17. Januar 2012

stadtbekannt goes California (1)

stadtbekannt traut sich raus  – und zwar nach Kalifornien. Teil eins des Reisetagebuchs.

Ein Monat in Kalifornien: stadtbekannt-Schreiberling Markus Brandstetter hat Tagebuch geschrieben. Von Road Trips, Flughäfen, Jam Sessions, illegalem campen. Ein Road Movie in Tagebuchform in mehreren Teilen.

Flugzeuge.

Ein wenig wie ein alter, abgeranzter Schulbus sieht die Wandverkleidung des Flugzeugs aus, in dem wir ab Frankfurt die nächsten zehn Stunden verbringen. Es gäbe schönere Flugszenarien, irgendwie habe ich aber das Gefühl dass das ästhetisch fragwürdige Interieur der Billigfluglinie einer sicheren Landung nicht zwingend im Wege stehen muss, außerdem war die nicht näher genannte Fluglinie von allen Varianten einfach die günstigste. Also, einmal durchatmen, Mojo, Uncut und Rolling Stone aus dem Handgepäck holen and off we roar into the sky. Ja, wir haben es lange geplant und jetzt sitzen wir endlich im Flugzeug nach Kalifornien. Ich liebe es, zu fliegen, ich liebe Flughäfen, aber die Filme… Wie nicht anders zu erwarten, spielen sie einen in die Jahre gekommenen Blockbuster nach dem anderen, irgendwas mit Sandra Bullock, die eine Agentin ist und einen Schönheitscontest gewinnen muss. Den aber zweimal hintereinander, falls man beim ersten Mal die komplexen Handlungsstränge nicht verstanden hat. Dann schon lieber den Augenfokus aufs Uncut Magazine und den Gedanken spinnen, welche Bands vielleicht möglicherweise gerade in den Staaten touren in der Zeit, in der ich dort bin und wie die Reise wird. Fix ist bis dato nur die Dave Matthews Band, die muss ich mir anschauen, und zwar an zwei hintereinanderfolgenden Abenden in Los Angeles. Schlafen geht leider gar nicht, auch wenn es dem Biorythmus sicherlich zuträglich wäre, Kathi, meiner Reisebegleitung , geht es nicht anders. Also reden wir über unsere Erwartungen und über Gott und die Welt. Über den perfekten Song, den ich beim Aussteigen via Kopfhörer hören werde, habe ich mir Monat lang Gedanken gemacht, als es dann endlich soweit ist und ich, nach Ausfüllen von Fragebogen, einem mäßig leckerem Curry aus dem Plastikgeschirr und gefühlten 12 Orangensäften später, auf dem LAX aussteige, pfeifen mir die Ohren ohnehin dermaßen vom Flug, dass ich nicht einmal daran denke, mir jetzt noch was in die Ohren zu stecken.

Stolen Passports & Grüß Gott, Herr Officer!

Und kaum sind wir drinnen und zeigen die Pässe her, gibt es auch die ersten Troubles: ein Officer “bittet” Kathi mitzukommen, irgendwas stimmt mit ihrem Pass nicht, der habe eine gestohlene Nummer, irgendetwas in der Richtung. Also ab mit ihr ins Verhörzimmer, während ich draußen warte. Entspannt sind wir beide nicht, der beste Einstand ist so etwas nur bedingt. Osama bin Kathi? Nach einer guten halben Stunde hat sich alles geklärt, irgendein Irrtum. Bei mir ist der Grenzbeamte etwas freundlicher. Was ich an Amerika will? Roadtrip, ein wenig für meine Diplomarbeit recherchieren, Kerouac, Ginsberg und so, ya know. Eine Sekunde später denke ich mir, es wäre besser die nicht erwähnt zu haben, galten die doch nicht unbedingt als systemaffine US-Musterknaben, aber das Gesicht des Grenzbeamten wird auf einmal freundlich und er meint: "Oh, beautiful, a road trip. Wish I had the time, you’ll be having a great time, enjoy the States". Na dann, danke Herr Officer! Irgendwann dürfen wir dann auch wieder in die Freiheit, und draußen erwartet uns schon Kathis Cousin, Ian und wir riechen zum ersten Mal die eigentümliche LA-Luft. Heiß, Verkehr, Sonne und irgendwie macht uns gerade das völlig euphorisch. Auch wenn mir viele Leute gesagt haben, wie hässlich Los Angeles ist: ich finde das jetzt erstmal alles großartig.

Highways, Autos und erstmal ein Bier.

Bevor wir allfälliges erledigen – und dazu gehört in erster Linie die Anschaffung eines Mietwagens – bringt uns Ian erstmal in die Wohnung von Freunden, bei denen wir wohnen dürfen. Die sind gerade nicht da und hinterlassen uns die Wohnung für drei, vier Wochen. Wir kommen rein, legen erstmal das Gepäck ab, machen uns frisch – und verabreden uns (jetzt schlafen geht gar nicht) mit ein paar Freunden in einem Pub. Wir kriegen die directions erklärt, so verwirrend ist Pasadena, wo wir wohnen, nicht – und wir spazieren erstmal eine gute halbe Stunde, schauen uns die Gegend an, bleiben unterwegs in Second Hand-Plattenläden stehen (obskur finde ich eine Sarah Connor-Platte) und kommen dann ein wenig spät im Pub an. Wir setzen uns raus, bestellen erstmal kalte Biere – natürlich müssen wir unsere Ausweise zeigen. Und weil so ein Flug nicht nur durstig macht sondern auch hungrig, nehmen wir unsere erste fettige amerikanische Mahlzeit zu uns. In Pasadena an sich wäre kein Problem, auch mal etwas anderes zu futtern, nachdem wir eine Wohnung und somit einen Herd haben. Anmerkung sieben Tage später: Die Tage, die wir mit Autofahren und zelten/in Motels schlafen verbringen, sind eher fastfood-reich. Entweder Bagels mit irgendwas oder eben irgendwelche Diners oder Fast Food-Ketten. Für Kathi, die Vegetariern ist, sind das keine kulinarischen Festtage, aber sie kommt über die Runden. An jenen Tagen wo wir zuhause kochen, zeigen sich unsere Körper, vor allem unsere Mägen, dann doch sehr, sehr dankbar.

Jetlags und biorythmische Ungereimtheiten.

An diesem ersten Tag haut uns der Jetlag dann plötzlich um, mich vor allem. Mitten in einem Gespräch bekomme ich einen dermaßen prägnanten Müdigkeitseinbruch, dass ich mich anstrengen muss, während mein Gegenüber mir etwas erzählt, nicht einzuschlafen. Irgendwann bekommen unsere Freunde dann aber doch Mitleid und fahren uns nachhause, wo wir ins Bett fallen und stante pede losmützen. Nach ein paar Tagen ist der Jetlag gut im Griff, die Euphorie, Freude und Aufregung sind größer als die biorythmischen Ungereimtheiten. Die ersten drei Tage verbringen wir vor allem damit, Pasadena unsicher zu machen, rumzuspazieren, uns zu akklimatisieren und mit Freunden Tagesausflüge zu machen, Santa Monica, Malibu… doch dazu später mehr.

Nächstes Mal: Hitch-hiken nach Santa Monica, Dachterassenparties in Hollywood und der Zug nach San Francisco.

Markus Brandstetter

Where there’s music and there’s people and they’re young and alive.

4 Kommentare

  1. brew

    11. Januar 2012

    fehler
    letzter absatz is doppelt

    Reply
  2. brandstetter

    11. Januar 2012

    @brew
    vielen dank fürs aufmerksam machen, ist korrigiert!

    Reply
  3. shubadada

    12. Januar 2012

    nice one
    bin gespannt aufs nächste.

    Reply
  4. !

    12. Januar 2012

    !
    california here we come

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt