3. März 2014

Hauptsache Streifen

Seien wir mal ehrlich, in Sachen Mode macht den Franzosen so schnell keiner was vor. Ob extravagante „Over The Top“ Haut Couture, sinnliche Eleganz französischer Dessous oder unwiderstehliche Schuhmode, die Modewelt an der Seine hat es einfach drauf. Aber in keiner Disziplin sind sie so gut wie in der lässigen Eleganz. Der Klassenprimus dieser modischen Lässigkeit ist der Bretonische Streifenpullover. Ursprünglich die Uniform aller französischen Marinesoldaten in der Bretagne, gibt es das Marineblau und Weiß gestreifte Oberteil seit 1858. Das Original erkennt man an den 21 dunklen Streifen, je ein Streifen für jeden Napoleonischen Sieg, und den breiteren weißen Streifen des Baum- oder Schafwollpullovers. Ende des 19 Jahrhunderts begannen auch bretonische Arbeiter, die simplen Oberteile der Marinières zu tragen. Schon bald bahnte sich das bretonische Streifenshirt seinen Weg durch ganz Frankreich und über die Landesgrenzen hinaus, weil es leicht zu tragen und praktisch war.
 
Coco bringt die Streifen nach Paris
Inspiriert von einem Aufenthalt an der Französischen Westküste entdeckte die Pariser Modemacherin Coco Chanel die Eleganz des Bretonshirt für sich und benutzte es in ihrer nautisch inspirierten Kollektion von 1917. Gekonnt kombinierte sie die bequemen Streifenshirts mit weiten Damenhosen – ein starker Kontrast zu den damals üblichen engen Korsettkleidern der Damen. In den 1930er Jahren hatte sich das gestreifte Langarmshirt längst zu einem Teil der „Haute Couture“ entwickelt und steht seit dem wie kaum ein anderes Kleidungsstück für den Chic Pariser Mode – obwohl es, streng genommen, nicht von dort stammt.
 
Horizontal, längs, kreuz und quer? Egal, Hauptsache gestreift.
Der Streifenlook ist inzwischen ein fester Bestandteil in der Mode. Streifen werden niemals aus der Mode kommen, dazu sind sie einfach zu simpel und schön. Gestreifte Shirts gehören heutzutage in jeden gut sortierten Kleiderschrank, und nicht nur, wenn die Modemagazine mal wieder einen neuen Streifentrend ausrufen. Die neuen Streifen von Esprit sind schmaler und dichter, als die Klassiker aus der Bretagne, aber nicht weniger schön. Und es müssen auch nicht immer Querstreifen sein, es gibt jetzt auch Hosen und Tuniken mit Längsstreifen. Wer dabei an die Hose von Obelix aus den Asterix-Comics denkt, ist aber völlig schief gewickelt, denn mit den extrem breiten Streifen des Galliers hat der aktuelle Streifentrend nichts am Hut. Nur übertreiben sollte man es mit den Streifen nicht.
 
Ein paar einfache Regeln lauten:
Nicht karikieren – ein Bretonshirt nicht unbedingt mit einem Beret paaren. Das wirkt wie eine Schlechte Kopie des Pariser Chics. Stattdessen den Rest der Kleidung eher zurücknehmen. Schwarze Hosen oder Jeans und unifarbene Schuhe reichen schon und man ist gut angezogen.
Vorsicht vor optischer Erweiterung – so schön sie auch sind, horizontale Streifen verbreitern optisch. Das gilt vor allem für eng anliegende Shirts. Besser: lose die Figur umspielende Schnitte. Außerdem: sind die dunklen Streifen breiter als die hellen wirkt das vorteilhafter als umgekehrt.
Nicht übertreiben mit Streifen – Ziel des Streifenlooks ist es mitnichten, auf dem Zebrastreifen optisch zu verschwinden. Von Kopf bis Fuß in streifen ist zu viel des Guten. Schlimmsten Falls ähnelt man dem afrikanischen Steppentier zu sehr oder man sieht aus, als wäre man aus dem Comic-Gefängnis getürmt.
Wer diesen einfachen Regeln des Streifenlooks folgt, ist immer gut angezogen, in Paris, der Bretagne und auch in Wien.

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