6. März 2017

Wiener Mythen und Geschichten – Alles nur gelogen.

Burggarten (c) STADTBEKANNT

Die Mythen und Legenden Wiens auf dem Prüfstand

Wien. Eine Stadt voll unzähliger Facetten und noch mehr Geschichten, die sie zu erzählen hat. Manche davon sind wahr, manche Mythen und bei manchen weiß man’s nicht so genau.

Wie in kaum einer anderen Stadt treffen hier Legenden und allerlei Schauermärchen auf fruchtbaren Boden und verbreiten sich vom einen zum anderen Ohr, weil der Wiener an sich, der tratscht ja gerne. Aus einem Gerücht wird eine Geschichte, wird ein Mythos, wird zur Wahrheit.

Doch nicht alles ist demnach so wie es scheint, vieles was wir für selbstverständlich hinnehmen hat seinen Ursprung in einem Mythos, der aber die Zeit überdauerte und schlussendlich zu unserer lebensweltlichen Wahrheit wurde. Um es mit den Worten eines sehr weißen Mannes zu sagen (Jonathan Frakes): Was davon ist wahr und was haben sich nur irgendwelche Leute zusammengesponnen?

 

Mozart ist in St.Marx begraben!

Stimmt nicht! Mozart war am Ende seine Tage sehr verarmt, wonach er sich, beziehungsweise seine hinterbliebene Witwe Konstanze kein teures Grab und keine prunkvolle Beerdigung leisten konnte. Nach seinem Tod 1791 wurde er lediglich in einem Schachtgrab mit weiteren Verstorbenen beigesetzt. Erst Jahre später versuchte Konstanze zum ersten Mal das Grab ihres verstorbenen „Wolferl“ zu besuchen, doch der Totengräber von damals lebte nicht mehr und sein Nachfolger Joseph Löffler wusste lediglich dass im Sterbejahr Mozarts die Schachtgräber der 3ten und 4ten Reihe links vom Friedhofskreuz belegt wurden. Somit wusste niemand mehr wo Mozart tatsächlich begraben wurde. Heute zieren eine abgebrochene Säule und ein trauernder Engel das vermeintliche Grab Mozarts. Das Mozartgrab ist demnach bloß ein Scheingrab.

Sisi war die Kaiserin der Herzen!

Stimmt nicht. Das Gegenteil ist viel mehr der Fall, zumindest in Österreich. In Ungarn konnte sie sich hingegen viele Sympathien einfangen indem sie sich für die Aufwertung des Landes im Vielvölkerreich starkgemacht hatte, doch im Land der Berge war sie de facto ziemlich unbeliebt. Einerseits deshalb, da sie den Hof mied und andererseits, weil sie scheinbar die Ungarn bevorzugte. Außerdem war sie für damalige Verhältnisse ziemlich exzentrisch, zu exkzentrisch für das traditionsbewusste Wien. So ließ Sisi sich etwa in Griechenland einen Anker auf die Schulter tätowieren, worüber die biederen Wiener nur die Nase rümpfen konnten. Sisi, die Kaiserin der Herzen gab es zwar auf Leinwand mit Romy Schneider, die Realität hingegen zeigte sich ins Gegenteil verkehrt.

Kaiserin Elisabeth Volksgarten (c) Mautner stadtbekannt.at
Kaiserin Elisabeth Volksgarten (c) Mautner stadtbekannt.at

Wien ist die sicherste Stadt der Welt!

Stimmt nicht. Immer wieder hört man Wien sei die sicherste Stadt der Welt. Vor allem das Rathaus und Politik beteuern immer wieder, dass wir in der lebenswertesten und sichersten Stadt der Welt wohnen würden. Klar, Wien ist eine Insel, doch ganz so ohne ist es bei uns dann doch nicht, denn die Nummer eins laut offiziellen Zahlen sind wir nicht! Melbourne fängt uns knapp ab und verdrängt uns auf Platz 2 (Economist 2016).

Ausblick über Wien (c) STADTBEKANNT
Ausblick über Wien (c) STADTBEKANNT

Das Kipferl wurde als Zeichen des Triumphes über die Türken erfunden!

Stimmt nicht. Bis heute glauben viele das beliebte Wiener Kipferl hat seine Halbmondform nur der Türkennbelagerung zu verdanken, praktisch als Metapher dafür wie man die Türken vernascht hätte. Natürlich ist das ein Blödsinn. Die Mehlspeise gab es bereits lang vor der zweiten Türkenbelagerung 1683. Angeblich war es ein Konditor in Baden, dem wir dieses süße Gebäck zu verdanken haben.

Dann sollen sie doch Kuchen essen!

Wenn wir schon bei Mehlspeißen sind. Dieser Ausspruch wird oft noch bis heute der Tochter Maria Theresia, Marie Antoinette nachgesagt. Ihr wird unterstellt sie hätte, als man ihr von der hungernden Bevölkerung Bericht erstattete und dabei anmerkte die Armen hätten nicht einmal mehr Brot zu essen, gesagt: Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen.

Jedoch auch hier gilt: Stimmt nicht. Der Satz stammt eigentlich von niemand geringerem als den französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau, dieser hatte diesen bereits 1766, zu Ludwig XIV Zeiten getätigt. Der Ausspruch wurde aber scheinbar eine Art Wanderanekdote und somit auch gegen Marie Antoinette verwendet, war sie doch, gelinde gesagt, nicht sehr beliebt beim Volk.

Rapid ist doch nicht Rekord-Meister ?

Stimmt nicht. Rapid ist 32 Mal Meister geworden. Soweit so gut, doch es hält sich hartnäckig das Gerücht der ewige violette Rivale hätte öfter den Pokal in die Höhe stemmen dürfen. Vor allem unter der violetten Anhängerschaft hat sich das Gerücht etabliert Rapid hätte nur 16 Mal die Meisterschaft für sich entscheiden können. Diese Annahme ist ein Resultat aus der Tatsache, dass Rapid von seinen 32 österreichischen Meistertiteln 16 als Wiener Meisterschaft gewonnen hatte. Diese Meisterschaften werden in Österreich als gleichwertig mit österreichischen Meistertiteln gewertet wonach wir auf die ominöse Zahl 32 kommen. Viele Veilchen messen dieser Zählweise jedoch keine Bedeutung bei, wonach dann die Wiener Austria mit ihren 24 Titeln Österreichs Rekord Meister stellen würde.

Leider verschweigen diese dabei oft, dass die Austria ebenfalls ihre zwei Wienertitel dazu zählen. Der “Wiener Meister” galt eben früher auch als gesammtösterreichischer Meister. Dieser Umstand wird bis heute von den österreichischen und internationalen Institutionen und FIFA so anerkannt. Ergo: Rapid ist (auch zum Ärger der Austrianer) österreichischer Rekord-Meister.

 

Wien hat noch mehr Geschichten zu erzählen.

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