1. April 2013

Wien darf nicht Zypern werden!

Europa atmete auf als bekannt wurde: Zyperns Parlament hat sich der Gäubiger-Troika und damit auch einem Sparpaket gebeugt. Berichtet wird, die Krise sei gebannt und die letzten Turbulenzen hätten keine Auswirkungen auf den Rest Europas. Doch wie so oft handelt es sich hierbei nur um den einen Teil der Wahrheit.

Viele mögen gedacht haben, die schockierendste Folge der allgegenwärtigen Einsparungswut bereits miterlebt zu haben – musste doch „der Falter“ vor zwei Wochen im Zuge einer blattinternen „Verschlankungsoffensive“ das allseits beliebte Kreuzworträtsel streichen! Stadtbekannt enthüllt nun, wie drastisch die Folgen der Zypern-Krise wirklich sind, was hinter der Zypern-Rettung steckt und wer tatsächlich für die Krise zahlen muss!

Nur Bares ist Wahres!

Das Rettungspaket der Troika allein löst nicht alle Probleme, mit denen man sich in Nikosia konfrontiert sieht. Denn selbst ein Kreditvolumen in Milliardenhöhe kann den Mangel an Bargeld nicht abwenden. Zyperns Regierung muss sich nun entscheiden: Cash zu horrenden Konditionen am Kapitalmarkt beschaffen – oder andere Wege finden, wieder liquid zu werden. Allerdings schafft die geplante Bankenabgabe alleine nicht, den Bargelddurst der gemeinhin als verschwenderisch bekannten Zyprioten zu stillen.

Ein anonymer Kontaktmann der zypriotischen Botschaft enthüllte uns den perfiden Plan der Politik: Nun soll die zypriotische Diaspora bluten! Welch seltsame Blüten jene, offiziell als „Solidarabgabe“ titulierte, Cash-Steuer in mit Zypern kooperierenden Staaten – wie Österreich – treibt und welche Fraktionen der österreichischen Innenpolitik damit in Verbindung stehen, hat Stadtbekannt herausgefunden.

Ein Halloumi und drei Blatt Klopapier, bitte!

„Seht ihr“, meint Evángelos D. und deutet auf die eine DinA4-Seite umfassenden Rechnung. „Ich hab’s doch gesagt.“ Mit gesenkter Stimme beginnt der Mann, der nur noch ungern sagt woher er stammt, den Beleg zu erläutern. Das schummrige Licht im „Paphos Paradise“ verleiht der Recherche vor Ort eine besonders gespannte Atmosphäre. Wir fühlen uns beobachtet.

Auf der Rechnung finden sich die üblichen Posten wie „Mezedes“ und „Teller Nikosia“. Doch wir werden stutzig, als wir weiterlesen. Wir sollen neben Gedeck und Trinkgeld auch eine Reinigungsgebühr, die Minze im Halloumi, einen Spülbeitrag und eine U-Bahn-Abgabe zahlen. Auf Nachfrage verweist der Wirt auf die mit der Straßenbahn leicht zu erreichende U4 und verschwindet schnell in der Küche. „Die Leute haben Angst“, meint Evángelos. Betroffen lesen wir weiter. Hier wird dreist ein Müllbeitrag eingefordert, der sich laut Fußnote nach der Menge der übriggelassenen Speisen errechnet. Völliges Entsetzen macht sich jedoch beim letzten Posten an unserem Tisch breit: Tatsächlich sollen wir „17 Blätter Toilettenpapier“ berappen. Wie konnte es so weit kommen?

Griechische Pein

„Wien darf nicht Zypern werden. Und Nikosia nicht Athen.“ Mit diesem kryptischen Slogan ließ kürzlich Maria Vassilakou aufhorchen, die laut Evángelos den Kopf jener europäischen Front darstellt, die auf kreative Schuldenbegleichung, statt auf Sparpakete setzt. Vassilakou sei der Ansicht, dass alle Griechen zusammenhalten müssen. „Scheinbar meint sie uns auch damit“. Er fügt hinzu: „Die Intention war gut, aber es ist außer Kontrolle geraten“. Aus höchsten Botschafterkreisen weiß er, dass weitere Abgaben für Auslands-Zyprioten geplant sind, beispielsweise eine „Postzustellgebühr“. Zudem soll der Nationalkäse Halloumi mit Exportbeschränkungen belegt werden. Die zypriotische Community berichtet bereits jetzt von Hamsterkäufen.

Krisenbearbeitung 2.0.?

Mit diesen zunächst erstaunlichen politischen Maßnahmen ist die Achse Wien-Nikosia nicht allein. Die Weltpolitik verfolgt aktuell eine Reihe höchste „kreativer“ Methoden, um Sparmaßnahmen zu verwirklichen – getreu dem Motto: Irgendwer muss es ja bezahlen. So denkt der japanische Wirtschaftsexperte Morinaga Takuro daran, Schönlinge mit einer Extra-Steuer zur Kasse zu bitten, um den weniger ansehnlichen Exemplaren der männlichen Gattung leichter zum Hafen der Ehe zu verhelfen und praktischerweise nebenbei auch noch die Staatsschulden zu senken! Fragt sich nur, ob dieser Trend auch für Österreich ein zukunftsweisendes Modell wird oder ob sich Teile der heimischen Politik dagegen stemmen werden: Schließlich wurde Werner Faymann erst kürzlich vom Magazin „Vanity Fair“ aufgrund seiner verführerischen Haarpracht zu einem der „Best-Dressed World Leader“ gewählt.

Wie es mit Zypern weitergeht und welche „Solidarabgaben“ die Bevölkerung noch leisten wird müssen, können wir nicht vorhersehen. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass die Weltöffentlichkeit auf jene skandalösen Vorgänge aufmerksam wird. Damit auch Evángelos bald wieder lachen kann.

Nadja Pospisil

2 Kommentare

  1. Wiener

    1. April 2013

    Rätsel
    Mir ist das auch afugefallen: kein Falterrätsel mehr 🙁

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  2. Evángelos

    1. April 2013


    Keine schlechte Idee 😉

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