalist und Autor Philipp Kohlhöfer. In seinem Buch „Grillsaison. Meine Reise durch die Heimat“ beschreibt er Menschen und Situationen in denen ihm Deutschland begegnet. Und „sein“ Deutschland, das kennt er als bekennender Durchschnittsdeutscher. Es begleitet ihn schon sein ganzes Leben lang, das er locker und fast immer mit einem Augenzwinkern in Form vieler kleiner Anekdoten Revue passieren lässt.
Ob der obligatorische „Malle-Urlaub“ mit neun Kumpels Anfang zwanzig, Kontakt mit der „Entdecker-Generation“ und eine blutige Nase inbegriffen, Karaoke mit Gangster Number One in South Central LA, Alter, natürlich David Hasselhoff, für US-Amerikaner der größte Superstar in Deutschland oder die missverständlichen Annäherungsversuche einer deutschwütigen Amerikanerin, in Kohlhöfers Buch wird einem jedes Klischee um die Ohren gehauen dass es nur so raucht. Und das ist gut so!

Grundvoraussetzung für ein solch ironisches Spiel mit Verallgemeinerungen ist aber zweifellos Selbstironie. Wer nicht über sich selbst lachen kann, wird schwer auf Verständnis stoßen wenn er andere anpflaumt und sich höchstens als selbstgefälliger Spießbürger outen. Weshalb die Stadtbekannt-Redaktion nun endlich einmal zugibt, dass sie nur die Zeit zum Schreiben findet, weil man als StudentIn auf der Uni ohnehin nichts zu tun hat und der Job als BerufsdemonstrantIn viel Tagesfreizeit zulässt.

 

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