24. Juli 2010

Wien im Zeichen des Red Ribbon

Seit Freitag steht die Stadt im Zeichen des Red Ribbon. Angefangen hat die mediale Berichterstattung wie jedes Jahr mit dem Life Ball. Allerdings hat sich auch dieser Fixpunkt im Eventkalender Wiens gewandelt und vor allem vergrößert. Nicht nur das Rathaus und der Rathausplatz waren diesmal der Schauplatz für Gery Keszlers Life Ball sondern auch die Burg und das Parlament. Im etwas gediegenen und gesetztem Ambiente traf sich die High Society heuer in der Burg. Der 17 Life Ball stand unter keinem guten Stern, denn die Show am Rathausplatz musste ob der Missgunst des Wettergottes das Weite suchen und der Vater des Life Balls Gery Keszler, wurde zur Zielscheibe des Society Clowns, Dominik Heinzel.

Seit dem letzen Sonntag scheint dies aber alles vergessen, denn die Stadt Wien ist der Gastgeber der 18. Aids-Konferenz. Mit 25.000 TeilnehmerInnen ist sie im Übrigen die größte Konferenz die in Wien jemals stattgefunden hat. Das besondere an dieser Konferenz ist nicht nur das Ausmaß sondern, dass sich eine Reihe von Veranstaltungen im Kampf gegen Aids und HIV wie ein roter Faden durch die Stadt ziehen. Die TeilnehmerInnen werden nicht müde, sich um Aufmerksamkeit für das Thema zu bemühen. Anders ist hier die Perspektive der Wirtschaft und Politik. Die Freude des Tourismusverbandes über den regen Zuwachs an Übernächtigungen im für den Tourismus schwächsten Monat und die Reden der lokalen Politiker über die Vorzüge der Stadt, zeigen welches Interesse diese an der  Konferenz haben und welche Hoffnungen sie damit verknüpfen.

Stadtbekannt hat einige der Veranstaltungen besucht, um sich selbst ein Bild  zu machen. Eigentlich stolpert frau im Moment regelrecht in Veranstaltungen hinein, die im Rahmen der Aidskonferenz stadtfinden.  
Human Rights March

Am Di dem 20.07. trafen gegen 18h30 Aids-AktivistInnen und DemonstrantInnen vor der Universität Wien zusammen.  Gegen 20h wanderten die TeilnehmerInnen  über den Ring in Richtung Heldenplatz, vorbei am mit dem Red Ribbon geschmückten Parlament. Gegen 20h30 trafen die letzten Grüppchen am Heldenplatz ein. Die geschätzte Zahl der TeilnehmerInnen geht wie immer weit auseinander, je nachdem ob man den Zahlen der Polizei Glauben schenkt (welche von 9.000 Teilnehmerinnen ausgeht) oder jenen der VeranstalterInnen, welche von 25.000 Menschen sprechen. Es waren nicht nur zahllose AktivistInnen aus aller Welt vertreten,  sondern auch VertreterInnen der HOSI, zahlreichen NGO’S, des OGB und der verschiedensten Religionsgemeinschaften vertreten. Alle mit derselben Forderung: „Rights here, Right now!“ Nicht nur der Abend stand unter diesem Motto, sondern auch die Aidskonferenz. Den Auftakt der Veranstaltung am Heldenplatz machten eine Reihe von AktivistInnen, die aus ihrer persönlichen Biografie, ihrer Arbeit als AktivistInnen erzählten oder Plädolyers für die Menschenrechte hielten und das Recht aller auf eine Gesundheitsversorgung einforderten.

Die anwesenden Politiker welche, mit stolz geschwellter Brust, wurden nicht müde darüber zu berichten, dass Wien eine Stadt der Diversität ist. Oder wie der Gesundheitsminister Alois Stöger zu berichten wusste, dass in Wien Männer und Frauen egal, ob homosexuell oder heterosexuell, gleich gestellt sind. Diese Rede mutete schon sehr eigenartig an, auch vor dem Hintergrund, dass bei der Demo alle Genderkonstruktionen unter den Teilnehmenden vertreten waren, von, queer, hetero-, metrosexuellen oder Transgender und damit ein Teil der Anwesenden von der Rede ausgenommen wurden. Einen Teil seiner Ansprache ging in lauten Buhrufen unter. Dies ist vor dem Hintergrund der Diskussionen um den Global Fund bei der Konferenz und der von einigen Ländern angestrebten Budgetkürzungen zu verstehen. Das erklärte Ziel der VeranstalterInnen war es innerhalb der nächsten 3 Monate 20 Milliarden Euro für den Global Fund zu erreichen.

Den Höhepunkt der Demonstration bildete der Auftritt der Sängerin und AIDS -Aktivistin Annie Lennox, welche nicht nur einen musikalischen Beitrag zur Demo leistete sondern auch ein Plädoyer für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung in Afrika hielt. Untermalt wurde die Ansprache von zwei Hochglanzvideos. Im ersten Video konnte man mehr über ihre Arbeit als Aktivistin erfahren und im zweiten wurde das Schicksal eines Aidskranken afrikanischen Jungen dokumentiert, welcher auf Grund der fehlenden Gesundheitsversorgung in der ländlichen Region in der er lebte an den Folgen von Aids starb.
Das Red Ribbon in der Stadt

Spaziert man dieser Tage durch die inneren Bezirke, sieht man es fast aller Orts. Im 7.Bezirkt bietet beispielsweise das Hotel Altstadt Unterschlupf für eine Galerie auf Zeit, in der Fotografien der New Yorker Künstlerin Joan Lobis Brown unter dem Titel: „The face of affliction“ gezeigt werden.  Im ersten Bezirk  kann man das Red Ribbon, welches das Parlament ziert, bewundern.

Aids 2010 – Der „Ärzte ohne Grenzen“-Beach

Ein weiterer Teil des Rahmenprogrammes ist die Kooperation von Ärzten ohne Grenzen mit dem Lokal „Adria“, vom 17. bis zum 23. Juli 2010 auf den „Ärzte ohne Grenzen“-Beach am Wiener Donaukanal. Untertags wird das Programm von FM 4 bespielt und am Abend finden wechselnde Konzerte und Lesungen statt. Am Mittwoch Abend fand im Rahmen der Veranstaltung das Konzert des Künstlers Bholoja aus Swaziland statt. Die Stimmung war ausgelassen und die Atmosphäre erinnerte an lange laue Sommernächte am Meer und gespendet wurde natürlich auch für den guten Zweck.
Aids 2010 – Das „Global Village“

In diesem offenen Bereich der Konferenz werden Filme, Fotoausstellungen und die Nachstellung eines Behandlungszentrums gezeigt, um das Thema Aids für die BesucherInnen zugänglich und die Dringlichkeit der Hilfe sichtbar zu machen. Dieser Bereich war eine niedrigschwellige Informationsplattform für alle die sich über das Thema informieren wollten.
Aidshilfehaus

Auch wenn das Aidshilfehaus stadtbekannt ist, wollen wir auch dieses nicht unerwähnt lassen. Das Aidshilfehaus und seine über 100, zum Großteil ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, betreuen und beraten seit 1997 Menschen mit HIV und Aids, sowie all jene, die sich zu Thema informieren wollen. Ein Teil des Erlöses des Life Balls fliesst jährlich ins Aidshilfehaus.
Jede/r kann sich bei der Aidshilfe kostenlos und anonym auf HIV und Aids testen lassen! Nähere Infos findet ihr hier…

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