Das ist ja allerhand – in Liesing!
Die U6 bringt uns diesmal nach Liesing, wo wir einen Fußweg von einigen Kilometern zurücklegen und dabei an Wohn-, Kauf-, Schloss- und anderen Parkanlagen vorbeikommen und allerhand Geschichtliches und Kulturelles erfahren.
Glückliches Wohnen
Schon von Weitem sieht man den vom Wiener Architekten Harry Glück geplanten Wohnpark Alterlaa mit den sechs Wohnblocks in ihrer speziellen, sich nach oben verjüngenden Form und dem vielen Grün. Für die rund 9.000 Menschen, die hier leben, gibt es einen Einkaufspark, eine Kirche, Freizeiteinrichtungen, Gemeinschaftsräume und Pools auf den Dächern der Gebäude!
Marte Harell, Alma Seidler und Romy Schneider
Wir spazieren über die Anton-Baumgartner-Straße stadtauswärts. Auf der Höhe von Nummer 125 biegen wir links ab und durchqueren einen Komplex mit kleinen Geschäften und dem Restaurant Wiesenstadt.
Dann stehen wir vor einer Grünfläche, die von drei Straßen gesäumt wird, die nach berühmten österreichischen Schauspielerinnen benannt wurden: Eine nach der in Wien geborenen (Film-)Schauspielerin Marte Harell, eine nach Alma Seidler, ebenfalls Film- und Theaterschauspielerin. Nach ihr wurde auch das weibliche Pendant zum Iffland-Ring benannt, das von der Trägerin durch testamentarische Verfügung an „die bedeutendste und würdigste Bühnenkünstlerin des deutschsprachigen Theaters auf Lebzeiten“ weitergegeben wird. Derzeit trägt die Burgschauspielerin Regina Fritsch den Alma-Seidler-Ring. Schließlich gehen wir über die Romy-Schneider-Gasse zum Erlaaer Platz bzw. Michael-Bausback-Park, der den Namen eines Atzgersdorfer Ortsrichters trägt, der von 1756 bis 1831 lebte. Die Grünanlage ist nicht besonders spektakulär, also setzen wir unseren Weg fort.
Schloss hinter Schloss und Riegel
Weiter geht es vorbei am Minigolfplatz zum Schloss Alterlaa, das man jedoch nicht besichtigen kann, da es sich in Privatbesitz befindet. Lediglich durch die Gitter eines schmiedeeisernen Tores kann man die Straßenseite des Gebäudes betrachten. Der Herrschaftssitz existierte bereits 1244 und wurde über die Jahrhunderte immer wieder ausgebaut – im 18. Jahrhundert unter Johann Georg Adam Fürst Starhemberg sogar nach Plänen von Nikolaus Pacassi, dem Hofarchitekten Maria Theresias.
Mit einem Eis nach Atzgersdorf
Im Eissalon Enrico holen wir uns ein Eis, denn in Begleitung einer pallina di gelato alla stracciatella lässt es sich schon leichter weitermarschieren. Nächstes Ziel ist der Atzgersdorfer Platz, wo sogleich der Hans-Werndl-Hof ins Auge fällt. Das 1928 erbaute Gebäude mit seiner ockerfarbenen Fassade umfasst elf Wohnungen und wurde nach dem sozialdemokratischen Politiker und ehemaligen Bürgermeister von Atzgersdorf Johann Werndl benannt.
Fünfzig Jahre später, im Jahr 1978, wurde die vom Ehepaar Ilse und Jan Koci geplante soziale Wohnhausanlage quer gegenüber fertiggestellt. Sie zieht sich über die Breitenfurter Straße Nummer 291 bis 297 und beherbergt unter dem Laubengang auf der Straßenseite Geschäftslokale, während sich auf der anderen Gebäudeseite Grünflächen erstrecken.
Wir folgen der Breitenfurter Straße, machen aber bei der Canavesegasse einen Schlenker zum Bezirksmuseum Liesing, das in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts untergebracht ist.
Zurück auf der Breitenfurter Straße sehen wir uns noch den Wilhelm-Hartl-Hof an, der aus drei dreigeschossigen Bauten besteht. Oberhalb des Eingangs zum Hof hat Oskar Thiede ein Relief gestaltet, das Sportler zeigt. Ein weiteres Kunstwerk befindet sich vor der Stiege 4, nämlich die Plastik „Mutter mit Kind“ von Hilde Uray.
Im Dr.-Rudolf-Hatschek-Park
Nun steuern wir wieder die U6 an. Wir gehen über die Carlbergergasse zum Liesingbachradweg und der Liesing entlang bis zum Schrailplatz, wo sich der Dr.-Rudolf-Hatschek-Park befindet. Hatschek war ein sozialdemokratischer Arzt, der nach dem „Anschluss“ Österreichs mit einem Arbeitsverbot belegt wurde. Er starb 1939. Seine Frau und sein Sohn wurden 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet.
Der Atzgersdorfer Männergesangsverein hat hier zum 150. Todestag einen Gedenkstein für Franz Schubert aufstellen lassen.
Die Reise zum Mittelpunkt der Welt
Es folgt der sportlichste Teil der Route. Wer einen E-Scooter findet, ist gut beraten, ihn zu nehmen! Über die Reklewskigasse – vorbei am Atzgersdorfer Friedhof – geht es bis zur Schloßparkgasse und weiter entlang der Straße An der Schloßmauer.
Wie die Straßennamen verraten, geht man eine ganze Weile entlang der Parkmauer des Schlosses Alterlaa. Die vielen unterschiedlichen Bäume, die darüber ragen, lassen einen verwilderten Schlosspark erahnen. Das Vogelgezwitscher als Begleitsound macht den Spaziergang zu einem geradezu idyllischen Erlebnis.
Wir biegen in die Kugelmanngasse ein, die ihren Namen angeblich von einer Statue im Schlossgarten haben soll, nämlich vom Titan Atlas, der eine Himmelskugel trug – volkstümlich der „Kugelmann“ genannt. Auf der Erlaaer Straße wird es wieder lebendiger und jetzt haben wir uns eine ordentliche Mahlzeit verdient. Im Gasthaus M. Geyer „Zum Mittelpunkt der Welt“ (die Ironie schwingt mit) genießt man in einem lauschigen Gastgarten gute Hausmannskost. Hier kann man sich den Bauch vollschlagen, denn zur U-Bahn-Station Erlaaer Straße sind es nur noch wenige Schritte.
Wo wir waren
Wohnpark Alterlaa
Anton-Baumgartner-Straße 44
Marte-Harell-Gasse / Alma-Seidler-Weg / Romy-Schneider-Gasse
Michael-Bausback-Park
Erlaaer Platz
Minigolf
Erlaaer Straße 56
Schloss Alterlaa
Erlaaer Straße 65
Eissalon Enrico
Erlaaer Straße 46
Hans-Werndl-Hof
Breitenfurter Straße 242
Wohnhausanlage
Breitenfurter Straße 291-297
Bezirksmuseum Liesing
Canavesegasse 24
Wilhelm-Hartl-Hof
Breitenfurter Straße 292
Dr.-Rudolf-Hatschek-Park
Schrailplatz 3
Gasthaus M. Geyer „Zum Mittelpunkt der Welt“
Erlaaer Straße 80
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