Die Filmstarts für Juni im Überblick
Mensch gegen Dinosaurier in Jurassic World. Der sprechende Teddy-Bär macht in Ted 2 Mark Wahlberg das Leben schwer. Und wie ein Film ohne einzigen Schnitt aussieht, zeigt das Drama Victoria. Ein wahrlich vielseitiger Kinomonat, dieser Juni.
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Parcours d’amours
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Dokumentarfilme beleuchten ja gerne teils unbekannte Gegebenheiten und außergewöhnliche Persönlichkeiten. Regisseurin Bettina Blümner (Prinzessinnenbad) folgt dieser Mentalität und hat sich in ihrem neuen Werk Parcours d’amour die Senioren-Tanzsalon-Szene von Paris angesehen. Alternde Gigolos, unvermutet wendige Urgroßmütter und eine große Portion Alltags-Eskapismus samt Beziehungsdramen geben dem Film sowohl Humor als auch tiefe Einblicke in die beständig wachsende Bevölkerungsgruppe der Senioren. Sehenswert. |
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Woman in Gold
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Der Titel lässt vielleicht nicht gleich darauf schließen: Gustav Klimts wohl berühmtestes Gemälde, “Adele Bloch-Bauer I”, die ja auch als “Goldene Adele” hierzulande geläufig ist, stellt in Woman in Gold den Dreh und Angelpunkt der Erzählung dar. Die Geschichte rund um Maria Altmanns Kampf um die Rückgabe eben jenes Bildnisses, welches bis 2006 im Besitz der Republik Österreich war, darf sich mit einer hochkarätigen Besetzung rühmen: Hellen Mirren als Protagonistin Maria Altmann und Ryan Reynolds (!) als Anwalt Randol (Randy) Schoenberg versprechen zumindest schon mal ein gewagtes Duo zu sein; Daniel Brühl und Moritz Bleibtreu geben dem Ganzen dann noch den notwendigen Charme des deutschen Dialekts. |
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Jurassic World
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Man muss es Hollywood schon lassen: Verbissen an einem hoffnungslosen Franchise weiter herum basteln und immer wieder neue Ableger produzieren, die dann furchtbar floppen oder Filmkritiker in den Wahnsinn treiben – dieses von gesundem Menschenverstand-befreites Verfahren hat die Filmindustrie (Industrie!) mittlerweile perfektioniert (Spider-Man? Terminator? Alien? Die Hard? Pirates of the Caribbean? Transformers?). Das nun also auch ein weiteres Jurassic Park-Sequel erscheint, dürfte wohl nur die wenigsten Filminteressierten verwundern, weil: Dinosaurier! Spektakel! Steven Spielberg! Letzterer zwar nur als ausführender Produzent, aber immerhin. Mit vielen Referenzen auf die drei Vorgänger, einer Rahmenhandlung voller Seitenhiebe auf eben jene nach Spektakel lechtzende Sequel-Maschinerie (die Dinos in Jurassic World wurden nämlich herzhaft willkürlich genmanipuliert, um die Sensationsgier des Publikums zu befriedigen) und einer ansprechenden Besetzung (u.a. Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Indominus Rex) dürfte der Sommer-Blockbuster-Bedarf fürs Erste gesichert sein. Bis Mission Impossible 5 erscheint. Und Terminator 5. Und die Fortsetzung von Magic Mike. Und… |
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Hot Pursuit
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Reese Witherspoon und Sofía Vergara als komödiantisches Duo auf Abwegen? Man hat sicher schon schlimmere Ideen gehört und/oder gesehen. Nach klassischen Schema aufgebaut dürfte die Action-Komödie Hot Pursuit dann auch auf Nummer sicher in Sachen Handlungsverlauf und Figurenkonstellation gehen: Zwei komplett konträre Persönlichkeiten treffen aufeinander, es wird anfangs gezankt, später verbündet, schlussendlich menschelt es natürlich sehr bis zum Happy-End. Einziger Hoffnungsschimmer entgegen vollkommener Belanglosigkeit ist sicherlich Vergara selbst, deren charmant-chaotische Art (und erst der herzhafte Dialekt) ja schon in der TV-Serie Modern Family vollends zu Geltung kommt. |
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Love & Mercy
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Paul Dano als junger und John Cusack als älterer Brian Wilson, der musikalischen Antriebskraft der Beach Boys. Zuerst als erfolgreiches, aber sehr eigenwilliges Musik-Genie, der mit seinen skurrilen Aufnahmen und geplanten Liedern nicht nur Bandkollegen, sondern die gesamte Musikwelt vor den Kopf stößt. Später dann als ausgebranntes Wrack, der unter der Fuchtel seines Psychiaters (Paul Giamatti) steht. Love & Mercy schildert das aufwühlende Leben des Brian Wilson ausgehend von zwei unterschiedlichen Zeitepochen seines Lebens und somit auch zwei verschiedenen emotionalen Stadien seines Protagonisten. |
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Big Game
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Der amerikanische Präsident (wer sonst, wenn nicht Samuel L. Jackson) verunglückt mit seiner Air Force One (und das ganz ohne Schlangen an Bord!) in der finnischen Einöde, wird von einer Horde an Psychopathen gejagt und kriegt von einem 13-Jährigen Überlebensspezialisten Unterstützung im Entkommen von und Kampf gegen die wahnsinnigen Verfolger – das macht Sinn. Schon lange gab es wohl keinen Actionfilm mehr mit einer derart, na, sagen wir mal freundlich, an den Haaren herbeigezogenen Handlung, einer Geschichte, die selbst Machwerke wie Transformers oder Avengers beinahe wie Dokumentarfilme wirken lässt. An sich auch nicht weiter schlimm, so lange Big Game Spaß macht und wenigstens unterhaltsam ist – wen interessiert dann schon die Handlung. |
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Kingsman: The Secret Service
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Logisch: Wenn ein Film überraschend gut funktioniert hat (also in Sachen BoxOffice jeden überrascht und wie hier die Produktionskosten zehnfach wieder einspielt), dann ist die Fortsetzung beschlossene Sache. Auftritt: Ted 2, Comedy-Tausendsassa Seth McFarlane ist als Regisseur und Stimme des titelgebenden Plüsch-Protagonisten wieder an Bord, ebenso wie auch Mark Wahlberg als humanoide Punchline. Man darf aber gespannt sein, ob diesmal auch der Funke aufs Publikum überspringt, wenn einem die Story vor Augen geführt wird: Ted heiratet nämlich und beschließt, ein Kind zu adoptieren – die (notwendige?) Samenspende darf übrigens Wahlbergs Charakter beisteuern. Doch muss zuerst vor Gericht bewiesen werden, das der vorlaute Teddybär ein Mensch ist. Klingt unterhaltsam? Man lasse die Kinokassen entscheiden. |
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Victoria
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Eine verhängnisvolle Nacht, Schulden, zu viel Bier und ein Banküberfall. Vier Freunde und eine zufällig erst in dieser einen Nacht kennengelernte Spanierin werden dazu genötigt eine Bank zu überfallen. Was an sich recht banal klingt, lebt vor allem von den Schauspielern und seiner Inszenierung. Sebastian Schipper hat mit Victoria nämlich einen Film komplett ohne Schnitt gedreht. Eine einzige, durchgehende Einstellung, ein kompletter Take. Dreimal mussten die Darsteller den gesamten Film spielen. Den dritten Take kann man bald im Kino sehen, es ist nämlich der fertige Film. Victoria mag vielleicht etwas sperrig klingen, aber alleine aufgrund seiner ungewöhnlichen Machart ist er einen Blick wert. Und wer weiß, manche können ihm womöglich doch mehr abgewinnen, als sie im ersten Moment denken. |
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Die Liebe seines Lebens
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Eric Lomax (zuerst: Jeremy Irvine, dann: Colin Firth) war im Krieg und in Kriegsgefangenschaft, überlebt die unmenschlichen Bedingungen und Folter seiner Peiniger und kehrt schwer traumatisiert nach dem Krieg in seine Heimat zurück. Auch Jahrzehnte später noch plagen ihn Ängste und Alpträume, selbst seiner Frau Patti (Nicole Kidman) kann er nicht erzählen, was damals vorgefallen ist. Als sie herausfindet, dass einer seiner Peiniger noch lebt und zwar genau an dem Ort, wo Lomax damals in Gefangenschaft war, begibt sich das Ehepaar nach Thailand. Die Liebe seines Lebens erzählt eine tragische Geschichte über einen Teil des zweiten Weltkriegs, der relativ selten ins Zentrum von Spielfilmen gerückt wird: der qualvolle, unmenschliche Bau der 415km langen Strecke von Thailand nach Burma, die für zahlreiche Kriegsgefangene den Tod bedeutet hat. |
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