Unterwegs im 3. Bezirk.

Wir machen einen ausgiebigen Spaziergang durch den 3. Bezirk und erkunden Wohnhöfe aus den 1920er Jahren, suchen Parks auf, kehren bei Petrus und Paulus und in anderen Wirtshäusern ein.

Ausgangspunkt Kardinal-Nagl-Platz

Los geht`s am Kardinal-Nagl-Platz, an dessen nordöstlichen Seite sich der Franz-Silberer-Hof befindet. Franz Silberer war ein sozialdemokratischer Politiker und Gewerkschafter, der sich vor allem für die Besserungen der Arbeitsbedingungen im Bäckergewerbe einsetzte. 1912 verunglückte er bei einer Bergtour. Sofort fallen an dem 1927 entstandenen Gemeindebau die eleganten Spitzbogenloggien ins Auge, die die Fassade im Wesentlichen prägen. Im Innenhof finden sich mit dem Naturstein-Brunnen und den Scheinzinnen auch romantisierende Elemente.

Franz-Silberer-Hof Naturstein-Brunnen (c) STADTBEKANNT Preindl
Franz-Silberer-Hof Naturstein-Brunnen (c) STADTBEKANNT Preindl

Auf den 50.000 Quadratmetern des Rabenhofs

Zurück auf dem Kardinal-Nagl-Platz, wenden wir uns in Richtung Rabenhof. Diesen zu erkunden nimmt einige Zeit in Anspruch, die aber wohlinvestiert ist. Die in den Jahren 1925 bis 1928 von Hermann Aichinger und Heinrich Schmid erbaute Anlage umfasst 78 Stiegen und über 1100 Wohnungen sowie einen Kindergarten, eine Bibliothek, zahlreiche Geschäftslokale und andere Einrichtungen.

Rabenhof Durchgang (c) STADTBEKANNT
Rabenhof Durchgang (c) STADTBEKANNT

Während wir durch die einzelnen Höfe schlendern, stoßen wir auf einige Highlights: Ein roter Teppich lädt zum Besuch des Rabenhof Theaters ein – das von Thomas Gratzer geleitete Haus bietet ein wirklich vielschichtiges Programm; die Mission lautet: „Im Spannungsverhältnis zwischen E- und U- gibt es im Rabenhof Theater zeitgenössisches, urbanes Volkstheater mit popkulturellem Ansatz.“

Rabenhof Theater (c) STADTBEKANNT Preindl
Rabenhof Theater (c) STADTBEKANNT Preindl

Auf der Höhe der Hainburger Straße 68 schmückt die Plastik Musizierende Kinder von Margarete Hanusch eine Stiege und vor dem Kindergarten am Sankt-Nikolaus-Platz tanzt eine Figur Otto Hofners. „Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!“, so die Ansage auf der Gedenktafel in der Baumgasse für die Rabenhof-Bewohnerin und Widerstandskämpferin Grete Jost, die im Nationalsozialismus exekutiert wurde.

Rabenhof Grete Jost (c) STADTBEKANNT Preindl
Rabenhof Grete Jost (c) STADTBEKANNT Preindl

Von Joe Zawinul über Petrus und Paulus zu Marianne Hainisch

Unweit davon befindet sich der Klopsteinplatz mit einem belebten Park inklusive Spielplatz und dem Denkmal für die Jazz-Legende Joe Zawinul, der in der angrenzenden Weinlechnergasse aufwuchs.

Weinlechnergasse (c) STADTBEKANNT
Weinlechnergasse (c) STADTBEKANNT

Diese gehen wir entlang bis zur Petrusgasse. Wo die Paulusgasse auf die Petrusgasse trifft, ist stimmigerweise Petrus & Paulus Stuben angesiedelt, in der traditionelle Wiener Küche serviert wird. Als sportlicher Ausgleich zum Essen bietet sich eine flotte Kegelpartie auf der hauseigenen Bahn an.
Das nächste sehenswerte Gebäude an der Ecke zur Landstraßer Hauptstraße ist der Marianne-Hainisch-Hof. 1927/1928 errichtet, wurde er nach einer Leitfigur der österreichischen Frauenbewegung benannt, die unter anderem das erste Gymnasium für Mädchen eröffnete und die Einführung des Muttertages in Österreich initiierte – er wird hierzulande seit 1924 gefeiert.

Marianne-Hainisch-Hof (c) STADTBEKANNT
Marianne-Hainisch-Hof (c) STADTBEKANNT

Im Schatten der Flaktürme

Gemütlich lässt es sich über die Landstraßer Hauptstraße stadteinwärts flanieren. Wer Hunger hat, kann diesem im urigen Heurigen-Restaurant Zur alten Weinpresse beikommen und mitten in der Stadt Heurigenromantik erleben.

Heurigen-Restaurant Zur alten Weinpresse (c) STADTBEKANNT
Heurigen-Restaurant Zur alten Weinpresse (c) STADTBEKANNT

Dann machen wir noch einen Abstecher in den Arenbergpark, wo sich die beiden mächtigen Flaktürme aus dem Zweiten Weltkrieg erheben. Der Gefechtsturm im Arenbergpark ist der größte der Wiener Flaktürme und wird heute vom MAK als Depot genutzt, ist jedoch nicht (mehr) öffentlich zugänglich. Der Park selbst hat sich seit seiner Errichtung im Jahr 1785 verändert und ist nun wesentlich kleiner als ursprünglich. An das ehemals dort befindliche Arenbergpalais (früher Palais Esterházy) erinnert nur noch ein kleiner Gartenpavillon, der in den Sommermonaten als Kaffeehaus dient.
Von hier aus gehen wir wieder zurück zur Landstraßer Hauptstraße und nehmen bei der Nummer 71 den Durchgang zur Hainburger Straße bzw. zur U-Bahn-Station Rochusgasse. Fans der griechischen Küche können noch im Irodion einkehren, wo man bestens und besonders authentisch bewirtet wird.

Irodion Fisch (c) STADTBEKANNT
Irodion Fisch (c) STADTBEKANNT

Wo wir waren

Franz-Silberer-Hof
Kardinal-Nagl-Platz 14

Rabenhof
Baumgasse 29-41, Rabengasse 1-9, 2-12

Joe-Zawinul-Park
Klopsteinplatz 4

Petrus & Paulus Stuben
Paulusgasse 2

Marianne-Hainisch-Hof
Petrusgasse 15

Heurigen-Restaurant Zur alten Weinpresse
Landstraßer Hauptstraße 126

Arenbergpark
Dannebergplatz 9

Irodion
Landstraßer Hauptstraße 71

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