20. November 2017

Weihnachtsmärkte in Wien

Wiener Christkindlmarkt (c) STADTBEKANNT

Vorweihnachtlicher Spaziergang entlang der Wiener Ringstraße

Die bunten Lichter der Wiener Weihnachtsmärkte locken in Ring-Nähe mit Glühwein und erzählen im romantischen Markt-Ambiente ihre persönliche Geschichte.

Die dichtbefahrene Ringstraße auf der einen, der romantische Budenzauber auf der anderen Seite: Mitte November gab es wieder einmal den Startschuss für Glühwein, Punsch und buntes Allerlei auf unseren geliebten Wiener Weihnachtsmärkten. Doch der eine ist nicht wie der andere: Wir haben es mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten zu tun. Auf einem abendlichen Ringspaziergang erzählen sie uns ihre Geschichte.

 

Der Historische

Der erste Stopp gebührt natürlich dem original Wiener Christkindlmarkt am Rathausplatz. Jeder kennt ihn – schließlich ist er auch nicht zu übersehen. Unbescheiden liegt das kunterbunte Lichtermeer dem imposanten Rathausgebäude zu Füßen, eine 130 Jahre alte Fichte aus dem Schneeberg-Rax-Gebiet umspielend. Auch ohne Schnee bahnen sich die Menschenmassen im Novembernebel ihren Weg durch die von Standln gesäumten Straßen. Deren Wurzeln reichen übrigens bis ins Jahr 1600 zurück, als Lebzelter und Zuckerbäcker auf dem so genannten „Thomasmarkt“ im Graben ihre Waren über die Theke reichten. Über zwei Jahrhunderte später verschlug es ihn als „Krippenmarkt“ auf den Platz Am Hof, wo die Menschen bis zum Ende der Monarchie Rauschgoldengel oder versilberte Nüsse erstehen konnten. Seit 1975 schlägt er nun jährlich seine Zelte am Rathausplatz auf, turbulent, laut und selbstbewusst wie immer.

Wiener Christkindlmarkt Rathausplatz Standl (c) STADTBEKANNT
Wiener Christkindlmarkt Rathausplatz (c) STADTBEKANNT

Der Herrschaftliche

Beinahe ebenso prominent platziert ist das Weihnachtsdorf am Maria-Theresien-Platz. Im imperialen Ambiente unter den wachsamen Augen der ersten Dame Europas lässt es sich vornehm punschen. Tafeln rund um das Denkmal liefern informative Schmankerl zum Leben Maria Theresias, zur Geschichte des Denkmals und des Platzes – sollte man also ein schlechtes Gewissen haben, trinkenderweise am Weihnachtsmarkt herumzulungern, kann man sich zumindest weiterbilden sowie sich diverse Ratschläge der Herrscherin zu Herzen nehmen, die meinte: „Je weniger du redest, desto besser wird es sein.“

Nach dem Besuch dieser sehr prominent-exponierten Märkte, sehnen wir uns nach etwas romantischer Stimmung. Deshalb verlassen wir den Ring, um einen kurzen Abstecher in den Schutz der Gassen am Spittelberg zu machen.

Maria Theresia (c) STADTBEKANNT Zohmann
Maria Theresia (c) STADTBEKANNT

Der Heimelige

Trotz der vielen Besucher kann der Weihnachtsmarkt-Spaziergänger in den romantischen Gassen zur Ruhe kommen. Wie glitzernde Schlangen reihen sich die hölzernen Standeln aneinander. Die Schritte über die gepflasterten Wege lenkend, vorbei an der Biedermeier-Häuserkulisse, entführt einen das Ambiente in eine vergangene Zeit. Die weiß in diesem Falle sogar mit verruchten Geschichten aufzuwarten – schließlich galt der Spittelberg bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts als Bordellviertel, wo sich angeblich einst sogar Kaiser Joseph II im Gasthaus „Zum steinernen Löwen“ inkognito vergnügte, dann aber vom Wirt, der seinen Kaiser nicht erkannte, hinausgeworfen wurde.

Nach diesem romantisch-anstößigem Besuch, begeben uns nun wieder auf den Rückweg zum Ring, machen allerdings davor einen Zwischenstopp bei einem weniger historischen, dafür umso moderneren Markt.

Weihnachtsmarkt Spittelberg (c) STADTBEKANNT
Weihnachtsmarkt Spittelberg (c) STADTBEKANNT

Der Hochmoderne

An jenem Ort, an dem sich einst die kaiserlichen Hofstallungen befanden, präsentiert sich heute ein Weihnachtsmarkt in urbanem Gewand: Wieder einmal stehen am Hauptplatz des MuseumsQuartiers sechs leuchtende Eispavillons bereit und läuten den Winter im MQ ein. Stimmungsvoll wird es vor allem dann, wenn nach Einbruch der Dunkelheit bunte Lichttapeten das Open-Air-Wohnzimmer der Wiener zieren. Das kühle Licht und die Iglu-artigen, nicht besonders wohnlich aussehenden Pavillons lassen den einen oder anderen vielleicht frösteln; Möglichkeit, sich wieder aufzuwärmen gibt es allerdings genug – egal ob gemütlich mit dem Angebot diverser Punschvariationen oder sportlich auf der Eisstockbahn.

Weihnachtsmarkt MQ (c) STADTBEKANNT
Weihnachtsmarkt MQ (c) STADTBEKANNT

Der Herzige

Zum Schluss kommt noch ein Klassiker inmitten der Hotel- und Shoppingzone der Ringstraße: Der Weihnachtsmarkt Mahlerstraße bei den Ringstraßen Galerien. Obwohl der Adventmarkt in der Mahlerstraße wesentlich kleiner ist als seine Brüder und im Großen und Ganzen auch recht unaufregend, hat er den anderen doch eines voraus: Die gläserne Überdachung macht ihn wetterunabhängig und seine Lage in den Ringgalerien verführt zur Glühweinpause während des anstrengenden vorweihnachtlichen Geschenke-Shoppens. Herzig muten außerdem die kleinen tirolerischen Giebelhäuschen an, die unter dem Dach des sternenähnlichen Lichtermeers ihre Gourmetprodukte anbieten und einfach einladend wirken.

Weihnachtsmarkt Mahlerstraße (c) STADTBEKANNT
Weihnachtsmarkt Mahlerstraße (c) STADTBEKANNT

STADTBEKANNT meint

Ob historisch, herrschaftlich, heimelig, hochmodern oder herzig – eine eigene Persönlichkeit haben sie, die Wiener Weihnachtsmärkte am Ring. Und deshalb sind sie auch so unterschiedlich: Während der Christkindlmarkt am Rathausplatz schon viele Plätze gesehen hat, das Weihnachtsdorf um das Denkmal Maria Theresias über Imperiales informiert und der Markt am Spittelberg aus dem verruchten Nähkästchen plaudert, siegen im MuseumsQuartier Design und Moderne über Vergangenes. Eins ist aber sicher: Wenn der Glühwein unsere Wangen erröten lässt, lauschen wir gerne den Geschichten, die uns unsere Weihnachtsmärkte zu erzählen haben.

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