30. Juli 2013

Zakynthos – Ionische Perle

Die Blume des Osten

Das Prickeln der Sonne auf der Haut, Ruhe und Erholung, das bedeutet Urlaub für mich.

Ich möchte einen Ort finden, an dem ich mit seligem Lächeln ein abendliches Bier genießen kann und von harten Bässen im Hintergrund oder dem süßen Duft von Erbrochenem verschont bleibe. Eine kleine griechische Insel kann da nur eine gute Entscheidung sein. Die Wahl fiel im Grunde zufällig auf Zakynthos – blaues Meer, grüne Hügel und ein Schiffswrack hörten sich gut an. Und wir sollten von „Fior di Levante“, der Blume des Ostens, wie Zakynthos unter venezianischer Herrschaft genannt wurde, nicht enttäuscht werden.

Foto: STADTBEKANNT Pospisil
Foto: STADTBEKANNT Pospisil

In der Ruhe liegt die Kraft

Als eine der größeren Ionischen Inseln ist natürlich auch Zakynthos touristisch erschlossen. Aber die Insel bietet nicht nur landschaftlich völlig unterschiedliche Gesichter, sondern kann auch noch immer mit ruhigen und vom Massentourismus verschonten Flecken aufwarten. Wer einen gesunden Sicherheitsabstand von Teilen der Süd-Ostküste und hier besonders um den Sündenpfuhl namens Laganas einhält, nimmt mehr nachhause mit, als kompromittierende Erlebnisse mit halbstarken Engländern und eine pfiffige Geschlechtskankheit.

 

Nachbarschaftliche Schildkröten

An Zakynthos’ Süd- und Westküste lassen sich noch ruhige Ecken finden. Wir entschieden uns für das entzückende Limni Keriou, ein kleiner Hafenort in direkter Nachbarschaft zur Insel Marathonisi, der so genannten Schildkröteninsel. Auf dieser nisten nicht nur Meeresschildkröten, nein, aufmerksame Urlauber bemerken wahrscheinlich, dass auch die Insel selbst wie eine Schildkröte aussieht.

Die ersten vorsichtigen Schritte durch das Dorf führen uns vorbei an einer verführerisch duftenden Bäckerei, Menschen grüßen mit „Jassas!“, ein alter Mann winkt mir freundlich zu, während er gerade im Garten ein frisch geschlachtetes Lamm ausnimmt und in einem Gemüsegarten steht ein Ziegenbock, dem eine Zitrone zwischen den Hörnern steckt. Hier werden wir uns wohlfühlen!

Foto: STADTBEKANNT Pospisil
Foto: STADTBEKANNT Pospisil

Auf eigene Faust

Der Preis, den man für Individualität im Urlaub zahlen muss, ist Aktivität. Unser Schlüssel zur Freiheit war ein klappriger, gemieteter KIA. Wir wollen einfach die Insel kennenlernen – und das war angesichts der zakynthischen Abneigung gegen Straßenschilder kein Problem. Beim Verfahren lernt man ja bekanntlich am Meisten.

 

Alle Wege führen zum Schiffswrack

Der Weg in den Norden führt einen durch immer schroffere Hügelketten, unser Ziel: das wohl touristischste an Zakynthos, quasi der Eiffelturm der Insel: die Shipwreck Bay. Man muss es einfach doch einmal gesehen haben, denn hier liegt ein 1980 havariertes Schmugglerschiff, das per Touristendampfer zu Wasser besucht oder mit dem Auto von oben bestaunt werden kann.

Wir ahnen bereits Schlimmes und beschließen, lieber nur einen Blick von den 200 Meter hohen Klippen zu riskieren. Wie die Ameisen schwirren da die Abgeladenen um ein bereits ziemlich verfault aussehendes, im Sand steckendes Schiff und wir freuen uns über unsere Cleverness. Mit festem Schuhwerk ausgestattet wagen wir uns auf einen steilen Trampelpfad, der die Steilküste hinabführt. Der Gedanke, an diesem so einfallslosen Ausflugsziel etwas zu sehen, das nicht auf jeder Postkarte zu finden ist, treibt auch die Ängstlichste den Berg hinab und wir werden mit einer spektakulären Aussicht auf das Wrack, die Bucht und die zerklüftete Landschaft belohnt. Ganz alleine. Nur für uns.

Foto: STADTBEKANNT Pospisil
Foto: STADTBEKANNT Pospisil

 Entspannung benötigt

All die gewonnenen Eindrücke müssen auch verarbeitet werden, und das kann man am Strand in einer kleinen Bucht wie der unsrigen natürlich den ganzen Tag. Hier spielen Kinder, Händler verkaufen Obstsalat und Hunde beanspruchen den besten Schattenplatz unter dem Olivenbaum für sich zum ganztägigen Wachkoma.

Foto: STADTBEKANNT Pospisil
Foto: STADTBEKANNT Pospisil

„No Experience required“

Ein Auto brachte uns bereits eine Inselfahrt die gesamte Küste entlang, nun wollen wir die Weltmeere unsicher machen. Wir wurden bereits beim Mopedverleih skeptisch gefragt, ob wir auch einen Helm dazu wollten, da war der Umgang im Motorbootverleih nur konsequent. Hier wird mit „No Experience required“ geworben und ehe wir uns versehen, haben wir ein Motorboot!
Abseits davon, dass dieses zu steuern wirklich einen Heidenspaß macht, bringt es einen an entlegene Buchten, die zu Fuß zu erkunden das nah am Hitzekoller befindliche Urlauberherz unmöglich macht. Denn Zakynthos hat auch zu Wasser landschaftliche Highlights in Gestalt von einsamen Buchten, mächtigen Steinarkaden und spektakulären Höhlensystemen zu bieten, die uns völlig begeistern.

Wer die Steilküste entlang fährt, wird sich nie wieder groß fühlen, wer durch die steinernen Torbögen schippert, wird nie wieder über menschliche Bauwerke staunen und wer einmal das Blitzblau der Reflexionen im Wasser im Inneren einer Höhle gesehen hat, wird es nie vergessen. Schnorcheln im glasklaren Wasser der Buchten lässt einen an einer ruhigen aber wunderschönen Unterwasserwelt teilhaben, die beinahe wie ein Unterwassergebirge anmutet. Ein Schwarm springender Fische, der zum Abschluss am Horizont über das Wasser flitzt, macht das Erlebnis endgültig magisch.

Foto: STADTBEKANNT Pospisil
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 Griechischer Wein

Wer viel erlebt, muss sich stärken und das haben wir gründlich in den zahlreichen Tavernen getan. In einem abschließenden Anflug an Entdeckergeist bezwingen wir die letzte Steigung der die Bucht einrahmenden Hügel und gelangen zu einer verträumten Taverne namens „Finale“- hier geht es nicht mehr weiter, alle Wege führen zum knorrigen alten Klischee-Griechen mit Schnauzer, der nur etwa fünf englische Worte spricht aber einen mit so einnehmender Herzlichkeit begrüßt, dass man sich fast wie in seinem Wohnzimmer fühlt.

Die Karte ist groß, doch sofort erfahren wir mit Händen und Füßen, dass seine Frau heute nur drei Gerichte gekocht hat. Genauso sollte ein Tavernenbesuch sein! Das Essen ist bodenständig, köstlich und viel zu viel, der Wein wird hier in Kilo bestellt und anstatt der schnöden bettelnden Katze, die es in den meisten Lokalen gratis dazu gibt, hat es sich hier ein wildes Kaninchen gemütlich gemacht, das von Tisch zu Tisch hoppelt, und vom Bauernsalat mitnascht.

Foto: STADTBEKANNT Pospisil
Foto: STADTBEKANNT Pospisil

Wir haben unsere Entscheidung, diese Perle des Ostens zu besuchen, keine Sekunde bereut. Die Freundlichkeit der Menschen, die unglaubliche Klarheit des Wassers, die erschütternde Schönheit der Natur – diese Erinnerungen werden uns helfen, den Sommer im Herzen zu tragen, bis wir wiederkommen.

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