Mein(e) Favoriten

Ein Spaziergang vom Reumannplatz zum Hauptbahnhof bietet einiges an Abwechslung: Altbekanntes trifft auf Modernes, Geschichte auf Kulinarik.

Verkuppelt

Unser Startpunkt ist der größte Kirchenbau des 10. Bezirks: Die um 1900 erbaute Antoniuskirche sollte sich stilistisch eigentlich am venezianischen Markusdom orientieren. Für die charakteristischen vier kleinen Kuppeln reichte das Geld allerdings bedauerlicherweise nicht aus und so musste sich die Pfarrkirche mit einer einzigen, großen begnügen. Von Bomben des 2. Weltkriegs arg mitgenommen, wurde sie wieder aufgebaut und bietet dem heutigen Passanten einen imposanten Anblick.

Verschoben

Favoriten Amalienbad (c) STADTBEKANNT Zohmann
Favoriten Amalienbad (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein ähnliches Schicksal wiederfuhr dem am Reumannplatz thronenden Amalienbad: 1926 fertiggestellt, zählte es bei der Eröffnung zu den größten Bädern Europas. Im Inneren fühlt man sich stark in eine römische Therme versetzt – besonders beeindruckend ist das Glasdach, das sich jedoch nicht immer so unbeweglich präsentierte wie heute: Vor dem Krieg konnte das Dach in nur drei Minuten geöffnet werden, um den Badenden einen Blick gen Himmel zu gewähren. Nach dem Krieg musste es in einer Sparvariante repariert werden, wodurch dieses spannende Gadget nun leider wegfällt.

Verflüssigt

Ebenso am Reumannplatz, mit einer aber weitaus kürzeren Vergangenheit, trifft man auf ein kleines, aber feines Lokal: Im Kenny’s World of Juices kann man sich von Kenny geschmacklich in ein Land eigener Wahl entführen lassen. Die frisch zubereiteten Smoothies „Balkan“, „Japanese“ und „Portuguese“ stehen dabei ebenso auf der sehr umfangreichen Saftkarte wie beispielsweise der „Austrian“. Unter dem Motto „Create your own World“ können Experimentierfreudige zudem eigene Kombinationen wählen. Hier gibt es angeblich auch das gesündeste Frühstück in Wien – bestehend aus warmen chinesischen Reisbrei und Kontinent-spezifischen Früchten.

Vermarktet

Apropos Früchte – voranschreitend in Richtung Keplerplatz bleiben wir in der Kategorie Kulinarik und passieren den Viktor-Adler-Markt. Auch an ihm ging der 2. Weltkrieg nicht spurlos vorbei – die Stände wurden zum großen Teil durch Feuer zerstört. Doch immer noch bildet der basar-artige Markt das pulsierende Herz dieses Stadtteils. Hinter ihm ragt die Keplerkirche in die Höhe, die als erste Kirche in Favoriten am ehemaligen Exerzierplatz erbaut wurde. Benannt wie auch der Platz ist sie nach dem Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler, dessen Skulptur wir an der Hausecke der Nummer 108 begegnen.

Favoriten Keplerkirche (c) STADTBEKANNT Zohmann
Favoriten Keplerkirche (c) STADTBEKANNT Zohmann

Verglast

In der Ferne macht eine große Kugel auf sich aufmerksam. Mosaik-artig zwängt sie sich aus der Fassade des verglasten Columbuscenters und wirkt wie ein Rebell im ältesten Teil Favoritens. Früher war hier ein großer Marktplatz – heute verlagert sich das geschäftige Treiben ins Innere des Einkaufszentrums.

Favoriten Columbus (c) STADTBEKANNT Zohmann
Favoriten Columbus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Wem beim Shoppen der Hunger überkommt, ist gut beraten, das Columbusbräu am sich davor ausbreitenden Platz aufzusuchen. Es versteckt sich im Columbushof, einem ansehnlichen späthistoristischen Wohnhaus. Die Reliefbilder zeigen Christoph Columbus, die hübschen Fassadenmalereien Bacchus, den Gott des Weines. Letzterer ist auf der Karte des gemütlichen Columbusbräu natürlich ebenso vertreten wie köstliche, deftige Speisen, zu deren Spezialitäten beispielsweise das Columbuspfand’l oder das Hausgemachte Rindsgulasch gehören.

VerspeistEtwas weniger urig geht es in der Johannitergasse zu. Wir nähern uns dem Hauptbahnhof und stoßen abseits der bekannten Gourmetmeilen auf den Ringsmuth. Einst stand hier ein altes Weinhaus, heute beherbergt das Gebäude das schlichte, aber schicke Restaurant mit schönem Garten und Eventkeller. Das Mittagsmenü ist mit günstigen 6,90 € wirklich leistbar. Neben den Klassikern gibt es auch Innovatives wie Gefüllte Waldviertler Bratwachtel mit Sellerie und Pfefferzwetschken und natürlich Vegetarisches wie Balsamico-Linsen mit gebratenen Rosmarin-Schupfnudeln.
Ein feiner und gelungener Abschluss für die Favoritener-Erkundungstour!

STADTBEKANNT meint

Auf der Favoritenstraße zwischen Reumannplatz und Hauptbahnhof begegnen einem einerseits die „Klassiker“ wie das Amalienbad und der Viktor-Adlermarkt – altbekannte Institutionen, die sogar die Bomben des zweiten Weltkriegs überlebten. Andererseits stößt man auch hier auf Modernes, vor allem in kulinarischer Hinsicht: Ob frische Smoothies, urige Traditions- oder schicke Gourmetküche – für das leibliche Wohl ist gesorgt.

 

Kenny’s World of Juices – Reumannplatz 115-117
Mo – Fr 07:00 – 21:00 Uhr
Sa 9:00 – 21:00 Uhr
So 10:00 – 21:00 Uhr

Columbusbräu – Am Columbusplatz
Mo – Sa 10:00 – 1:00 Uhr
So & Feiertag 11:00 – 24:00 Uhr

Der Ringsmuth – Johannitergasse 1
Di – Sa 10:30 – 23:00 Uhr
So & Feiertag 10:30 – 16:00 Uhr

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