10. Juli 2014

Viel Lärm um Nichts im Ost Klub

In Wien hat alles seine Ordnung. Im Gemeindebau ist Kinderlärm unerwünscht und mit nächtlichem Partylärm verhält es sich meist ebenso. Die Ruhe-und-Ordnung-Festung Innere Stadt hat ihre Tentakeln wieder ausgestreckt und ihrem jüngsten Opfer, der Institution Ost Klub, den Sound zum Leben abgedreht.

Dancing in the Bluelight

Die City ist ab Mitternacht totes Gebiet. Die Clubs sollen am besten um 4:00 Uhr Früh zusperren und wenn am Badeschiff Guerillapartystas feiern, rückt die Polizei selbstverständlich mit kompletter Mannschaft an. Diese langweilt sich selbst ob der Ruhe in ihrem Gebiet und nimmt solche Gelegenheiten dankend an, um Dampf an den Partygästen ablassen zu können. Dasselbe passiert auch wenn von einem Polizeiauto 2 Radkappen gestohlen werden, dann herrscht Alarmstufe Rot und alle verfügbaren Freunde und Helfer bitten zum Tanz unter hypnotisch flackernden Blaulicht.
Solche Teenage Riots will man in Zukunft wieder nur unter gleichnamigen Festival in der Arena in geordneten Bahnen ablaufen lassen und dreht den bislang auf 95db regulierten Soundhahn im Ost Klub nun ganz ab.

Verruchte Location Ost Klub

Die Ost Klub Location am Schwarzenbergplatz jedenfalls umweht von jeher ein Hauch von Verruchtheit. Schon in den 40er Jahren gründeten amerikanische Soldaten dort einen Jazzclub. Und der Jazz hat bekanntlich unsere, mithilfe von Marihuana willenlos gemachte, Jugend dazu gebracht, die Hüften in sexuell eindeutigen Bewegungen zu dieser Teufelsmusik schwingen zu lassen. Heutzutage wurde im Ost Klub der Balkan- und Weltmusik gefrönt. Heerscharen von Bands aus dem Osten und vom Balkan beschallten das Ambiente mit Gypsysound, selbst die QueerBalkanSociety feierte dort auf. Alles also was dem Wiener fremd und unheilig ist. Dazu kam auch noch die nahe Drogenszene am Karlsplatz – mehr schlecht geht nicht – echt nicht.
Der Jazz und der Karlsplatz sind mittlerweile befriedet oder haben sich einfach an anderen Orten ihr zuhause gesucht.
In den unheiligen Hallen des Ost Klubs wird es ab September völlig anders zugehen. Eine Vinothek soll für das Wohlwollen der Anrainer und einer neuen Klientel sorgen -inklusive ruhigerer Konzerte, einer großen Weinselektion, Speisen von heimischen Biobauern und einem begehbaren Humidor für Zigarren- und Pfeifenliebhaber.
Ob das gut gehen wird ist fraglich, schließlich müssen sich selbst die gehobenen Gastro- und Weinlokale am nahen Naschmarkt gegenüber Lautstärkenbeschwerden der Anrainer behaupten.

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