Ein Spaziergang durch das Weißgerberviertel

Das Grätzl mit mittelalterlichen Wurzeln, das sich im 3. Bezirk entlang der Weißgerberlände an den Donaukanal schmiegt, ist vor allem für eines bekannt: das Hundertwasserhaus. Dabei lohnt es sich gerade für Kunstliebhaber, die umliegenden Gassen zu erkunden, die durch imposante Architektur bestechen. Nicht vergessen: nach oben schauen!

Wir beginnen den Spaziergang in der Löwengasse, wo wir an der 1er-Station Hetzgasse aus der Bim aussteigen. Gleich gegenüber befindet sich das ehemalige Löwenkino. Bei seiner Erbauung zur Zeit des Kinobooms 1922 fasste es 992 Besucher. Auch wenn inzwischen ein Supermarkt eingezogen ist, die Fassade des Großkinos im Art Deco-Stil ist noch erhalten: Mit der Rahmung des Eingangs greift sie das Motiv des Filmbilds auf.

ehemalige Löwenkino (c) STADTBEKANNT
ehemaliges Löwenkino (c) STADTBEKANNT

Bevor es weiter geht lohnt sich ein Blick schräg gegenüber ins Mauve: Hinter der Auslage eines ehemaligen Friseursalons versteckt sich ein Off-Space, der kleine Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zeigt. Um das Hundertwasserhaus zu umgehen, biegt man linker Hand in die Hetzgasse ab, wo sich ein Besuch im Margarete Schütte-Lihotzky Raum auszahlt. Hier werden der berühmten österreichischen Architektin Ausstellungen gewidmet. Weiter spazieren wir in einem Schlenker über die Weißgerberlände und die Paracelsusgasse zurück in die Löwengasse.

Margarete Schütte-Lihotzky Raum (c) STADTBEKANNT
Margarete Schütte-Lihotzky Raum (c) STADTBEKANNT

Unterwegs passiert man zahlreiche auffällige Gründerzeitbauten, einer davon beherbergt den Kunst- und Antiquitätenhandel Vetter. Besonders empfehlenswert: Bei gutem Wetter verwandelt sich hier oftmals der Bürgersteig der halben Gasse in einen Flohmarkt!

Antiquariat Vetter (c) STADTBEKANNT
Antiquariat Vetter (c) STADTBEKANNT

Am Rudolf-von-Alt-Platz angekommen lohnt sich der Blick in jede Richtung. Größtenteils von den Architekten Anton und Josef Drexler um 1908 im Stil des Späthistorismus erbaut, sticht besonders das Palais des Beaux Arts hervor. Hier befand sich ursprünglich der Modeverlag „Chic Parisien“, gegenüber gelegen das Café Lovrana.

Rudolf-von-Alt-Platz (c) STADTBEKANNT
Rudolf-von-Alt-Platz (c) STADTBEKANNT

Beide waren in jüdischem Besitz, und waren nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern auch ein wichtiger Arbeitgeber für Frauen in der Zwischenkriegszeit. Doch mit der Arisierung des Verlags und der Deportation der Kaffeehausbesitzer endete dieses Kapitel, an das heute Gedenksteine erinnern. In den hellen Räumen lädt nun ein Antiquariat dazu ein, durch riesige Buchregale zu stöbern – als passende Lektüre seien Doderers „Wasserfälle von Slunj“ empfohlen, sie spielen an Ort und Stelle. Das Palais des Beaux Arts ist dagegen nur digital zugänglich: Übers Smartphone im WiFi eingeloggt, gibt es wechselnde ortsbezogene Ausstellungen zu entdecken.

Mauve, Löwengasse 18, 1030 Wien
Unverbindliche Öffnungszeiten

Margarete Schütte-Lihotzky Raum
Hetzgasse / Untere Weißgerberstraße 41, 1030 Wien
Di, Mi 10:00 -14:00 Uhr, Do, Fr 14:00 -18:00 Uhr

Antiquariat Vetter, Paracelsusgasse 8, 1030 Wien
Mo – Do 10:00 -18:00 Uhr, Fr 10:00 – 17:00 Uhr

Antiquariat Fetzer, Rudolf-von-Alt-Platz 1, 1030 Wien
Unverbindliche Öffnungszeiten

Palais des Beaux Arts

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