19. Mai 2010

Fu Long und das Grauhörnchen

 

Wenn ab kommenden August zittrige Kügelchen auf staubigem Boden, nicht mehr als Regen- Tau- oder sonst welchen Tropfen, sondern als Pandatränen bekannt sein werden, dann wird sich Fu Long – der kleine Vielfraß, bereits von seinen Eltern verabschiedet haben. Ja, der kleine Panda wird ein neues Zuhause finden und dann dürfen ihm andere Menschen begeistert und gespannt beim Bambusmahl bestaunen. – In diesem Sinn besetzt der Pandabär eine der wenigen Lücken innerhalb unserer Gesellschaft, in der Faulheit und Müßiggang nicht nur geduldet sondern sogar forciert werden. „Pandas sollten aber schon längst der Vergangenheit angehören.”, erklärte mir mal jemand. Denn ohne ein menschliches Eingreifen, wäre deren Lebenskonzept bereits den Kräften der Evolution zum Opfer gefallen.

 

Als Wappentier und Stellvertreter aller vom Aussterben bedrohter Tiere, als Maskottchen der Olympischen Spiele oder als das pädagogische Werkzeug Tao Tao, hat sich der schwarzweiße Wolleknäuel einen Platz in den Herzen der Menschheit gesichert. Und das verdankt er nicht allein seiner Seltenheit, sondern auch seinem pelzigen und tappsigen Erscheinungsbild. Der sechste Satz in Darwins Evolutiontheorie müsste also subjektive Selektion, oder Schlupfloch Niedlichkeit heißen.

 

Auf welche Seite stellen wir uns aber, wenn wir plötzlich mitten im Konflikt zwischen zwei Tierchen stehen, deren Punktestand in Sachen cuteness auf unentschieden hinausläuft? – Wie in Grauhörnchen vs Eichhörnchen. Der nordamerikanische Fremdling weiß sich anscheinend in Europa besser zu behaupten als seine rote Verwandtschaft und könnte diese zudem mit einem Pockenvirus infizieren, wogegen er selbst immun ist.

 

Bevor nun aber das rotbraune Eichhörnchen noch als europäisches Kulturgut erhoben wird, wie das womöglich diverse österreichische Boulevardblätter tun würden, liegt es eigentlich eher an unseren ganz persönlichen Erfahrungen, wem wir denn unsere schützende Hand reichen. – In meinem Fall steht’s 2:1 für die Eichhörnchen. Nur weil sie mir schon all zu oft die einzige Ablenkung boten, wenn ich mich des ungestörten Lernen willens, in den Schönbrunner Schloßpark zurückgezogen habe. Danke dafür!

 

Vorsicht, Fremde! – Artikel auf zeit.de

Weiterführende Photostrecke

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