27. Mai 2010

Van der Bellen gegen Ursula Stenzel das ist Brutalität

Im Fußball gibt es die alte Weisheit, dass ein Spiel 90 Minuten dauert und am Ende immer Deutschland gewinnt. Dasselbe gilt so ähnlich scheinbar auch für die Wiener Wahlen. Alle Parteien führen Wahlkampf und am Ende stellt die SPÖ den Bürgermeister, zumindest war das bisher immer so. Das macht Wahlkämpfe natürlich auf Dauer etwas öde und der Druck auf die Oppositionsparteien, sich irgendwelche Aufhänger zu suchen, um Interesse für ihre Themen zu generieren, ist groß.

Schon bei der letzten Wahl mutete der Infight zwischen Grünen und ÖVP um den zweiten Platz leicht sonderbar an und die mediale Aufmerksamkeit drehte sich fast ausschließlich um das so genannte „Duell um Wien“. Heuer ist dieser Trend noch viel stärker zu beobachten, Straches Potential ist nirgendwo so groß wie in Wien und die Angst, dass die FPÖ um die dreißig Prozent schaffen könnte, hat auch die Wiener SPÖ endlich aufgeweckt. In einer nie gesehenen Materialschlacht wird alles eingesetzt, was die Partei an finanziellen Mitteln aufbringen kann.

Auch die Wiener Volksbefragung ist vor diesem Hintergrund natürlich in erster Linie als Mobilisierung zum Wahlkampf und Versuch, frühzeitig die Themenführerschaft zu erringen, zu werten.

Klar, dass da Grüne und ÖVP das Problem sehen, in dieser Materialschlacht unterzugehen. Im letzten Wahlkampf hat die ÖVP Urusla Stenzel aus dem Hut gezaubert und so einen zwar sonderbaren, aber originellen Wahlkampfgag produziert. Heuer ist der Stadt ÖVP der Spitzenkandidat nach Brüssel entfleucht und das Standing deshalb besonders schwierig. Es bleibt abzuwarten, wie dort darauf reagiert werden wird.

Die Grünen haben sich in der letzten Wien Wahl einen erbitterten Kampf mit der ÖVP um den zweiten Platz geliefert, um schlussendlich als Vierter durchs Ziel zu gehen. Die letzten Wahlgänge in den Bundesländern waren wenig erfolgreich und der Druck, in Wien einen Erfolg einzufahren, ist deshalb groß.

Wenn der Kampf um die Stadt schon zwischen anderen Parteien stattfindet, kann man ja immer noch zum Kampf um die City aufrufen. Alexander Van der Bellen hat der Grünen Chefin Maria Vassilakou zugesagt, sich am Wahlkampf zu beteiligen. Die Listen bei den Grünen sind allerdings schon erstellt und was genau Van der Bellens Rolle sein wird ist deshalb noch nicht ganz klar. Nahe liegend ist ein Antreten gegen Ursula Stenzel um die Bezirksvorstehung im 1.Bezirk. Die ÖVP wird möglicherweise wieder von Haschtrafiken fabulieren, die im Falle eines Erfolges der Grünen in der City aufgestellt würden. Das wird aber sicher nicht passieren, was man mehr oder weniger bedauern kann. Was es aber möglicherweise geben wird, ist der Kampf der Eisernen Lady gegen den Gentleman Politiker um die bürgerliche WählerInnenschaft im 1.Bezirk. Für die Grünen ein interessantes Unterfangen, um neue WählerInnenschichten zu erschließen. Für die ÖVP eine echte Herausforderung. Und viele WählerInnen wird wohl so ziemlich alles freuen, was von Kebabstand, Morgenland, Christenhand und Abendland ablenkt.

 

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