6. März 2013

8. März ist Internationaler Frauentag

Der Internationale Frauentag geht auf die deutsche Sozialistin Clara Zetkin zurück, die anlässlich der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 vorschlug, einen Internationalen Frauentag einzuführen. Ursprünglich wurde er am 19. März begangen, allerdings bald auf den 8 März verlegt. Denn am 8 März 1917 streikten in St. Petersburg die Arbeiter- und Soldatenfrauen. Dieses Ereignis war von zentraler Bedeutung für den Erfolg der Februarrevolution. 1921 wurde der Internationale Frauentag deshalb erstmal an diesem Tag begangen.

Da der Sowjetkommunismus im Westen zunehmend unpopulärer wurde und man vielfach bemüht war an diesen, nicht einmal anzustreifen, bemühte man sich um eine alternative Herleitung. Ein angeblicher TextilarbeiterInnenstreik in New York 1857 wurde vielfach zum Gründungsmythos. Diesen Streik dürfte es jedoch niemals gegeben haben.

Der 8. März geriet in der Nachkriegszeit zunehmend in Vergessenheit und wurde erst mit Beginn der zweiten Frauenbewegung wieder vermehrt für Kundgebungen genutzt. 1977 wurde der Tag schließlich von der UNO zum Internationalen Frauentag ernannt.

Zum heurigen 8. März sorgte Alice Schwarzer mit einem Kommentar in der Frankfurter Rundschau für eine Kontroverse, in dem sie die Abschaffung des Weltfrauentages forderte. Dieser sei eine sozialistische Erfindung. Die Frauenbewegung hingegen wäre eine Reaktion gerade auch gegen die Linke gewesen, die zwar noch den letzten bolivianischen Bauern befreien wollte, die eigenen Frauen und Freundinnen hingegen nicht. Alice Schwarzer forderte statt des einen Internationalen Tages, 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer. Caroline Kornelli erwiderte ihr, ebenfalls in der Frankfurter Rundschau, dass der 8. März für die meist mehrfach belasteten Frauen wenigsten die Gelegenheit böte, einen Grund zu haben, am Nachmittag schon Sekt zu trinken.

Unabhängig davon wie man nun zu Weltfrauentag steht, ob man eher die Bedeutung eines solchen Tages dafür nutzt, dass öffentliche Aufmerksamkeit auf die nach wie vor bestehenden vielfältigen Diskriminierungen gelenkt wird, oder ob man den Tag eher als Alibihandlung qualifiziert. Klar ist jedenfalls, dass alle wichtigen Themen der Frauenbewegung in den vergangenen Jahrzehnten heuer wieder thematisiert werden und wieder einmal festgestellt wird, dass sich nicht viel geändert hat.

Nachdem schon der Tod der großartigen österreichischen Politikerin Johanna Dohnal, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Frauenthema lenkte, setzt sich das nun rund um den 8. März fort.

Das Profil sezierte in der vergangenen Woche das „Macholand Österreich“, vergaß aber zu erwähnen, dass auch in der eigenen Redaktion 50:50, noch längst keine Selbstverständlichkeit ist. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass vielen peinlich ist, dass so gar nichts weiter geht in Sachen Frauenemanzipation in Österreich – was aber scheinbar nur zu gesteigerter Verdrängungsleistung und nicht zu gesellschaftlichem Wandel führt.

Seit vielen Jahren ist es jetzt so, dass Frauen höhere Bildungsabschlüsse erzielen und in immer mehr Berufsfeldern zunehmend höhere Qualifikationen aufweisen können, als ihre männlichen Pendants. Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen beträgt in Österreich dennoch weiterhin über 25 Prozent. Damit erreicht man im europäischen Vergleich hinter Estland den wenig schmeichelhaften vorletzten Platz. Besonders erschreckend ist, dass sich diese Einkommensschere sogar wieder weiter öffnet, statt sich endlich zu schließen.

In Spitzenfunktionen sind Frauen sowohl in Wirtschaft, als auch in Politik, oder in der Forschung nach wie vor absolut unterrepräsentiert. Die 21 österreichischen Universitäten haben 21 männliche Rektoren. Der Frauenanteil unter den ProfessorInnen beträgt mickrige 16,5 Prozent und nur 9.7% aller Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen sind Frauen. Der Frauenanteil im Parlament beträgt lediglich 27,9%. Indien ist da ambitionierter, denn die von Sonia Gandhi geführte Kongress-Regierung will heute dem Parlament vorschlagen, zukünftig 1/3 aller Sitze für Frauen zu reservieren.

In Österreich muss allerdings betont werden, dass der Frauenanteil bei den rechten Parteien besonders gering ist. Sowohl bei FPÖ, als auch beim BZÖ liegt er deutlich unter 20%. Allerdings scheitert die SPÖ auch seit Jahren an der eigenen 40% Quote und lediglich die Grünen dürfen sich rühmen konsequent 50% Parlamentarierinnen zu entsenden. Insgesamt eine traurige Bilanz, 91 Jahre nachdem die ersten Frauen in den österreichischen Nationalrat eingezogen sind.

Kein Wunder, dass der Ruf nach Quoten wieder stärker wird. Frauenministerin Heinisch Hosek betont immer wieder, dass freiwillige Anreize offenbar viel zu wenig helfen. Quoten, die im Falle der Nicht-Einhaltung auch Sanktionen ermöglichen, führen hingegen sehr rasch zu messbaren Ergebnissen. Das Beispiel Norwegens, das eine Vorreiterrolle einnimmt, macht das deutlich. Auch eine Gagentransparenz würde laut Frauenministerin helfen, da viele Frauen oft gar nicht wüssten, wie sehr sie in Punkto Bezahlung diskriminiert werden. Und schließlich möchte sie die 40% Quote auch in ihrer eigenen Partei endlich, notfalls mit Sanktionen im Fall der nicht Erfüllung, durchsetzen.

Weitere Forderungen am Weltfrauentag sind beispielsweise die der Grünen nach einem Mindestlohn von € 1.000,- Netto, der insbesondere den vielfach weiblichen Arbeitskräften im Einzelhandel und den ebenfalls Großteils weiblichen Teilzeitarbeitskräften zu Gute kommen würde.

Bereits gestern wurde der Frauenbericht 2010 vorgestellt. Dieser zeigt deutlich, dass alle unbezahlten Tätigkeiten nach wie vor überwiegend Frauenarbeit sind. Frauen haben beispielsweise 1992, 69% dieser Arbeiten verrichtet und tun das auch heute noch zu 66%. Das ist eine kaum messbare Verbesserung. Besonders krasses Beispiel im Haushaltsbereich ist das Bügeln, das zu 89% von Frauen verrichtet wird.

Es liegt also viel im Argen in Österreich und die immer noch vielfach fehlenden Ganztagskindergärten und die eben erst intensivierte Debatte um Ganztagsschulen haben wir bisher noch gar nicht angesprochen.

Es wäre aber nicht der 8.März, wenn es nicht Leute gäbe, die das alles ganz anders sehen und ihre, nun ja, sehr eigenen, Ansichten zum Thema präsentieren würden. Wie beispielsweise Andreas Unterberger in seinem Kommentar zum Thema „Die Diskriminierungslüge.“ Auch die FPÖ betont am 8. März, dass Frauenpolitik auch Familienpolitik sei. Im Mainstream sind die Probleme aber andere. Die Diskriminierung von Frauen wird erkannt, wie auch diese Umfrage beweist, nur mit Änderungen an der Situation lässt man sich unendlich viel Zeit.

Auch heuer gibt es übrigens wieder zahlreiche Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag. Noch bis 20:00 Uhr finden im „Offenen Rathaus“ zahlreiche Workshops statt. Die AAI Galerie bietet um 19:00 Uhr eine Vernissage zum Thema „Afrika im Dialog: Internationaler Frauentag“ an, das Kosmos Theater inszeniert um 19:00 Uhr „Das Theater mit dem Gender“, in der Urania findet „Urania Feminin“ statt und das Cafe Kafka bietet eine „Literaturwanderung zum Frauentag“. Die Wiener Grünen zeigen um 19:00 Uhr den Film „It´s a freee world.“

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