15. Juli 2018

Wie käuflich bist du?

Wie käuflich bist du? (c) STADTBEKANNT

Jeder hat seinen Preis. Wie hoch ist deiner?

Es gibt einen Spruch, der besagt: Geld regiert die Welt. Wer Geld hat, hat auch das Sagen! Und gratis ist nicht einmal die Menschenwürde.

Armut, igitt, abscheulich! Wer etwas auf sich hält, schaut, dass er zu Geld kommt. Egal wie und egal zu welchem Preis. Der rücksichtsloseste Haifisch gewinnt den Kampf um den dicksten Happen Mammon: So läuft nun einmal der Hamster im Rad.

 

Prinzipien, Prinzipien

Lästig im Weg stehen da nur diese Prinzipien – altbackene moralische Grundsätze, begründet im Gewissen. Doch auch dieses lässt sich für Geld leicht deaktivieren. Oft hört man Leute sagen: “Nie würde ich meine Freunde hintergehen.” Bullshit! Spätestens wenn der Chef einem die lukrativere, statusträchtigere Stelle des befreundeten Kollegen anbietet, zählen grüne Scheinderln mehr als die Freundschaft. “Ich bin ehrlich!” Aber nicht vorm Finanzamt. “Ich lass mich nicht kaufen!” Nein, ich verkaufe mich freiwillig.

 

Die Großen machen’s vor

Hä, wie war das? Freiwillig seine Prinzipien verkaufen, ohne Notwendigkeit? Exakt. Namhafte Gestalten und Unternehmen aus Politik, Kunst und Kultur machen’s vor. So etwa Eva Glawischnig, einst als Grüne dem Kampf gegen Umweltverpester und asoziale Ausbeuter verpflichtet, heute beschäftigt für den in Korruptionsskandale verwickelten Glücksspielriesen Novomatic. Mit den Prinzipien ist es scheinbar so: viel gelten sie im Wort, wenig in der Tat. Am Ende siegt das Verlangen nach mehr Kohle, und die Prinzipien fliegen hochkant über Bord.

 

Schikanen im Schikaneder

Ebenfalls hoch gepokert in punkto scheincheninduzierte Prinzipienamnesie hat das Wiener Lokal Schikaneder, seines Zeichens ein Hort der Toleranz. Gerne wirbt man mit Slogans wie “no racism, no sexism, no homophobia” und einem internationalen Menschenrechts- Filmfestival. Gerne nimmt man aber Geld von Gruppen, die eben diese Grundsätze lachend mit Hugo-Boss-beschuhten Füßen treten. Zum Beispiel von der Jungen ÖVP, die momentan gemeinsam mit der türkisen Mutterpartei eifrig am Titel “Größte Mitläuferpartei aller Zeiten” (“GRÖMAZ”) arbeitet. Ein Shitstorm folgte, das Schikaneder reagierte pikiert. Wortlaut auf Facebook: “Wir (…) verurteilten jede (!!!) Form von Hetze aufs Schärfste! Love & Peace”.

Fraglich bleibt, ob “Love & Peace” jenen was nützt, denen nun auf Betreiben der Regierung die Mindestsicherung auf unterhalb des Existenzminimums zusammengestrichen wird, weil sie Konjunkitiv I und II nicht korrekt beherrschen.

 

Runter mit dem belehrenden Zeigefinger

So, genug gesudert und gelästert. Denn eigentlich sind wir ja um nichts besser. Der Drang nach finanziellem Zugewinn ist – ähnlich wie das Streben nach Status und Anerkennung – gewissermaßen eine gesellschaftliche Konstante. Oder versuchen wir etwa nicht, für uns selbst immer das Beste herauszuschlagen? Definieren wir uns etwa nicht über Geld, mehr als wir uns jemals über nicht-monetäre Werte wie Respekt oder Fürsorglichkeit definieren würden? Fühlen wir uns etwa nicht erhaben, wenn wir uns auf Instagram oder Facebook inmitten teurer Lifestyle-Accessoires und Urlaubsdestinationen präsentieren?

 

Geiz ist geil!

Am Markt der humanen Ressourcen ist der Mensch versachlicht, reduziert auf seine ökonomische Nutzbarkeit. Als Lohn für’s Geld machen gibt’s wieder Geld. Wer kein Geld produziert, ist überflüssig. Neue Werte braucht das Land! Erfolg ist geil! Geiz ist geil!  Zurück bleibt ein Selbst, kondensiert auf die Dicke des Geldbörsels. Kein Wunder, dass bei dieser simplen Priorität anderswo radikal der Sparstift angesetzt wird. Beispielsweise bei der Einhaltung von Prinzipien. Ein Überbleibsel der Evolution, laut der nur die “Fittesten” überleben? Oder doch eine Anomalie, eine Charakterschwäche?

 

Notlügen gelten nicht

Egal wie man dazu steht, unsere Käuflichkeit kennt kaum Grenzen. Jeder hat seinen Preis. Notlügen schaffen Abhilfe, wenn einmal doch das Gewissen zwickt: Prinzipien einhalten ist “in dieser Welt unmöglich”, “zu teuer”, “zu aufwendig” oder schlichtweg “selbstschädigend, weil es eh keiner tut”. Fazit: Es ist ok, ein Arschloch zu sein, wenn andere es auch sind oder wenn es anstrengender ist, anständig zu bleiben. Sparzwang für den Charakter ist angesagt. Man könnte gar von einem Trend, einem neuen Stil, sprechen. Käuflichkeit ist sexy, wenn sie reich, fesch, erfolgreich macht.

Sind wir also alle gierig, käuflich, prinzipienlos, schwach, egoistisch? Vielleicht. Aber nicht nur. Wer beim Handeln aufs Denken nicht vergisst und auf sein Gewissen horcht, wird belohnt. Zwar nicht mit Geld – aber dem wohligen Gefühl des Respekts vor sich selbst.

 

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