Wien ist der schönste Urlaubsort 2020

Allmählich wird es Zeit, uns zu überlegen, wo wir unseren Sommerurlaub verbringen wollen …
Wie wäre es mit Wien?
Wien ist schließlich nicht umsonst eine Top Destination im internationalen Tourismus. Hier lässt sich wirklich jede Art von Ferienwunsch erfüllen. Ob Baden, Wandern, Flanieren, Kunstgenuss oder Familienspaß. Stürzen wir uns also allein, in Gesellschaft von FreundInnen oder en famille in unser erstes städtisches Abenteuer, in dem wir auch die Lebensader Wiens, die Donau überqueren, und beginnen wir mit den architektonischen Reizen einer steinzeitlichen Terrasse und steigen von der Alservorstadt hinunter zur Rossau.

Wenn die Stadt zur Bühne wird

Dieser Stadtteil ist ein wahres Architekturjuwel, das Heimito von Doderer in seinem vielzitierten und selten (fertig)gelesenen 900 Seiten umfassenden Roman „Die Strudlhofstiege“ zurecht verewigt hat. Einst von den großen Barockpalais der wichtigen Fürstenfamilien dominiert, lädt uns dieser Teil Wiens heute dazu ein, durch die verschiedenen historischen Zeiten und ihre Stile zu spazieren.

Strudlhofstiege Alsergrund (c) STADTBEKANNT
Strudelhofstiege Alsergrund (c) STADTBEKANNT

Die berühmteste Stiege Wiens, die 1910 im Jugendstil errichtete Strudlhofstiege, zum Glück bis heute wider Erwarten ein Geheimplatz, ist der optimale Start. Hier oben, nachdem wir die ehemalige K.u.K.Konsularakademie und heute schwer bewachte amerikanische Botschaft hinter uns gelassen haben, scheint uns „eine Bühne des Lebens aufgeschlagen“ wie einer der Hauptprotagonisten des Dodererschen Romans es formuliert, auf der wir eine lang ersehnte Rolle spielen dürfen, die Stadt unter uns als Zuschauerin. Beflügelt von einem Wien, das einmal war und doch in vielem noch fortlebt, schweben wir über mehrere von majestätischen Baumkronen gesäumten Emporen hinab, passieren das leider nur noch sehr beschränkt zugängliche Sommerpalais Liechtenstein, durch dessen Vorderfront, wenn das Licht richtig fällt, die goldene Prunkkutsche der Familie Liechtenstein durchscheint.

Pferde und Prachtbauten

Und sind auch schon, zur Kutsche passend, an der Schwelle zur Rossau: eine der vielen ehemaligen Auen Wiens, wo einst die Hochburg der Kutschenmacherei war und sich auch das berühmte „Fiakerhaus“ in der Pramergasse befand. „Die Miserovsky’schen Zwillinge“ aus Doderers Roman, ein historistisches Doppelhaus zweier Architekten (darunter Miserovsky), die der Autor wissentlich falsch als Zwillinge benannte, schauen uns auf der an die zweitälteste Porzellanmanufaktur erinnernden Porzellangasse entgegen, auf der wir, links abbiegend weiter durch Doderers Romanwelt wandern können, bis wir am Ende der Stroheckgasse an die Rossauerlände stoßen.

Servitenviertel (c) STADTBEKANNT
Servitenviertel (c) STADTBEKANNT

Vom Unbewussten zur Erinnerunskultur

Oder wir peilen die rechtsliegende Servitengasse an, wo mehr Gründerzeit- und Jahrhundertwendecharme aber auch das darauf folgende dunkle Kapitel der Stadtgeschichte, die Vertreibung und Auslöschung der jüdischen Bevölkerung auf uns warten.
Am Weg dorthin werfen wir einen Blick die Berggasse hinauf, deren Nummer 19 zu einer der berühmtesten Adressen der Moderne geworden ist. Der dort bis 1938 das Unbewusste erforschende Dr. Freud, verscherzte es sich mit den Wiener Bürgern unter anderem damit, dass er das „Ich“ zum „nicht unumschränkten Herrscher in seinem eigenen Heim“ degradierte.
Aus seinem eigenen Heim wurde er von den Nazis vertrieben wie so viele andere, anders als er aber bis heute oft namenlos gebliebene jüdische MitbürgerInnen, an die aber nun in der Servitengasse in unmittelbarer Nähe zur Servitenkirche 462 Schlüsseln mit eingravierten Namen in einer in den Boden eingelassenen Glasvitrine erinnern.

Bezirkswechsel über Brücken

Bestärkt darin, dass das Wien, das einmal war nun bewusster erinnert wird, geht es an die anfangs versprochene Lebensader Wiens, über das Obere Werd, das Donauufer der Rossau, um das sich die Sage der die Fischer vor Gefahren warnenden Donauweibchen rankt.
Am Donaukanal, dem schmalsten aber dafür ältesten Donauarm haben wir die Wahl zwischen mehreren Brücken, die uns in die seit Jahren sich zur Hippster-Gegend entwickelt habenden Leopoldstadt hinüberführen, um dort in den kleinen Gassen das in den letzten Jahrzehnten allmählich wieder erwachte jüdische Leben zu erspüren, Marktflair im Karmeliterviertel zu genießen und uns den Weg Richtung Augarten zu bahnen.
Dort lassen wir auf der Wiese oder in einer der zahlreichen Alleen unseren Urlaubstag in Wien zwischen Flakturm und Porzellanmanufaktur unter freiem Himmel und schattenspendenden Bäumen ausklingen.

Augarten Flakturm Park (c) STADTBEKANNT
Augarten Flakturm Park (c) STADTBEKANNT

 

Elke Papp

Die Stadtverführerin bietet u.a. Spaziergänge im Alsergrund rund um den Roman „Die Strudlhofstiege“ an.
Auf Deutsch, gern auch auf Englisch und Französisch, immer mit Sprachwitz und Liebe fürs Originelle.
Kleingruppen sind wieder möglich, sicher aber nicht minder spannend. Gern zu Wunschthemen.
mail@stadtverführerin.at

 

Wo wir waren

Strudlhofstiege
Strudlhofgasse 8, 1090 Wien

Palais Liechtenstein
Fürstengasse 1, 1090 Wien

„Fiakerhaus“
Pramergasse 9, 1090 Wien

Sigmund Freud Museum
Berggasse 9, 1090 Wien

Servitenkirche
Servitengasse 9, 1090 Wien

Donaukanal
Am Donaukanal, 1020 Wien

Karmeliterviertel
Karmeliterviertel, 1020 Wien

Augarten
Augarten, 1020 Wien

Fotos

    4.0

    Alfredo

    Freu mich schin, wenn ich nach der Corona Zeit wieder Wien besuchen und alls dies ansehen kann, was Ihr mir vorgebt. DANKE!!!!

    Diese Bewertung war ...?

Bewertung

Bewertung
Bewerten