15. Dezember 2011

Uwe Scheuch feierte 10 Jahre Amt, und der Kärntner Teil der stadtbekannt Redaktion gratuliert, auf eigene Art.

Es gibt Grund zu feiern, und eine offizielle Presseaussendung der Klagenfurter Grünen hat mich darauf aufmerksam gemacht. Die sind nämlich zur „10 Jahre Scheuch“-Party eingeladen worden und haben via APA, dankend aber doch, abgelehnt. Ich habe ja schon einmal, an dieser Stelle, eine Ode an Uwe geschrieben. Nicht nur, weil Ode und Uwe fast identische Wörter sind, sondern weil es Uwe zu feiern gilt. Uwe, den Großgrundbesitzer und Politiker, Uwe, den mit dem unkonkreten Russen. Allaweu, jederzeit! Nastrovje!

Und auch seine Ziehväter und Ziehsöhne, die ein Bundesland dazu gemacht haben, wofür es heute steht. So quasi als Insel der seligen Unbeseelten, dafür mit tollem Teint und megamäßigen Sportsturnieren (ja, da dürfen auch Ausländer mitspielen! Urlaubsstyle!). Lässig, leiwand (ups, Wiener Wort – aber seit der Wiedervereinigung mit den Recken rund um St. Rache – Stermann verzeih den Wortklau – geht Wienerisch eh wieder) und wenn nicht offensichtlich, dann wenigstens latent auch xenophob. Weißt eh, Hauptsache sie benehmen sich und assimilieren sich. Hat ja der Oberösterreicher auch geschafft!

10 Jahre Uwe

Und mit zehn Jahren Scheuch, da könnte man gleich auch die Dekaden mitfeiern, die in Kärnten angebrochen sind, seit ein mittlerweile verstorbener promovierter Jurist aus Oberösterreich (Sie wissen, der, der den Steger bei der F abg’sagelt hat), sein Unwesen in Kärnten zu treiben begann. Graf Jörgula, wie ihn der von mir immens geschätzte Kabarettist und Satiriker Florian Scheuba, einst spielte. Ja, genau – der Scheuba, der Scheuchs Ziehvater seit Hektiker-Tagen perferkt verkörperte und somit auch dekonstruierte. „Zwei Echte Österreicher“, zusammen mit Thomas Maurer – schauen Sie sich das zur Feier des Tages an! Auch Sie, Herr Scheuch. Vielleicht, nach Kreisky, lernen Sie dann auch Geschichte. A biiiiiiiiisaaaale, olta wenixtens!

Beschuldigungen haben hier natürlich keinen Platz. Mir obliegt es keineswegs zu sagen, ob Herr Scheuch wirklich schuldig ist und ob er es verdient, in einer Reihe mit all den angeblich auch korrupten, aber dennoch super dahinlebenden Prominenten genannt zu werden. Ob es einen konkreten Russen gibt oder nicht – das mögen jene beurteilen die Juristerei studiert haben, mit heißem Bemühen. Goethe, Herr Scheuch, auch ein Deutscher!

Zu feiern gilt es aber das gesamte blau-orange Paket, deren Absurdität Scheuch vielleicht bis zur Spize getrieben hat. Als einer, der in Kärnten gut die ersten zwei Dekaden seines Lebens verbracht hat, fallen mir soviele Anekdoten ein, die ich heute mit Scheuch mitfeiern will.

Erinnerungen in orange

Als ich damals beispielsweise beim Beachvolleyball gearbeitet habe, und beim Finale das ganze Team in den Center Court schritt. Tausende Menschen, und Jörg Haider sollte eine Rede halten. Man hat aber von ihm wenig gehört, weil zumindest zwei Drittel der angeblichen urrechten Kärntner ein dermaßen lautes Buh-Konzert in Stereo gaben, dass die Rede eher unterging. Im nächsten Jahr musste übrigens Matthias Reichhold ran, Haider hatte anscheinend genug.

Oder das Faktum, dass Subkultur in Kärnten so ungefördert dastand, dass eine eigentlich vitale Szene an Bands aus dem alternativen Bereich von Hardcore bis Death Metal über Pop nie wirklich aufblühen konnte. Dass angeblich ein Doppelkonzert von Mark Knopfler und Sting abgesagt wurde, dafür DJ Ötzi am alten Platz spielte.

Von Stadien über Seebühnen, auf denen nur fragwürdige Musicals gespielt werden – und auch das nur halb ausverkauft – könnte man soviel feiern. Dass Kärnten als Pseudo-Freistaat durchgehen will, wo alle fiskale Legalität nicht ganz ernst nehmen, dafür superfesch und kamot (kärntnerisch für: komot) sind.

Dass soviele moralische durch und durch fragwürdige bis – no offense – ablehnungswürdige Dinge unter dem Deckmantel des Pseudo-Sunnyboytum durchgezogen worden sind. Und das ich sogar verstehe, beinahe goutiere, dass ich als Kärntner in Wien – jo, bei de Gscherten! – immer ein bisserl auf der Uhr bin, verarscht werde. Und vielleicht sogar ein wenig froh darüber bin.

Dass Scheuch und seine Vordenker ein ganzes Bundesland -dazu- gemacht haben, was es heute ist – dafür müssen wir ihn – anscheinend ! – feiern. Aber andererseits dürfen wir auch hoffen, dass irgendwann diejenigen rankommen, die all das Kaputte wieder reparieren. Oder zumindest den Versuch starten, damit zu beginnen.

Frohen zehnten, Uwe. Und sei nicht böse, dass nicht alle kommen wollten!

Foto: Das geniale Bild stammt von "Hydra das endgute Satiremagazin".

Ein Kommentar von Markus Brandstetter

2 Kommentare

  1. al

    15. Dezember 2011

    !
    Bravo!

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  2. Simon

    15. Dezember 2011

    Gratuliere Uwe
    für gar nichts!

    Reply

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