Gemeindebau in Ottakring

Zwischen Nietzsche- und Matteotti-Platz, zwischen Sandleitengasse und Rosenackerstraße liegt der mit 1.500 Wohnungen größte Gemeindebau des kommunalen Wiener Wohnbaus. Er wurde in den Jahren 1924 bis 1928 auf ehemaligen Sandgruben (durch welche der Hof seinen Namen erhielt) erbaut.

„Des brauchen’s ned fotografieren. Des is jo ois scho so oid!“ In einer Hinsicht hat die Passantin Recht: Alt ist er. Aber gerade deshalb ist der Sandleitenhof interessant.

 

Liebe zum Detail

Auf den ersten Blick kommt einem der Gedanke: „Wohnbau halt“ – nicht besonders interessant. Spaziert man jedoch ein bisschen aufmerksamer durch die Straßen, fällt einem das eine oder andere Detail ins Auge: Zierende Plastiken, Häuser mit hübschen Erkern oder der Brunnen vor der Bibliothek mit der barock-ähnlichen Fassade, geschmückt mit der Bronzefigur eines Bücher-tragenden Bürschleins.

Sandleitenhof Plastik (c) STADTBEKANNT Zohmann
Sandleitenhof Plastik (c) STADTBEKANNT Zohmann

Für die damaligen Verhältnisse erhielt die Wohnanlage eine untypische Hofform: Sie ist nach allen Seiten offen und mit kleinen Plätzen und Grünflächen gespickt. Mit Bibliothek, Pfarrkirche St. Josef, Wäscherei, Kindergarten und Co. erweckt der Sandleitenhof den Eindruck einer eigenständigen kleinen Stadt. Noch dazu sind die auf unterschiedlichen Höhen gelegenen Gebäude durch steinerne Treppen verbunden, was einzelnen Teilen des Wohnbaus einen fast burgähnlichen Charakter verleiht. Gerne möchte man den verwinkelten Treppchen Ecke um Ecke folgen, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt.

Sandleitenhof Treppen (c) STADTBEKANNT Zohmann
Sandleitenhof Treppen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Matteottiplatz

Das Zentrum der Anlage bildet der Matteottiplatz, benannt nach dem italienischen Sozialisten Giacomo Matteotti, dessen Ermordung durch Faschisten im Jahre 1924 als Beginn der Diktatur Mussolinis galt. Neben dem Namen erhält der Renaissance-ähnliche Platz mit Steinbrunnen und Terrasse zusätzlich einen italienischen Touch.

Sandleitenhof Matteotti (c) STADTBEKANNT Zohmann
Sandleitenhof Matteotti (c) STADTBEKANNT Zohmann

Kongresspark

Gleich neben der Wohnhausanlage befindet sich der Kongresspark. 1928 eröffnet, sollte der Park dazu dienen, die Lage der arbeitenden Bevölkerung und deren Wohnverhältnisse zu verbessern. Skulpturen wie „Die Unbesiegbaren“ am Eingangstor, Baumgruppen und Blumenbeete in unterschiedlichen Blütenfarben wurden bewusst zur Gestaltung des Parks eingesetzt. Ein Special ist außerdem die denkmalgeschützte Milchhalle, ein Pavillon mit hohem Kegeldach. Zahlreiche Sitzgelegenheiten mit Tischen und große Wiesenflächen laden zum Picknicken ein (Zutaten dafür können zum Beispiel in dem türkischen Lebensmittelgeschäft gekauft werden, das gleich zu Beginn des Parks liegt). Spielplätze und Freibad bieten zusätzliche Freizeitbeschäftigungen an.

Sandleitenhof Kongresspark (c) STADTBEKANNT Zohmann
Sandleitenhof Kongresspark (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Der Sandleitenhof ist eine geschichtsträchtige Wohnhausanlage, die dem Passanten die Möglichkeit bietet, liebevolle Details zu entdecken. Mit seinen steinernen Treppchen und kunstvollen Brunnen ist er eben nicht „nur“ ein Wohnbau.

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