28. März 2014

Buchtipp: Ehre

„Meine Mutter starb zwei Mal. Ich habe mir geschworen, ihre Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“

Alles beginnt in einem kleinen Dorf am Eufrat, wo Pembes und Jamilas Mutter daran verzweifelt, wieder nur Mädchen auf die Welt gebracht zu haben. Dennoch wachsen Geschwister glücklich auf – die abenteuerlustige Pembe wird schließlich das Dorf an der Seite eines jungen Mannes Richtung London verlassen, Jamila als Hebamme ihrer Heimat treu bleiben.

Doch London enttäuscht Pembe. Ihre Sprache, ihre Ansichten, ihre Träume – nichts davon lässt sich mit der großen, lauten Stadt vereinen. Und so muss sie mit ansehen, wie ihre Familie langsam zerbricht, ihr Mann von ihr fort driftet und auch die Kinder auf ihrer Suche nach der eigenen Identität neue Wege beschreiten. Pembes Tage sind freudlos, bis sie beim Bäcker auf Elias trifft – eine Begegnung, die eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, die in einer Katastrophe münden …

Elif Shafak ist ein Star in der jungen türkischen Literaturszene, ihre Bücher sind in ihrer Heimat teils heftig umstritten. Mit „Ehre“ hat sie einen atmosphärisch dichten, packend erzählten Roman geschrieben, dessen Geschehen man atemlos folgt. Durch Zeitsprünge, Ortswechsel und vielstimmiges Erzählen setzt sich kaleidoskopartig die sich über drei Generationen und mehrere Länder spannende Familiengeschichte der Topraks zusammen. Dabei schafft Shafak den Spagat, keiner ihrer Figuren Schuld zuzuweisen – denn jeder und jede einzelne handelt nur so, wie sie denkt, dass es richtig ist oder es von ihr erwartet wird. Herzerwärmend, berührend, aufwühlend – all das und noch mehr ist Shafaks „Ehre“. Ein unbedingter Lesetipp!

 

Elif Shafak
Ehre
Kein & Aber, € 25,60

 

 

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt