23. Januar 2020

Virtuos, dieser grauperte Beethoven

Ludwig van Beethoven (c) STADTBEKANNT

Anlässlich seines 250. Geburtstages wird Ludwig van Beethoven heuer mächtig abgefeiert. Nicht weniger als 35 Jahre lebte der begnadete Wahlwiener in der Alpenmetropole. In dieser Zeit hat der „grauperte Musikant“ nicht nur der Nachwelt Grandioses hinterlassen, sondern auch immer wieder mal mit Joseph Haydn gewickelt und Nachbarn terrorisiert.

Über drei Jahrzehnte war Wien der Lebensmittelpunkt Ludwig van Beethovens. 1786 war es, als der 1770 Geborene und vorrangig in Bonn Lebende sich erstmals in unsere Stadt begab. Sein Ansinnen? Ein Schüler Mozarts zu werden. Ob die beiden einander jemals begegnet sind, ist heute unklar. Belege hierfür gibt es nicht. Sehr wohl aber dafür, dass Beethoven seinen Wien-Trip vorzeitig abbrechen musste, um seiner schwer erkrankten Mutter beizustehen.

Immer wieder Köch mit Haydn

Im zarten Alter von 22 Jahren zog es den Musiker, der schon damals mehr als die gängigen Oktaven draufhatte, erneut nach Wien. Eine Serie von Ereignissen sorgte jedoch dafür, dass aus seiner Studienreise ein dauerhafter Aufenthalt wurde: Sein Vater starb, französische Truppen besetzten das Rheinland, und der kurfürstliche Hof, wo der junge Beethoven einer geregelten Arbeit als Musiker nachging, musste fliehen. Allesamt Ereignisse, die ihm den Boden für eine Rückkehr nach Bonn entzogen. Aber auch in der Alpenmetropole konnte der virtuose Wahlwiener dank prominenter Unterstützung rasch im Konzert der Großen mitspielen. Und so landete er schließlich bei Joseph Haydn (1732–1809), um bei diesem Kompositionsunterricht zu nehmen. Dass die Interaktion mit dem prominenten Lehrer nicht ohne Tremolo – also ohne Köch, wie man in Wien so schön sagt – über die Bühne ging, lässt Beethovens späterer Sager „…nie etwas von ihm gelernt“ vermuten. Geprägt wurde Beethoven von Haydn aber sehr wohl – ganz besonders in den Genres Sinfonie und Kammermusik.

Echte Zores wegen massiver Hörschädigung

Beethovens Output an der damals noch blaueren Donau: gewaltig. Nicht weniger als 20 seiner 32 Klaviersonaten – unter anderem die „Mondscheinsonate“ – knallte der Workaholic in den ersten zehn Wien-Jahren aufs Papier. Ende des 18. Jahrhunderts beeinträchtigte ihn aber schon eine Hörschädigung, die sich im Laufe der Jahre verstärkte und beim Meister 1819 schließlich zu völliger Taubheit führt. Für ihn natürlich ein Desaster, das ihn mitunter auch an Suizid denken ließ. Dass die Wien-Jahre zwischen 1802 und 1812 dennoch zur fruchtbarsten Phase der Koryphäe wurde, erstaunt noch heute. In dieser „heroischen Phase“ schenkte er der Welt Werke wie die 3. Sinfonie („Eroica“), die 5. Sinfonie („Schicksalssinfonie) oder die Erstfassung von Beethovens einzigen Oper „Fidelio“.

Bonner wird in Wien zur Zwiedawurzn

Im persönlichen Umgang war Beethoven kein einfacher Kerl. Privat geigte er anderen gern die Meinung und vergriff sich dabei oft schwer im Ton. Auch mit seinen Nachbarn lag er ständig im Clinch, weshalb er auch das eine oder andere Mal die Wohnung „wegen geräuschvollen Benehmens” räumen musste, da der Schwerhörige mit Leidenschaft bis spät in die Nacht in die Tasten hämmerte – wo auch immer er gerade wohnte. Oder besser hauste: Denn Ordnung schien dem Musiker, der in der Alpenmetropole über 60 Mal umzog, ebenso kein allzu großes Bedürfnis gewesen zu sein. „Wir fanden ihn in einem öden, fast ärmlichen Zimmer. Größte Unordnung, Musik, Geld, Kleidungsstücke auf dem Fußboden, auf dem unsauberen Bette Wäsche gehäuft, der offenstehende Flügel mit dickem Staube bedeckt, zerbrochenes Kaffeegeschirr auf dem Tische“, schilderte Kollege Carl Maria von Weber (1786–1826), der Beethoven „in einem schäbigen, an Ärmeln zerrissenen Hausrock“ vorfand.

Wenig erstaunlich auch, dass er unter Bauern im Wiener Umland, die den häufig Befilzhuteten wiederkehrend beim Kurzurlauben beobachten durften, rasch als der „Grauperte Musikant“ galt. Heiligenstadt, das damals noch vor den Toren Wiens lag, war übrigens ein bevorzugter Wohnort des Meisters. Auch in der Probusgasse 6 sowie im zentral gelegenen Pasqualatihaus, wo er an „Fidelio“ sowie an Klavierstücken wie „Für Elise“ arbeitete, wohnte Beethoven mehrfach.

Bankerl g’riss’n: Bleivergiftung und Leberzirrhose

Am 26. März 1827 erlag Beethoven einer Bleivergiftung durch Bleimedikamente, die ihm verordnet wurden, um eine Lungenentzündung zu behandeln. In Kombination mit einer Leberzirrhose, von welcher der Arzt an seiner Seite nichts ahnte, führten diese schließlich zum Tod. Ludwig van Beethoven wurde zunächst am Währinger Ortsfriedhof bestattet, seine Gebeine aber knapp 60 Jahre danach in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof überführt.

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