Flanieren am Ring
Unser Spaziergang beginnt bei der Hauptuni Wien, die bereits 1365 gegründet wurde und bis heute die größte Universität im deutschsprachigen Raum ist. Ebenfalls darf sie sich, nach der Karls-Universität in Prag, die zweitälteste des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches nennen.
Im Studentenalltag ist einem die klangvolle Historie der Universität Wien jedoch nicht immer so wertvoll wie ein schnelles warmes Essen im leeren Magen, das wenn möglich auch kein all zu großes Loch in der Geldbörse hinterlässt. Rund um das Hauptgebäude haben sich daher die großen und kleinen Fastfood-Lokale und Kaffeeversorgungsstätten versammelt.
Für manche gesundheitsbewusste Studierenden gibt es seit geraumer Zeit eine fruchtige Abwechslung zu Kaffee oder Burger. Am Schottentor eröffnete die Juice Factory, welche von drei weltreisenden Fruchtliebhabern mit viel Liebe betrieben wird. Vor Prüfungsstress und mangelndem Selbstvertrauen eignet sich zum Beispiel die Iron Lady aus Apfel, Spinat und Ananas.
Wer sich nach dem Energieschub gleich wieder in Büchern vergraben möchte, kann das in der Buchhandlung Kuppitsch tun. Wir sind jedoch faul und lassen uns von unserer Nase ins nächste Lokal führen. Im typischen Studententreff Testa Rossa kann geraucht, getrunken und gegessen werden bis man unter Umständen die eine oder andere Vorlesung verpasst.
Natürlich fällt es oft schwer sich dem Duft von Fritteusen-Fett und Kalorienbomben nicht hinzugeben und sich beim Vorbeigehen keinen McDonald’s-Burger in den Mund zu stopfen, doch als Alternative kann man sich direkt nach Vorlesungsschluss stilvoll betrinken und bei Wein&Co einkehren. Der Bar-Bereich ist charmant und edel.
Doch noch stylischer wirds im Yamm, falls der Hunger nicht aufhört zu rebellieren. Zum Essen gelangt man zwar schnell, doch mit Fastfood hat das wenig zu tun. Das Buffet-System und die etwas andere Art abzurechnen – nämlich mit Euro pro Gramm – haben sich bewährt auch wenn die Geldbörse nicht hocherfreut ist, der Magen ist es allemal.
Das Liebenberg-Monument, welches man vermutlich schon oft gesehen hat aber nie genau betrachtet hat, erinnert an die zweite Wiener Türkenbelagerung, welche im September 1683 überstanden war. Wir staunen – gehen dann aber weiter zu einer Wiener Institution im Bereich Kaffeehaus: das Cafe Landtmann. Berühmtheiten wie Romy Schneider, Sigmund Freud, Marlene Dietrich und sogar Hillary Clinton waren hier schon zu Gast. Trotz Touristen-Attraktion und gehobeneren Preisen ist das Landtmann dennoch für Studierende geeignet, da das Frühstück immerhin bis 15 Uhr serviert wird und man hier einfach einmal einen Kaffee oder Tee geschlürft haben muss.
In der Berühmtheit steht der Nachbar vom Cafe Landtmann ihm in nichts nach: das Burgtheater – eine der Prachtbauten am Ring. Um es zu ehren wurde es in den Siebziger-Jahren sogar auf Geldnoten gedruckt und zwar auf den Fünfzig-Schilling Schein. Das Burgtheater zog aber erst 1888 auf den Ring – davor war es als “altes Burgtheater” am Michaelerplatz beheimatet.
Ebenso prächtig ist natürlich das Wiener Rathaus. Bis in die Siebziger wurde es “neues Rathaus” genannt um es vom “alten Rathaus” in der Wipplinger Straße zu unterscheiden, welches bis 1850 genutzt wurde. Inzwischen weiß kaum noch jemand, dass das nicht das ursprüngliche Prachtgebäude ist, was die Unterscheidung unnötig macht.
Von Jänner bis März kann am Wiener Rathausplatz ein Eistraum in Erfüllung gehen. Mitten unter hunderten Besuchern – davon vermutlich die meisten Touristen – kann man direkt vor dem Bürgermeister auf künstlichem Glatteis tanzen.
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