4. Mai 2013

Stadtgeflüster mit dem Nissan Leaf

Mit dem rein elektrischen Nissan Leaf besuchten wir vergangene Woche den Wiener Sternwartepark, wo ohne große Ankündigung 50 Bäume gefällt wurden. Was bisher ein Naturdenkmal war, wird jetzt zum Park.

Schon vor 40 Jahren hätte es im Sternwartepark zu Baumfällungen kommen sollen, um ein Bauprojekt zu ermöglichen. Damals sorgte jedoch eine Volksbefragung und der Protest der Bürger für die Einstellung des Projekts.

So viel Aufsehen gab es diesmal nicht. Anstatt den Bäumen selbst die Entscheidung zu überlassen wann sie umfallen wollten, wurden knapp 50 Exemplare gefällt, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Bisher war dies nicht notwendig, denn der Park war als Naturdenkmal nicht öffentlich zugänglich und lebendes wie totes Holz diente Vögeln und anderen Lebewesen als Lebensraum. Auf die Hinweise, den Baumschnitt nicht in der Brutzeit einiger dort ansässiger Arten durchzuführen wurde leider nicht eingegangen.


Umweltbewusst

Aber nicht nur wenn es um gefällte Bäume geht, wird immer öfter Umweltbewusstsein gezeigt. Auch bei der Mobilität kommt diese immer mehr in den Vordergrund. Die Zahl der Fahrradfahrer steigt, kleinere, sparsamere Motoren und auch Elektroautos wie z.B. den Nissan Leaf, den wir auf seine Alltagstauglichkeit testen konnten.

Gleich vorweg: Die maximale Reichweite von 175 Kilometern ist nicht leicht zu verwirklichen, genau so wie der MVEG-Verbrauch bei Verbrennungsmotoren. Wer 150 km schafft, kann sich glücklich schätzen. In der Stadt ist man damit noch ganz gut aufgestellt, außerhalb sieht man die Kilometer nur so purzeln. Bei einem Ausflug zur Burg Forchtenstein waren wir daher sehr dankbar, als wir beim nahe gelegenen Lehrforst der BOKU die Akkus aufladen durften. Denn auch wenn es in Österreich schon beinahe 3.300 Elektrotankstellen gibt, ist nicht immer eine in der Nähe, wenn man sie braucht. Und wenn man mit dem E-Tankstellenfinder – am Navi oder am Handy – eine gefunden hat, kann es sein, dass man dafür eine Kundenkarte braucht, in eine kostenpflichtige Garage fahren muss, oder doch nur das E-Bike aufladen darf.

Die Umgewöhnung an ein Elektrofahrzeug ist also so ähnlich wie an ein Smartphone. Wer es täglich verwenden will, muss es jede Nacht aufladen. Eine Vollladung kostet übrigens ungefähr, je nach Stromtarif, 3,- Euro.


Mal spritzig, mal schwitzig

Wer auf zusätzliche Reichweite und damit auf den Eco-Modus verzichtet, kann den Leaf auch spritzig fahren. 280 Nm Drehmoment stehen vom Stand weg zur Verfügung und während der Beschleunigung hört man nur ein leises Surren und die Abrollgeräusche. Um längere Distanzen zu überwinden, lohnt es sich aber, den Eco-Modus wieder zu aktivieren und zusätzlich die Belüftung auszuschalten. Im Endeffekt ist es ohnehin egal ob man zu schwitzen beginnt, weil es im Auto heiß ist, oder weil die Reichweite deutlich schneller schrumpft als die zu fahrende Strecke.

Wer eine Photovoltaik-Anlage, einen Garagenplatz und ein bisschen Geld für eine Ladestation besitzt und einen praktischen Zweitwagen für die Stadt sucht, fährt mit dem Nissan Leaf emissionsfrei ins Glück. Wer keinen Stellplatz mit Steckdose hat, wird die Nachteile des Leaf deutlicher spüren als seine Vorteile.

Nissan Leaf ab € 34.990,-
Länge: 445 cm, Gewicht: ab 1642 kg, Kofferraum: 330-680 l, Elektromotor, Frontantrieb, 80 kW (109 PS), 280 Nm, 0-100 in 11,9 s, Vmax 145 km/h, MVEG-Verbrauch: 137 Wh/km, Reichweite 175 km

Fotos: Christoph Adamek

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