Von früh bis spät im Burggarten

Für Slackliner, Yoga-Fans, Kaffeehausliebhaber oder alle, die an heißen Tagen dem dichten Häuserwald der inneren Stadt für ein paar Momente entfliehen wollen. Als Ludwig Gabriel von Remy und Hofgärnter Franz Antoine der Ältere den Burggarten unter Kaiser Franz I geplant haben, hatten sie wohl keine Vorstellung davon, wie er sich einst entwickeln würde.
Wahrlich bis es soweit war, dass der ehemalige „Garten der Republik“, wie er vor seiner finalen Benennung kurzzeitig hieß, für alle als Ort der Ruhe und Entspannung galt, hat es länger gedauert. Ursprünglich wurde die Anlage zwischen 1817 und 1821 als Garten des Kaisers angelegt, bevor sie 1919 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Bis es soweit war, dass man gemütlich auf der Wiese verweilen konnte, sollten allerdings noch Jahrzehnte vergehen.
Der Trend zur Rebellion und Auflehnung gegen das System, der durch allerlei Protestbewegungen in den 1970er und 1980er zu spüren war, machte auch vor dem Burggarten nicht halt. So forderte die Burggartenbewegung 1979 „Freiheit für den Rasen“, dessen Betreten wie auch in anderen Parkanlagen Wiens verboten war. Erst 2007 wurde dieses Verbot aufgehoben, was den Grundstein einer neuen Parkkultur bedeutete.
Die stummen Zeugen dieses Entwicklungsprozesses lassen sich auch heut noch bei einem Spaziergang durch den Burggarten entdecken. Im und um den Teich, der sich in der Mitte des Gartens erstreckt, treffen wir auf Denkmäler verschiedenster Größen. Franz-Stephan von Lothringen, Ehemann von Kaiserin Maria-Theresia, thront auf dem ältesten Reiterdenkmal der Stadt. Auch Mozart und Kaiser Franz-Joseph haben hier, wie der Geistliche Abraham a Sancta Clara, ihr Andenken gefunden. Wahrlich ein Blickfang ist auch der Herkulesbrunnen in der Mitte des Teiches, der 1948 vom Esterházy-Park an seinen heutigen Platz übersiedelte.
Bei schönem Wetter zur warmen Jahreszeit kann der Andrang auf einen Platz im Gastgarten des Palmenhauses schon einmal groß werden. Die Speisekarte ist vor allem ein Genuss für Frühstücksliebhaber, aber auch klassische Wiener Schmankerl gibt es dort immer wieder zu probieren.
Nicht nur die Pflanzen, die wir beim Streifzug durch den Garten bewundern können, zählen zu den außergewöhnlichen Dingen, die es trotz des Großstadtklimas zu finden gibt. Soll doch Franz I als ausgebildeter Gärtner bei der ursprünglichen Gestaltung schon seine Finger im Spiel gehabt haben. Mit dem Schmetterlingshaus finden wir eine architektonische wie naturwissenschaftlich wertvolle Institution, in der es viel zu entdecken gibt und sich als ideales Schlechtwetterprogramm für Regentage im Burggarten anbietet. Konstant bietet es 26 Grad und 80 % Luftfeuchtigkeit, woran sich die etwa 150 beheimateten Schmetterlingsarten erfreuen.
Wie auch der Augarten, gilt der Burggarten immer wieder als zentrale Outdoor-Location für Veranstaltungen wie die Yoga-Convention oder verschiedene Foodfestivals. Vor allem zur Sommerszeit finden sich neben Spaziergängern, Läufern und Picknickern, offizielle Events wie Yogatreffs oder groß organisierte Brunches. So werden auch jene glücklich, denen das Flanieren und Rasten auf der Wiese zu wenig ist.
Der Wiener Burggarten ist wahrlich eine der schönsten Ruheoasen mit kaiserlichem Flair in Mitten des Trubels einer Großstadt. Es ist nur nachvollziehbar, dass die Motivation seinen heutigen Status zu erkämpfen, ein Freiraum und Treffpunkt für verschiedene Generationen, einst so groß war. Einen Ort wie diesen finden wir mit dem Augarten auch in der Leopoldstadt oder aber auch in Währing, wo Parkliebhaber im Türkenschanzpark vieles zu entdecken haben.