30. Oktober 2023

Der Wiener Kongress

Ausblick Stephansdom Wien (c) STADTBEKANNT

Walking in Vienna

Historiker nennen mitunter den 30. Oktober 1814 als Datum für die Eröffnung des Wiener Kongresses. Neben der Neuordnung Europas wurde viel getanzt und der Grundstein für den ausgezeichneten Ruf Wiens als Kongressstadt gelegt, getreu dem bekannten Ausspruch: “I’m raving, I’m raving. Put on my raving shoes and walking in Vienna.”

Die Entwicklung der diplomatischen Bemühungen interessierte die Bevölkerung nur wenig, zu spärlich waren die Informationen, die aus den Konferenzsälen nach draußen drangen. Bedeutend spannender war es, die Adeligen und die Reichen Europas aus nächster Nähe betrachten zu können. Wien war zwar die drittgrößte Stadt Europas, im Vergleich zu London und Paris aber eher provinziell. Noch nie war sie mit einem solchen Ansturm von Gästen konfrontiert gewesen. Zu 250.000 Einwohnern kamen während des Kongresses zahllose Delegationen und mit ihnen eine Entourage von 100.000 Beratern, Ehepartnern, Dienern, Zofen und Schaulustigen hinzu. Kaiser Franz I. von Österreich galt eigentlich als Knauser, in der Rolle des Gastgebers durfte man sich jedoch keine Blamage erlauben, vor allem, wenn man bei den politischen Verhandlungen eine gute Figur machen wollte.

Pimp my Ride – Imperial Design

In Wien gab es noch keine Straßenbeleuchtung, keine Müllabfuhr und eine Kanalisation existierte nur rudimentär. Es war demnach undenkbar, dass sich die hohen Gäste zu Fuß bewegen würden. Schon vor Beginn des Kongresses ließ der Hof Luxuskarossen bauen, Prunkwagen, sportliche Fahrzeuge, Sommer- und Winterwagen. Sie alle hatten ein einheitliches “Imperial Design”. Für die allerhöchsten Gäste wurden persönliche Kutschen zur Verfügung gestellt, alle anderen durften sich eines Leihkutschensystems bedienen, bei dem mittels vorgedruckter Formulare Kutschen bestellt werden konnten, die innerhalb von 15 bis 25 Minuten zur Verfügung stehen mussten.

100 Millionen Euro Kosten

Gefeiert wurde überall in der Stadt. Für Reich und Schön gab es Fasanjagden im Prater, die beliebten Schlittenfahrten durch die Stadt, die Karusselle drehten ihre Runden, genauso die Tänzer auf den vielen Redoutenbällen. Umgerechnet auf heutige Verhältnisse fielen Kosten von rund 100 Millionen Euro für die öffentliche Hand an. Die Wiener Bevölkerung bezahlte am Ende selbst das monatelange Spektakel. Neue Steuern wurden eingeführt und Preise für Waren und Mieten stiegen. Beim nächsten Ereignis von Weltrang einige Jahrzehnte später hat die Stadt in Sachen Tourismus schon einiges dazu “gelernt”, wie der Reisebericht von John Cook anlässlich der Weltausstellung von 1873 verrät: “Obgleich Wien eine der großartigsten Städte Europas ist, findet man die möglichst schlechtesten Arrangements und die teuerste Art der Beförderung zwischen Eisenbahn und den Hotels, die im übrigen zu den teuersten in Europa zählen.”

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