31. August 2014

Textil Müller

Zu Besuch im Textilparadies Müller

Der wenig schmeichelhaft meist Fetzen-Müller genannte Textil-Großhändler ist längst legendär, und das aus einer Reihe von Gründen: er ist gigantisch groß, spottbillig und obendrein skurril.
Dem Geschäft gings wie der sozialen Verbreitung des Hobbys Nähen: einst eine so weit verbreitete Aktivität wie Kochen, haben Dumpingpreise in den Textilketten und die Befreiung der Frauen aus den Zwängen des Haushalts dazu geführt, dass außer Oma kaum noch jemand näht. Omas waren es auch, die den Textil Müller weiter frequentierten. Mittlerweile ist er längst eine bekannte Adresse unter Wiener Kreativen, BühnenbildnerInnen, SchneiderInnen, ModeschülerInnen und Laien, die ihre Stoff aus den heiligen Hallen des Textil Müller holen.
 

Kritz-les-trucs

Die Hallen sind wörtlich gemeint: zwei große Hallen sind auf zwei Stockwerken mit Stoffrollen gefüllt. Material in allen Formen und Farben, grob sortiert in unzähligen Gängen und Nischen angeordnet. Das Geschäft schmückt sich sogar mit der Aussage, es habe die größte Auswahl Europas. Das muss vorerst unüberprüft bleiben, ist aber soweit glaubwürdig. Die Auswahl ist wahrlich riesig. Zudem spiegelt sich die Wiederentdeckung des Textil Müller durch breitere Konsumentenmassen erfreulicherweise nicht in der Preispolitik wieder: diese folgt weiterhin dem Mantra des Dumpingpreises.
 

Billigheimer

Stoff kauft sich meterweise um wenige Euro, sämtliches restliches Zubehör wandert um wenige Cent über den Tresen. Das Angebot an Zubehör inkludiert so ziemlich alles, das nebst Stoffen beim Nähen oder Basteln noch anfällt: Bänder, Borten, Knöpfe, Wolle, Perlenschmuck und Reissverschlüsse; dazu kistenweise skurrile Deko-Artikel und Kuriositäten am Rande der Nutzlosigkeit, manchmal auch darüber. Der Trash-Faktor ist hoch; die auf Stofftürmen schlafenden Katzen tun das Ihre dazu. Der Vorwurf der Ramschhölle ist mitunter nicht mehr abzuwehren, wer suchet, findet hier aber in jedem Fall.

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