29. März 2024

Josefstädter Paläste

Damianpalais (c) STADTBEKANNT

Wo Prunk und Protz zeitlos ist

Residieren, feiern, besichtigen – die Wiener Palais haben sich von fürstlichen Anwesen zu Wohnungen, Party-Stätten oder Museen entwickelt und haben von singenden Jungs bis hin zu Soldaten schon so manches Kurioses beheimatet. Fakt ist, dass sie nach wie vor ein prunkvolles Aushängeschild für das schöne Wien sind und auch in der Josefstadt verschönern sie die Straßen.

Palais Auersperg

Palais Auersperg Josefstadt (c) STADTBEKANNT Dominik Binder
Palais Auersperg Josefstadt (c) STADTBEKANNT Dominik Binder

Zwischen 1706 und 1710 ließ sich der Hieronymus Capece de Rofrano – der übrigens der Oper „Der Rosenkavalier“ zum Vorbild diente – auf dem Grund des niedergebrannten Rottenhofes ein stattliches Palais errichten.

Und er engagierte wahre Star-Architekten: Stil und Pläne lassen vermuten, dass Bernhard Fischer von Erlach (er entwarf auch die Wiener Karlskirche) und Johann Lucas von Hildebrand (von ihm stammen etwa das Schloss Belvedere und das Palais Schwarzenberg) mit dem Bau betreut wurden.

Erst 1777 kam das Palais in den Besitz der Familie Auersperg. Rasch wurde es zur Event-Location schlechthin. Musik, Theateraufführungen, Bälle, rauschende Feste und köstliche Tafeln – hier mangelte es kaum an adeligen Vergnügungen. Werke von Haydn und Mozart wurden hier in prominenter Besetzung aufgeführt. Auch ein Garten mit Orangerie gehörte zu dem Anwesen.

Das Palais wechselte ab 1923 häufig den Besitzer. Während des zweiten Weltkrieges beherbergte es die Widerstandsgruppe O5, später zog ein Kaffeehaus ein. Heute ist das Palais vor allem als Veranstaltungsort für Bälle und Feste bekannt.

Palais Auersperg
Auerspergstraße 1

Palais Strozzi

Josefstadt Palais Strozzi (c) STADTBEKANNT
Josefstadt Palais Strozzi (c) STADTBEKANNT

Wer das Palais Strozzi sehen möchte, sollte wissen, wo es zu suchen ist. Denn dieses Bauwerk ist ein versteckter Schatz: Hinter unauffälliger Fassade, verborgen im Hinterhof des ehemaligen Finanzamtes Josefstadt, wartet es auf neugierige Stadtbummler.

Einst die von reichen grünen Gärten umgebene Sommerresidenz der Gräfin Maria Katharina Strozzi, wurde es später das Zuhause diverser Adeliger. Um 1840 wurde das Anwesen schließlich vom Staat übernommen und in das „K.u.K. Civil-Mädchen-Pensonat“ umgewandelt, eine Internatsschule für angehende Erzieherinnnen.

Als 1853 die neue Kavalleriekaserne in der Josefstadt eröffnet wurde und junge Offiziere in das Gebäude gegenüber einzogen, war der Skandal perfekt. Darum wurde der unerhörten Flirterei und dem Getuschel bald ein Riegel vorgeschoben: Man baute einfach einen neuen Trakt zwischen das Pensionat und die Kaserne. Diesen sieht man, wenn man heute die Josefstädter Straße 39 passiert.

Dem Mädchen-Pensionat folgte ab 1919 eine Einrichtung zur Invalidenfürsorge, anschließend zog das Finanzamt für die Bezirke 8, 16 und 17 ein. Seit 2012 erfüllt das Finanzzentrum Wien Mitte diese Funktion.

Palais Strozzi
Josefstädter Straße 39

Palais Schönborn

Josefstadt Palais Schönborn Volkskundemuseum (c) STADTBEKANNT
Josefstadt Palais Schönborn Volkskundemuseum (c) STADTBEKANNT

Das Palais Schönborn, nicht zu verwechseln mit dem innerstädtischen Palais Schönborn-Batthyány, befindet sich grenzend an den Schönbornpark in der Laudongasse. Heute ist es vor allem als Herberge des Österreichischen Museums für Volkskunde bekannt.

Im Jahr 1714 wurde das Gartenpalais für den Fürstbischof und Reichsvizekanzler Friedrich Carl von Schönborn fertiggestellt. Der wohlhabende Mann sammelte hier zahlreiche Gemälde – unter anderem Rembrandts schauriges Bild “Die Blendung Simsons“. Im Garten züchtete er kostbare Tulpen.

Nach Schönborns Tod wurde das Palais unter anderem von einer Schauspielschule, der Hochschule für Bodenkultur und dem Oberlandesgericht genutzt, bis es schließlich 1920 in das Museum für Volkskunde umgewandelt wurde. Der Garten wurde weitestgehend verbaut, ein kleiner Rest blieb jedoch in Form des Schönbornparks erhalten!

Palais Schönborn
Laudongasse 15

Palais Damian

Josefstadt Palais Damian (c) STADTBEKANNT
Josefstadt Palais Damian (c) STADTBEKANNT

Das Palais Damian hat von einer Gaststätte bis zu den Wiener Sängerknaben schon so einiges beheimatet. Heute ist es Sitz des österreichischen Kriegsopferverbandes und seit 1936 im Besitz der Gemeinde Wien.

Ursprünglich als Gartenpalais für Karl August von Damian, einem Holzhändler, gebaut wechselte das Palais Damian schon im 18. und 19. Jahrhundert sehr häufig seine Besitzer und wurde mehrmals umgebaut. Da als Gartenpalais konzipiert, gab es offene Arkaden und einen wunderschönen Garten. Heute ist das barocke Palais von einer Mauer umgeben und strahlt mit einem zusätzlichen Stockwerk umso mehr.

Palais Damian
Lange Gasse 53

Palais Fürth

Das Palais Fürth erzählt, wie so viele Palais, eine lange und interessante Geschichte. 1886 wurde es nach dem Entwurf des Schweizer Architekten Hans Wilhelm Auer errichtet und beherbergte bis in die 1930er Jahre ein privates Sanatorium. Der Eigentümer nahm sich nach dem Einmarsch der Deutschen im Jahre 1938 gemeinsam mit seiner Frau das Leben und das Palais ging in die Hände des Staates. Ab 1945 wurde es schließlich als Außenstelle der US-amerikanischen Botschaft genutzt bis schließlich im Jahre 2005 die Rückgabe an die Erben der Familie Fürth stattfand.

Lange Rede, kurzer Sinn: Heute sind im Palais Fürth Luxuswohnungen untergebracht, die zu den teuersten Immobilien Wiens gehören, privater Fürstengarten und private Wasseranlagen inklusive.

Palais Fürth
Schmidgasse 14

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