In Wieden ist die Vergangenheit allgegenwärtig!

Auf einer Zeitreise begegnen wir romantischen Mühlen, alten Freihäusern und enden bei einem Glaserl Hauswein.

Zu Beginn befinden wir uns noch kurz im 1. Bezirk, und zwar im Esperantopark. Das Areal inmitten der dichtbefahrenen Straßen lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. Trotzdem wollen wir kurz vor dem Denkmal für den Erfinder der Plansprache Ludwig Zamenhof verweilen und gedanklich unsere kleine Zeitreise ins 18. Jahrhundert beginnen, als das zusammenhängende Terrain um den Karlsplatz noch vom unregulierten Wienfluss durchflossen wurde.

 

Der Bär und die Mühle

Mit der Soundkulisse plätschernden Wassers im Ohr, die den Verkehrslärm gekonnt verdrängt, machen wir uns auf den Weg in die Operngasse und wundern uns nicht, dass wir hier bald auf die so genannte „Bärenmühle“ stoßen. Laut Sage wurde hier ein Müller von einem Bären angefallen, wurde jedoch von seinem mutigen Knecht gerettet. So romantisch das auch klingt, so unromantisch werden wir beim Anblick der schmutzigen Häuserfassaden wieder in die Gegenwart katapultiert. Von der malerischen Gegend am Ufer des Wienflusses ist nichts mehr übrig geblieben: Weg ist der kleine Holzsteg für Fußgänger, weg sind die Weiden, weg sind glücklicherweise auch die Bären. Dass die wilden Tiere der Stadt Wien einst so nahe kamen, daran erinnert heute lediglich der Bärenmühl-Durchgang von der rechten Wienzeile zur Operngasse.

Wieden Bärenmühldurchgang (c) STADTBEKANNT Zohmann
Wieden Bärenmühldurchgang (c) STADTBEKANNT

Von so viel mentaler Denkleistung müde geworden, wollen wir uns im Hier und Jetzt etwas erfrischen. Kaffee ist immer eine gute Idee – und da dies auch das Credo des Radlagers ist, betreten wir das helle, freundliche Lokal in der Operngasse 28. Hier werden gekonnt Design, Kunst und Retro-Trends mit Fahrrädern sowie Kaffee kombiniert. Was darf’s sein? Ein Espresso oder Cafe Latte?

Radlager Theke (c) STADTBEKANNT Mautner
Radlager Theke (c) STADTBEKANNT

Das Freihaus und die Zauberflöte

Nun spazieren wir zurück in die Operngasse und lassen uns von einer Gedenktafel bei Nummer 25 direkt zurück ins 17. Jahrhundert entführen. Das Sgraffito erinnert an das alte Freihaus. Wie alle Freihäuser war es von Steuerleistungen befreit, enthielt unter anderem ein Gefängnis und das Theater von Emanuel Schikaneder, in dem 1791 Mozarts Zauberflöte uraufgeführt wurde. Im Zeitraffer zurück in die Zukunft sehen wir das Freihaus dreimal durch Brände zerstört und zusehends verfallen. Filmaufnahmen um 1936 schwenken über das „Höfegewirr“ des Freihausviertels und zeigen, wie zwischen „(…) den Garagen, Werkstätten und Bretterhütten hie und da ein liebevoll behütetes Garterl, ein Hendelauslauf, ein Salettl, ein baumbestandender Erdmugl“ auftauchen.

Wieden (c) STADTBEKANNT Zohmann
Wieden Sgraffito (c) STADTBEKANNT

Wir folgen der Operngasse und kommen nun auf die anschließende Margaretenstraße. Hier befindet sich das Schikaneder – eines der ältesten noch bestehenden Kinos Wiens – in dem sich zusätzlich eine Bar befindet, die sich durch ihre rauchige Spelunkenatmosphäre auszeichnet. Der Namensgeber dieses Lokals sowie der um die Ecke gelegenden Schikanedergasse leitete nicht nur das Freihaustheater sonder schrieb zudem auch den Text zur Zauberflöte.

 

Indischer Gaumenschmaus

Anschließend stärken wir uns für den weiteren Spaziergang mit einem köstlichen Zanderfilet mit Melanzzani in würziger Currysauce im Taste of India auf der Margaretenstraße. Das Ambiente hier ist zwar schlicht, dafür jedoch sehr gemütlich und auch das ausgezeichnete indische Essen überzeugt uns. Als Nachspeise gönnen wir uns noch Gulab Jamun – süße indische Knödel in Kokossirup – und mit vollem Magen geht’s weiter in Richtung Rechte Wienzeile.

Taste of India Indisches Restaurant (c) STADTBEKANNT
Taste of India Indisches Restaurant (c) STADTBEKANNT

Das Kleine Schwarze

Hier wollen wir uns noch einen Drink gönnen. Dass man mit dem berühmten Kleinen Schwarzen nur selten etwas falsch machen kann, ist allgemein bekannt. Dass dies aber nicht nur auf das Kleidungsstück zutrifft, sondern auch auf die gleichnamige Bar, finden wir an der Rechten Wienzeile 25-27 heraus. Die Bar beim Naschmarkt erinnert in ihrem Äußeren an etwas, das wir kennen … das kleine Schwarze – das schwarze Café? Da war doch was… Provokative Sprüche an den roten Wänden und ein Glaserl Hauswein lockern die Stimmung und sind genau das Richtige, um sich von einer anstrengenden Zeitreise zu erholen.

Wieden Kleines Schwarzes (c) STADTBEKANNT Zohmann
Wieden Kleines Schwarzes (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Die relativ kurze Strecke durch Wieden hat’s in sich: Hier begegnet man auf einem Spaziergang über Operngasse bis hin zu Rechten Wienzeile permanent der Vergangenheit. Eine kleine Zeitreise bietet sich an, die uns ins 17. und 18. Jahrhundert zu Bärenangriffen, alten Mühlen, Freihäusern und zur Uraufführung der Zauberflöte führt. Hin und wieder ist es jedoch ganz gut, in die Gegenwart zurückzukehren, um auch die kulinarischen Highlights des 4. Bezirks voll auskosten zu können.

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