3. Dezember 2010

Wien sieht weiß

Wir haben ja schon am Montag ordentlich gesudert über den ersten Schnee in Wien und das ominöse Verkehrschaos, das wie jedes Jahr dadurch ausgelöst wurde.

Was am Montag begonnen hat, das soll nun am Ende dieser Woche fortgesetzt werden, mit gutem Grund, wie wir meinen. Die Temperaturen sind immer noch im Keller, Wien ist vor lauter weiß gar nicht mehr wieder zu erkennen und die Wiener Linien, nun ja, was soll ich noch sagen. Die Wiener Linien erliegen den Schneemassen, hilflos wie eh und je. Wir haben uns das mit dem Schnee einmal genauer angesehen, von Sudern bis hin zu infantilen Winterfreuden.

Kalt, nass, furchtbar.

Als ich mich heute früh aus dem Bett gerollt habe, habe ich noch nicht gewusst, was da auf mich zukommen wird. Dass Schnee liegt, das habe ich gewusst und auch, dass es kalt sein wird. Dass meine mir als „Winterstiefel“ verkauften Schuhe nicht wasserdicht sind, das habe ich auch schon gewusst und auch, dass der Weg in die Arbeit lang, kalt und furchtbar sein wird. Was ich aber nicht wusste: Der Golfstrom ist versiegt und wir werden alle sterben. Wie wollt ich euch sonst diese fast schon absurden Schneemassen erklären, die die Straßen verstopfen und Wien in einen absoluten Ausnahmezustand manövrieren?

Meine nassen Füße.

Nun gut, nein, der Golfstrom ist nicht versiegt und sterben werden wir wahrscheinlich auch nicht. Trotzdem gibt es genug Gründe, sich zu beschweren: Habe ich schon erwähnt, dass meine Stiefel nicht wasserdicht sind? Also auf jeden Fall, meine Füße sind nach 3 Schritten so nass, dass ich am liebsten umdrehen würde. Da diese Option aber leider nicht in Frage kommt, stapfe ich mutig weiter, durch den weißen Schleier erkenne ich dunkel die Straßenbahnstation. Von links und rechts lauern gefährliche Dachlawinen, Vorsicht ist also geboten. Meine Füße sind übrigens nicht nur nass, sie sind auch kalt, wie sollte es auch anders sein. Gottseidank weht auch der Wind in meine Gegenrichtung, sodass der Weg zur Bim zum einzigen Kampf gegen die Schneeflocken auf meiner Nase wird. Seltsamerweise stehen an der Straßenbahnstation überdurchschnittlich viele Menschen. Woran das wohl liegen wird? Da wären wir also wieder beim Thema Verkehrschaos.  Da wir das ja schon mal hatten, werde ich mich nicht allzu lange damit aufhalten. Ich lande mit guten 40 Minuten Verspätung in der Arbeit, mit nassen Füßen, einem roten Gesicht und der Gewissheit, dass der Heimweg umso schlimmer werden wird, da bis dahin die „Sonne“ schon „untergegangen“ ist.

Des einen Leid ist des anderen Freud

So, genug gelitten. Es gibt nämlich auch solche unter uns, die die weiße Schneedecke sehr wohl zu schätzen wissen. Während meiner Odyssee heute früh bin ich über eine Gruppe Kindergartenzwerge gestolpert (nein, es wurde niemand verletzt). Allesamt eingepackt in dicke Skianzüge, rosa, blaue oder grüne Michelin-Männchen (oder Weibchen). Dazu dicke Handschuhe, wie sie unsereins nur im Winterurlaub trägt und Hauben, die das halbe Gesicht verdecken. An den Füßen, wie ich neiderfüllt feststellten musste, trugen die meisten dicke, fette Moonboots. So ausgerüstet macht der Schnee Spaß. Pardon, so ausgerüstet und ohne Arbeitsverpflichtung macht der Schnee unendlich viel Spaß! Während ich mich noch von meinem Gestolpere erholte, war unter den Zwergen schon längst eine Schneeballschlacht ausgebrochen. Schnee ist eben doch toll: Schneeballschlachten, Schneemann bauen, Rodeln (!!!) oder sich vollkommen unbegründet im Schnee wälzen.

Somit gibt es für so ein Wetter genau zwei Optionen: Frei haben & im Schnee wälzen (Skianzug nicht vergessen!) oder zuhause bleiben, „krank“ sein und das verschneite Wien durch das Fenster beobachten.

Das Wien-Weihnachts-Paradox

Und zum Schluss noch ein letztes Wort zum ersten Schnee in Wien: Er weckt Hoffnungen. Nämlich darauf, dass es dieses Jahr endlich, ENDLICH, weiße Weihnachten geben wird. Egal ob ihr Weihnachten mögt oder nicht, weiße Weihnachten sind etwas Besonderes. Insbesondere dann, wenn es sie nie gibt. Damit sind wir beim Wien-Weihnachts-Paradox: Meist fallen die Temperaturen Mitte Dezember, dieses Jahr waren wir etwas früher dran. Dann kann es schon vorkommen, dass bis 23. Dezember Schnee liegt, mit großer Wahrscheinlichkeit passiert dann aber folgendes: Am 24. steigen die Temperaturen auf 15 Grad, der Schnee wird zu Matsch, halb Wien leidet unter wetterbedingten Kopfschmerzen und der Traum der weißen Weihnacht ist wieder einmal geplatzt. Aber keine Sorge, erfahrungsgemäß fallen die Temperaturen pünktlich zum Jahresende wieder, was uns einen gewohnt eisigen Jänner bescheren wird, mit ganz viel Schnee zum Sudern und Freuen!

Therese Terror

An epic of epic epicness

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