Buchtipp: Die Erinnerten

Roman von Andreas Pavlic

Andreas Pavlic verbrachte für sein Romandebüt viele Stunden im Archiv, durchstöberte nicht nur geschichtswissenschaftliche Aufarbeitungen, sondern auch Tagebuchaufzeichnungen, Zeitzeugenberichte, Fotos und Karten. Aus diesen beiden Wissensbeständen entstand „Die Erinnerten“, ein Roman über ein dunkles Kapitel aus der Geschichte Tirols und Österreichs.

Ob Annemarie und Johann in »normalen« Zeiten wohl je zueinandergefunden hätten? Die Umstände, in denen sich die beiden jungen Leute kennenlernen, sind jedenfalls alles andere als gewöhnlich. Es ist der 27. Mai 1932, der Tag, der später als »Höttinger Saalschlacht« in die Geschichte eingehen wird. Am Rande der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialisten und Austrofaschist*innen kracht der herbeieilende Johann in die herumstehende Annemarie und in ihr Herz.

Zwischen Widerstand und Anpassung

Entlang der fiktiven Beziehung, mit Höhen, Tiefen und Familienplanung, rollt Andreas Pavlic die Geschichte von der austrofaschistischen Diktatur unter Engelbert Dollfuß über den »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich, die Luftangriffe auf Innsbruck bis zur Selbstbefreiung der Stadt im Mai 1945 auf. Das Paar erlebt gemeinsam mit (historischen) Freunden und Begleitern soziale und politische Umbrüche, schwankt zwischen Widerstand und Anpassung und versucht sich in einer bis dahin undenkbaren »Normalität« zurechtzufinden.

Über die Freiheit, Entscheidungen zu treffen

Andreas Pavlic beschäftigt sich in seinem Roman mit Erinnerung und Verdrängung und verwebt die globale und lokale Geschichte im Wechselspiel. Er fragt danach fragt, wie Menschen handeln, wenn sich alles um sie verändert, und erzählt über die Freiheit, Entscheidungen zu treffen. Ergebnis ist ein ergreifender, exzellent recherchierter Roman mit wachem Blick in die hinteren Ecken der Geschichte.

Die Erinnerten

Andreas Pavlic
Roman
ca. 224 Seiten
22,- Euro
Edition Atelier

Bild: Die Erinnerten – Cover