23. Februar 2015

Studentenjobs

Stephansdom Wienblick (c) STADTBEKANNT

Mehr Qual als Wahl

Das neue Semester beginnt demnächst und viele Studenten knabbern schon jetzt am Hungertuch. Grund? Das liebe Geld.

Jeder Beginn eines neuen Semesters bedeutet auch gleichzeitig den Beginn eines weiteren Überlebenskampfes der Studenten. Jedes Jahr werden tausende Unigänger vom behüteten Eigenheim in der rauen Alltagswelt eines Studenten ausgesetzt und mehr oder weniger dem Schicksal übergeben.

Wahrlich kein Honiglecken.

Um sich aber irgendwie über dem Existenzminimum zu halten und um den Spott und Hohn der arbeitenden Schicht zu entgehen, müht sich auch der Student jedes Semester dazu ab, die Inseraten-wüsten diverser Jobportale abzugrasen. Die Ansprüche à la „I geh sicher ned für 6,- Euro de Stund hackln“ legen sich nach anfänglicher Euphorie schnell und nach kurzer Zeit schwindet dann das letzte Fünkchen Hoffnung, dass sich in der Flut an Angeboten auch nur ein Job finden lässt, der einem nicht das letzte Quäntchen Würde, das man sich noch vom letzten Partyrausch aufgehoben hat, raubt. Natürlich will man einen coolen Job, der Spaß macht, Referenzen bringt und ordentlich Geld in die Haushaltskasse spült. Doch das wäre die Nadel im Heuhaufen unter den Studentenjobs in Österreich. Nun, um euch aber unnötigem Kummer und Ärger zu ersparen, haben wir die miesesten Studentenjobs Österreichs einmal zusammengestellt. Don’t prove it!

Plasmaspenden

Zunächst klingt das Ganze ja verlockend. Man wird gepickst, sitzt dabei im Ledersessel, lässt die Maschine die Arbeit erledigen und tut dabei noch etwas Gutes. Und das für 20,- Euro in der Stunde. Ja eigentlich nichts einzuwenden, wären da nicht die unangenehmen Nebenerscheinungen, die da auf einen zukommen. Zunächst ist es während der ganzen Prozedur verboten die Augen zu schließen, man könnte ja schließlich wegkippen, außerdem wird man ständig angehalten seine Faust immer wieder zu öffnen und zu ballen, während das Gerät das Blut aus den Venen saugt. Macht man das nicht, kann es schon mal sein, dass sich die Nadel an eine Vene festsaugt. Kein angenehmes Gefühl. Hinzu kommt, dass man sich danach fühlt als hätte man zwei Monate kein Licht gesehen und sich ausschließlich von Zwieback ernährt. Dementsprechend sieht man dann auch aus. Zwar werden einem Alibi-halber Obst und Wasser gereicht, doch das wirkt eher so, als würde man einem Alkoholiker ein Mon Chéri unter die Nase halten. Übrigens man darf maximal 50 Mal im Jahr spenden gehen.

Keiler

Leider. Ja, leider müssen wir immer wieder auf die lieben Keiler diverser Gutmenschen-Vereine und Organisationen verweisen, sind sie doch jedes Semester alltäglich präsent in unserer Lebenswelt, wir haben berichtet. Doch bei allem Argwohn und aller Missgunst gegenüber diesem Schlag von Menschen, leicht haben es die ausgesetzten Mappenträger nicht. Wahrscheinlich wird man in keinem anderen Job so oft beschimpft und mit Schimpfwörtern zugedeckt, wie in diesem. Studenten die sich für diesen Job entscheiden, müssen von Anfang an ausdauernd, aber vor allem misanthropisch veranlagt sein. Anders ist es nicht zu erklären, warum man seine Mitstudenten im Begleitschutz manchmal bis zum Hörsaal mit Mappen vorm Gesicht verfolgt. Das kennt man sonst nur von Gerichtsverhandlungen. Und so fühlt man sich auch. Nämlich schuldig, weil man kein Herz hat, wenn man jetzt nicht sofort 5,- € für Pandababys überweist. Ein Keiler hat es dennoch nicht leicht, wird er doch in hässliche Monturen gesteckt und muss dabei noch Kunststückchen mit seiner Mappe vollbringen, manchmal sogar zirkusreif.

 

Callcenter

„Sie sind kontaktfreudig, kommunikativ und offen und lieben es zu telefonieren? Dann sind sie bei uns an der richtigen Adresse!“ So oder so ähnlich sehen die meisten Inserate von sogenannten Callcenterfirmen aus. Das Paradoxe dabei: oben genannte Eigenschaften spielen bei Callcenter – Jobs eher eine untergeordnete Rolle. Denn bevor man diese Vorzüge überhaupt ausspielen kann, ist das Gespräch meistens längst mit einem grantigen „KEIN INTERESSE“ beendet. Ähnlich wie die Keiler haben auch Callcentermitarbeiter keinen leichten Stand, denn auch sie gehören zu der Gruppe jener Menschen, die eigentlich nur nerven, wenn sie einen um 9:00 Uhr früh wecken und einem ein Brigitte -Abo andrehen wollen.

Sargträger

Zwar dürfen Studenten nicht als Leichenwäscher arbeiten, just an urban myth, aber als Sargträger. Bei einem Gehalt von ca. 8,- bis 14,- Euro schaut auch gutes Geld dabei raus, also was ist der Haken dabei. Ganz einfach. Man ist Sargträger verdammt. Punkt.

Medikamententester

Der Klassiker. Klingt fast zu schön um wahr zu sein. Ist es auch. Klar, es klingt verlockend, zu Hause sitzen, sich ein paar Pillen reinzuschmeißen und warten, ob etwas passiert. Das kennen manche Studenten nur vom Wochenende und plötzlich wird man dafür bezahlt! Doch anstatt ein Leben in Saus und Braus zu leben, fallen einem die Haare und Zähne aus, man kotzt sich die Seele aus dem Leib und so schnell hat man”s gar nicht begriffen, fühlt man sich plötzlich wie Büchners Woyzeck.

Flyerverteiler

Ein Anforderungsprofil, das selbst einen Dreijährigen nicht überfordern dürfte. Stehen. Das sind die Aufgaben, welchen sich die zukünftige geistige Elite unseres Landes stellen muss. Vielleicht zur Vorbereitung der Massen an Publizistikstudenten für das Anstehen am AMS, wer weiß. Der Lohn fürs Stehen ist dementsprechend niedrig und lässt nicht allzu viel Luft nach oben.

Wer jetzt aber glaubt, er hätte den miesesten aller Jobs bereits hinter sich, der kennt unsere Redaktion schlecht. Denn ja, auch wir mussten öfter mal Staub fressen. So geschehen einem Redakteur der stadtbekannt-Redaktion: dieser hatte die hochverantwortungsvolle Aufgabe, im Namen der Wiener Linien Autos zu zählen, und das in zwölf Stundenschichten mittels Klicker zu bestätigen. Ein Knochenjob. Also wir wissen wovon wir sprechen. Solltet ihr also einen der oben genannten Jobs „ergattert“ haben, so tut uns das leid, aber wir wünschen euch trotzdem viel Durchhaltevermögen. Wie wir sehen, Student werden ist nicht schwer – Student sein dagegen sehr.

1 Kommentar

  1. Soryaan

    26. Februar 2012

    Zu Callcenter
    muss man dann dazusagen das es sich um Outbound handelt. Indbound fand ich als Student nicht so dramatisch … aber ja … umwerfend ist der Job auch nicht.

    Reply

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