Frohen Mutes von A nach B
Wir beginnen mit A wie Arik Brauer und verabschieden uns bei B wie Bruno Kreisky – dazwischen begegnen wir Joseph Haydn, Albert Einstein, Therese Šip und einigen anderen mehr.
Der Spaziergang durch Gumpendorf verläuft trockenen Fußes, denn die Zeit, in der der unregulierte Wienfluss dieses Gebiet überschwemmte (Gumpe = Tümpel), ist längst vorbei.
„Das Ringen um Harmonie“
Wir reisen mit der U6 an. Sie verkehrt zum Teil auf der ehemaligen Strecke der Wiener Stadtbahn, die Otto Wagner konzipierte und für die er die Stationen entwarf; auch jene der Gumpendorfer Straße, bei der wir aussteigen und in die gleichnamige Straße einbiegen.
Bunt und fröhlich präsentiert sich von Nummer 134 bis 136 das Arik-Brauer-Haus. Das in den Jahren 1991 bis 1994 errichtete Wohnhaus im Stil des Phantastischen Realismus (Brauer war Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus) zeigt auf den Keramikfliesen der Fassade ein Bild, dem der Künstler den Titel „Das Ringen um Harmonie“ verlieh. Man kann sich eine Weile satt sehen und sich dann noch im Café Musenkuss inspirieren lassen.
Gleich daneben erhebt sich – im Kontrast zum verspielten Brauer-Haus – ein Ziegelbau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Obenauf wurde in den 1910er Jahren von der Produktionsgesellschaft Listo Film ein verglastes Filmatelier gesetzt, das eines der ältesten erhaltenen Filmstudios in Europa ist. Heute arbeitet die ebenfalls dort ansässige Firma Listo Videofilm in der Postproduktion.
„Machʼ es wie die Sonnenuhr, zählʼ die heitʼren Stunden nur“
Am Lutherplatz rund um die von Ludwig Förster und Theophil Hansen geplante evangelische Gustav-Adolf-Kirche, übrigens das größte evangelische Kirchengebäude Österreichs, herrscht lebendiges Treiben; dazu passt der Spruch oberhalb der Sonnenuhr an der Ecke Lutherplatz/Sonnenuhrgasse: „Machʼ es wie die Sonnenuhr, zählʼ die heitʼren Stunden nur.“ Wir nehmen diesen Rat mit und gehen frohen Mutes die Sonnenuhrgasse entlang durch einen Gemeindebau, auf dessen Seite hin zur Liniengasse Malereien von sich nach oben rankenden Pflanzen und von Vögeln wiederum eine heitere Stimmung schaffen.
Über die Liniengasse erreichen wir die Haydngasse, wo in der Nummer 19 das Haydnmuseum untergebracht ist. Der berühmte Komponist lebte in diesem Haus zwölf Jahre lang bis er am 31. Mai 1809 hier verstarb. Entstanden sind an diesem Ort die Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“.
Glutenfrei, süß, scharf, herb
Von der Haydngasse biegen wir in die Schmalzhofgasse ein und gehen stadteinwärts bis zur Hugo-Wolf-Gasse, wo sich der Loquaipark befindet. Ferdinand Loquai war Bezirksvorsteher in Mariahilf, Gemeinderat und Landtagsabgeordneter. Die nach ihm benannte Grünfläche lädt zu einer kleinen Verschnaufpause ein. Dann wird es Zeit, sich den gastronomischen Angeboten zu widmen: Im Café Grüner Salon in der Hirschengasse 8 werden die Torten und Süßspeisen zu 100% glutenfrei und zu 50% zuckerreduziert produziert. Wer sich dem Zuckergenuss hingeben will, schaut in der Schoko-Manufaktur bitter süss von Gesa Weitzenböck vorbei, wo feinste handgemachte Pralinen alle Sorgen dahinschmelzen lassen.
Um die Ecke, im Antiquariat Bücher Ernst, kann man in alten Büchern oder der Tageszeitung vom eigenen Geburtstag schmökern. Dann liegt der Fokus wieder auf dem kulinarischen Gebiet: Vis-à-vis dem Antiquariat verlassen in der Thai Isaan Kitchen köstliche Speisen mit authentischem Geschmack die Töpfe und Pfannen. Im Irish Pub Dublin zwei Nummern weiter kann man schließlich noch gemütlich ein Bierchen trinken oder einen Whiskey genießen.
Vogeltränke und Wasserwerke, Hanswurst und Einstein
Wer die Besichtigungstour fortsetzen will, geht weiter in die Grabnergasse. Im Innenhof des in der Mitte der 1950er Jahre erbauten Gemeindebaus Grabnergasse 11-13 befindet sich eine Plastik von Mario Petrucci. Es handelt sich um drei Bronzefiguren, eine Mutter und zwei Kinder, die ihre Arme austrecken und deren Hände als Vogeltränke dienen.
Im Gebäude auf der anderen Straßenseite ist die MA 31 – Wiener Wasser angesiedelt, wo die Wasserverteilung und die Bewirtschaftung der Behälter in der Stadt erfolgen.
Quer zur Grabnergasse verläuft die Mollardgasse. Auf einer Tafel wird vermerkt, dass an der Straßenecke ursprünglich das Hanswursthaus stand, das nach seinem Besitzer Josef Anton Stranitzky, Erfinder der Wiener Hanswurst-Figur, so genannt wurde. Über die Mollardgasse 30-32 erstreckt sich der Einsteinhof. Eine Pferdchenskulptur am Hauseingang hat ihren Kopf in Richtung Innenhof gewendet, denn dort ist der Rest der Ponygruppe – sechs weitere Skulpturen, ebenfalls von Mario Petrucci geschaffen. Adele Stadler hat an der Fassade des Kindergartens das Keramikrelief „Spielende Kinder“ gestaltet.
Coworking Space
Der Therese-Šip-Park bietet erneut eine Möglichkeit, kurz zu verweilen und sich an diese bemerkenswerte Frau zu erinnern, die sich für arme Menschen engagierte, Fürsorgeamtvorständin und über dreißig Jahre Bezirksrätin in Mariahilf war. Danach gehen wir noch vor bis zur Mollardgasse 85, wo sich der 1908 von Kaiser Franz Joseph errichtete Werkstättenhof befindet. Damals wie heute wird dieser Komplex von unterschiedlichsten Gewerbebetrieben genutzt und die Wohnungen von Gewerbetreibenden in Wien bewohnt. Durchquert man den Innenhof, bekommt man einen Teil der Geschäftigkeit in diesem außergewöhnlichen Ambiente mit. Dann steht man auf der linken Wienzeile und erblickt auf der anderen Seite, schon im fünften Bezirk, den Bruno-Kreisky-Park – ein guter Ort, den Spaziergang in der Sonne sitzend ausklingen zu lassen.
Wo wir waren
Arik-Brauer Haus
Gumpendorfer Straße 134-136
Listo Videofilm
Gumpendorfer Straße 132
Gustav-Adolf-Kirche
Lutherplatz 1
Wohnhausanlage
Liniengasse 27
Haydnmuseum
Haydngasse 19
Loquaipark
Café Grüner Salon
Hirschengasse 8
Schoko-Manufaktur bitter süss
Hirschengasse 1
Antiquariat Bücher Ernst
Gumpendorfer Straße 84
Thai Isaan Kitchen
Gumpendorfer Straße 91
Dublin Irish Pub
Gumpendorfer Straße 93
Wohnhausanlage
Grabnergasse 11-13
MA 31 – Wiener Wasser
Grabnergasse 4-6
Einsteinhof
Mollardgasse 30-32
Therese-Šip-Park
Brückengasse 1
Werkstättenhof
Mollardgasse 85
Bruno-Kreisky-Park
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