Das berüchtigte Kartenspiel Stoß und seine Verbindung zum Wiener Rotlichtmilieu

Noch in den 1960er-Jahren wurden Geldspiele sehr häufig mit der Unterwelt assoziiert, vor allem, wenn wir an das Kartenspiel „Stoß“ denken. Wir nehmen dich mit auf eine Reise in eine Welt, die du so noch nicht kanntest. Sie führt dich vom Spieltisch direkt ins Wiener Rotlichtmilieu.
Wien in den 1960er-Jahren war anders als das, was du heute kennst. Heutzutage sind Glücksspiele erlaubt, auch Online-Glücksspiele. Damals wurden Glückspiele im Hinterzimmer gespielt. Die Unterwelt der feinen Stadt war berüchtigt, immer wieder kam es unter Gangstern zu Kämpfen. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch das Kartenspiel „Stoß“, das umgangssprachlich auch als Naschi-Waschi oder meine Tante, deine Tante bezeichnet wurde.
Möchtest du einen authentischen und echten Einblick in eine Welt haben, die dir sonst verborgen bleibt, empfehlen wir den Dokumentarfilm „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“. Er nimmt dich nicht nur mit auf die Reise zu den Gangstern, er zeigt dir auch die unverblümte Wahrheit, die Alois Schmutzer und Kurt Girk vor der Kamera auspacken. Beide gehörten zur Szene wie kaum ein anderer und beide verbrachten viele Jahre in Haft, da sie am Spiel „Stoß“ teilnahmen.
Kartenspiele gibt es wie Sand am Meer, um „Stoß“ ranken sich aber zahlreiche Mythen, was das Spiel in Verruf gebracht hat. Es wird vor allem mit der Unterwelt Wiens und dem dortigen Rotlichtmilieu in Verbindung gebracht, außerdem ist es streng verboten. Und so funktioniert Stoß:
Die Regeln sind nicht außergewöhnlich, bei Glücksspielen geht es oft darum, Ergebnisse vorherzusagen. Auch das Spiel „Pharo“ funktioniert auf ähnliche Weise. Allerdings hat Stoß einen erheblichen Bankenvorteil von rund 6,56 %, was die Gewinnchancen für die Spieler stark reduziert.
Verglichen mit allen anderen Bundesländern in Österreich, gibt es in Wien heute noch die höchste Anzahl an Rotlichtbetrieben. Geändert hat sich allerdings die Art und Weise, wie diese betrieben werden. Noch in den 60er-Jahren war die Szenerie von Kämpfen, Rivalitäten und oft auch unaufgeklärten Morden geprägt. Heute geht es gesitteter zu. Eine Unterwelt? Gibt es nicht mehr. Wobei das auch in den 60ern gedacht wurde.
Wir wissen also nicht, ob in 30 Jahren nicht ein Film gedreht wird, der die Unterwelt der aktuellen Zeit beleuchtet. Heute braucht es das auch nicht mehr, denn in Wien gibt es genug Beschäftigungsmöglichkeiten und Veranstaltungen, die ganz legal funktionieren. Vergessen ist auch die Sprache der damaligen Zeit, die vor allem von Stoß-Spielern geprägt wurde.
Nicht nur das legendäre „Wienerlied“ war seinerzeit von großer Bedeutung (Volkslieder von Kleinkunstbühnen), auch einige Ausdrücke prägten die Zeit:
Schaust du dir den Film über die Wiener Unterwelt an, wirst du diese beiden Personen näher kennenlernen. Sie waren Freunde und sowohl bei der Polizei als auch anderen Gangstern gefürchtet. Kurt Girk widmete sich irgendwann seiner Leidenschaft, dem Wienerlied. Das nötige Kapital dafür erspielte er sich mit „Stoß“.
In den 70er-Jahren war es vorbei mit dem Lebedasein, die beiden wurden wegen Beteiligung an einem Postraub zu vielen Jahren Gefängnis verurteilt. Heute leben beide berühmt-berüchtigte Persönlichkeiten nicht mehr, du kannst sie im Film „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ aber noch einmal sehen.
Gefährlich, düster und alles andere als angenehm – die Rotlichtszene Wiens war nicht immer ein Stück Kultur. Dennoch lohnt es sich, zumindest auf der Mattscheibe einmal diese Reise anzutreten und herauszufinden, was damals eigentlich geschah. Wir wissen ja, dass es heute anders ist und da ist es erlaubt, ein Stück düstere Kultur der Stadt zu entdecken.