Unterwegs in Döbling.

Mit der U6 zur Nußdorfer Straße und schon geht es auf ins Vergnügen – wir treiben uns beim Würstelstand und in Gemeindebauten, Parks und Gasthäusern herum.

LEO Würstelstand (c) STADTBEKANNT
LEO Würstelstand (c) STADTBEKANNT

Würstlicher Empfang

Warum nicht mit einem Würstel beginnen? Und warum nicht dort, wo alles begann? Beim Würstelstand Leo, dem ältesten noch bestehenden Würstelstand der Stadt. Er feierte im Oktober 2018 seinen neunzigsten Geburtstag und steht wie ein Fels in der Brandung am Döblinger Gürtel: links und rechts und vorne flitzen die Autos vorbei, oben dröhnt die U6. Dennoch ist es eine kleine Glückseligkeit am türkisenen Stand zu lehnen, wo über 60 Speisen angeboten werden – neben einigen vegetarischen Imbissen und ausgefallenen Variationen von Würstel selbstverständlich auch Klassiker wie die „Haße“, die dem ehemaligen Stammgast Bundeskanzler Kreisky angeblich besser geschmeckt haben soll als das Essen beim Festbankett!

U-Bahn Nussdorf Brücke Gürtel (c) STADTBEKANNT
U-Bahn Nussdorf Brücke Gürtel (c) STADTBEKANNT

Aus der Zeit des Roten Wien

Weiter geht es die Billrothstraße hinauf bis zur Philippovichgasse 1, wo wir vor dem Klose-Hof stehen. Der in den Jahren 1924 und 1925 errichtete Gemeindebau wurde von Josef Hoffmann, Mitbegründer der Wiener Werkstätte, geplant. Die schlichte Fassade wird lediglich von darüber verstreuten steinernen Blumen dekoriert und das Portal am Eingang Philippovichgasse von zwei Früchteträgerinnen geziert. 1949 wurde die Wohnhausanlage nach Viktor Klose benannt, der zum Republikanischen Schutzbund gehörte und 1934 im 19. Bezirk erschossen wurde.

Klose Hof (c) STADTBEKANNT
Klose Hof (c) STADTBEKANNT

Gegenüber des Klose-Hofes erhebt sich der Pestalozzi-Hof. Er wurde von der ersten Frau, die in den Österreichischen Architektenverein aufgenommen wurde, geplant – Ella Briggs. Sie und Margarete Schütte-Lihotzky waren zudem die einzigen Frauen, die im Wohnbauprogramm der Zwischenkriegszeit als Architektinnen (nicht nur für Inneneinrichtungen) fungierten. Namensgeber des Hofes ist der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), dem im Innenhof vor dem heute noch bestehenden Kindergarten ein Denkmal gesetzt wurde.

Pestalozzi Hof (c) STADTBEKANNT
Pestalozzi Hof (c) STADTBEKANNT

Vom Friedhof zum Park

Wir wechseln wieder die Straßenseite und erkunden den Währinger Park. An dessen Westseite befindet sich die ehemalige Hochschule für Welthandel, in der heute Institute der Universität Wien, etwa jene für Ägyptologie und Archäologie, untergebracht sind. Der Park wurde 1923 auf dem Terrain des ehemaligen Währinger Allgemeinen Friedhofs angelegt. Er war einer der fünf kommunalen Friedhöfe, die nach dem Verbot Josephs II., Tote innerhalb des Linienwalls (Gürtel) zu bestatten, errichtet wurden. Geht man die Ziegelmauer am unteren Ende des Parks entlang bis zur hintersten Ecke, kann man über die Mauer einen Blick in den jüdischen Friedhof Währing erhaschen, der nur bei Führungen zu besichtigen ist.

Friedhof Währingerpark (c) STADTBEKANNT
Währingerpark (c) STADTBEKANNT

„Da hopft das Herz“

Über die Lißbauergasse erreichen wir das Fischer Bräu und treffen erneut auf eine gastronomische Besonderheit, nämlich Wiens erste Gasthausbrauerei. Seit 1985 wird hier hauseigenes Bier produziert, das man im Sommer im wunderschönen Gastgarten genießen kann – „da hopft das Herz“, wie schon am Eingang angekündigt wird.

Fischer Bräu (c) STADTBEKANNT
Fischer Bräu (c) STADTBEKANNT

Den Dänen zum Dank

Auf dem Areal einer ehemaligen Bierbrauerei ist der gegenüber vom Fischer Bräu gelegene Kopenhagen-Hof entstanden. Die insgesamt neun Gebäude wurden in zwei Bauphasen in den Jahren 1956 bis 1958 und nach den Plänen von zwei Architektenteams errichtet. Als Dank für die Hilfe des Staates Dänemark nach den beiden Weltkriegen (vor allem für die Kinder) wurde der Gemeindebau nach der dänischen Hauptstadt Kopenhagen benannt und eine Gedenktafel angebracht.

Kopenhagen Hof (c) STADTBEKANNT
Kopenhagen Hof (c) STADTBEKANNT

Schlendert man durch die parkähnliche Wohnhausanlage stößt man auf zahlreiche Kunstwerke: eine Sonnenuhr von Helene Hädelmayr, die Plastik „Zwei spielende Bären“ von Josef Bock, eine „Abstrakte Vogeltränke“ von Alfred Hrdlicka und andere mehr. Nach dem Besuch dieser Freilichtausstellung steuern wir die Döblinger Hauptstraße an.

Abstrakte Vogeltränke (c) STADTBEKANNT Preindl
Abstrakte Vogeltränke (c) STADTBEKANNT Preindl

Südliches Feeling

An der Ecke eines herrschaftlichen Miethauses mit der Hausnummer 15 ist die König & Landl GmbH angesiedelt, wo man bestens aufgehoben ist, wenn Maschinen, Werkzeuge oder andere Gerätschaften gebraucht werden.
Diese wären für Edmond Dantès beim Graben des Fluchttunnels in Alexandre Dumas Roman „Der Graf von Monte Christo“ durchaus von Vorteil gewesen. Schließlich landen auch wir im Monte Christo. Bei typischen italienischen Speisen – von Fisch- und Pastagerichten über Risottos bis zu Pizzen – kann man sich in diesem Restaurant für eine Weile wie im Süden fühlen und den frostigen Temperaturen gedanklich entkommen.

Monte Christo (c) STADTBEKANNT
Monte Christo (c) STADTBEKANNT

Wo wir waren

Würstelstand Leo
Döblinger Gürtel 2

Klose-Hof
Philippovichgasse 1

Pestalozzi-Hof
Philippovichgasse 2-4

Währinger Park

Fischer Bräu
Billrothstrasse 17

Kopenhagen-Hof
Schegargasse 13-15

König & Landl GmbH
Döblinger Hauptstraße 15

Monte Christo
Döblinger Hauptstraße 34

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Bewertung “Stadtspaziergang: Wir drehen eine Runde im 19. Bezirk”

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