Kurztrip durch den 15. Bezirk

Dem 15. Bezirk wird seit jeher ein nicht allzu schmeichelhafter Ruf zuteil. Dabei finden sich hier belebte Plätze, nette Lokale und einige bemerkenswerte Kunstwerke.

Vom Wasserbehälter Schmelz zum Meiselmarkt

Bei der U3-Station Johnstraße steigen wir aus und gehen hinauf zum Meiselmarkt. Diese in dem ehemaligen Wasserbehälter Schmelz (man beachte das Kreuzgewölbe im alten Teil) entstandene Verkaufsfläche ist eine Mischung von Markt und Einkaufscenter. Der Markt hat zwar nicht besonders viel Flair, doch ein Alleinstellungsmerkmal, da es sich um den einzigen überdachten Markt Wiens handelt.
Über die Johnstraße erreichen wir die Meiselstraße, wo sich die Alte Schieberkammer des zwischen 1870 und 1873 im Zuge des Baus der I. Wiener Hochquellenleitung errichteten und später erweiterten Wasserdepots befindet. Ihr Name rührt daher, dass hier sogenannte „Schieber“, also Sperrorgane, und andere notwendige Geräte für den Wasserspeicherbetrieb untergebracht waren. Heute dient die Schieberkammer als Ort für Veranstaltungen mit Bezug zum Thema Wasser – darüber wachen ein Flussgott und ein Nymphe oberhalb des Eingangs.

Alte Schieberkammer (c) STADTBEKANNT
Alte Schieberkammer (c) STADTBEKANNT

Gemeindebau + Gemeindebau

Schräg gegenüber der Alten Schieberkammer befindet sich der Johann-Hartmann-Hof. Der Gemeindebau aus den frühen 1930er-Jahren mit seinem hellen, begrünten Innenhof trägt seit 1950 den Namen des Gemeinderats und Eisenbahngewerkschafters Hartmann (1871-1948).

Johann-Hartmann-Hof (c) STADTBEKANNT Preindl
Johann-Hartmann-Hof (c) STADTBEKANNT Preindl

Zwei Straßennummern weiter stehen wir erneut vor einem Wohnhaus der Gemeinde Wien, diesmal – an der Architektur unschwer erkennbar – aus den Jahren 1957 bis 1959. In dieser Zeit war bei kommunalen Wohnbauten eine schlichte Baukörpergestaltung mit dekorlosen Flächen vorherrschend. Die Fassade hin zum Meiselmarkt wird jedoch von Sgraffiti von Brunhilde Bichler-Dreher geschmückt, die die vier Jahreszeiten darstellen.

Wohnhaus der Gemeinde Wien (c) STADTBEKANNT
Wohnhaus der Gemeinde Wien (c) STADTBEKANNT

Parkgeschehen

Nun gehen wir über die Eduard-Sueß-Gasse zum Forschneritschpark, der im Oktober 2018 nach einer Umgestaltung, bei der auch Ideen der BürgerInnen einflossen, neu eröffnet wurde. Hier herrscht buntes Treiben und man merkt sofort, dass dieser Ort ein wichtiger Treffpunkt für die GrätzlbewohnerInnen ist. Neben einem Kinderspielplatz gibt es Sportangebote wie einen Ballspielkäfig und Tischtennistische, zum Ausruhen stehen Wellenliegen bereit und für den gemütlichen Plausch Bänke und Tische. Der in Rudolfsheim geborene Schriftsteller Alfred Eduard Forschneritsch (1872-1917), nach dem der Park benannt wurde, hätte hier sicher auch einige Alltagsszenen einfangen und zu Papier bringen können.

Forschneritschpark (c) STADTBEKANNT
Forschneritschpark (c) STADTBEKANNT

Ein Nilpferd im Gemeindebau

Nächstes Ziel ist die Goldschlagstraße 107: Unser Weg führt weiter über die Eduard-Sueß-Gasse, am Wieningerplatz und an einem Haus mit einer irritierend großen Aufschrift „Fleisch und Würste“ vorbei, in die Goldschlagstraße. Wir überqueren die Johnstraße und erhaschen dabei einen Blick auf die Gloriette im Schönbrunner Schlosspark. Bei der Nummer 107 angekommen, erwartet uns ein schlichter Gemeindebau, in dessen Innenhof sich aber eine hübsche Nilpferd-Skulptur von Eva Mazzucco befindet. Im öffentlichen Raum stehen etwa 60 Skulpturen der Künstlerin, die 1925 im Land Salzburg geboren wurde, 2004 mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde und 2013 verstarb.

Fleisch und Wurst (c) STADTBEKANNT Preindl
Fleisch und Wurst (c) STADTBEKANNT Preindl

Bitte zu Tisch!

Flotten Schrittes begeben wir uns wieder zurück über die Sturzgasse in die Märzstraße, denn dort gibt es zwei empfehlenswerte Einkehrmöglichkeiten. Wer sich gehobene Gastronomie in einem künstlerisch-gediegenen Ambiente mit international ausgerichteter Küche wünscht, lässt sich am besten im M77 von Wolfgang Braun – zuletzt Sous Chef im Haubenlokal Le Salzgries – bekochen. Wer es einfacher und kultiger mag, ist im Augustin bestens aufgehoben: Die gemütliche Einrichtung und eine herumschleichende Katze schaffen eine mehr als heimelige Atmosphäre. Auf der abwechslungsreichen Speisekarte findet man das Wiener Schnitzel vom niederösterreichischen Schwein, aber auch jenes vom Bio-Seitan.

Das Augustin (c) STADTBEKANNT
Das Augustin (c) STADTBEKANNT

Wasserkunst

Gut gestärkt geht es an der Pfarrkirche „Maria, Königin der Märtyrer“ vorbei zum Kardinal-Rauscher-Platz. Das unscheinbare Café Z mit seinen köstlichen Mehlspeisen lädt dazu ein, auch noch einen Nachtisch zu verschlingen. Dann aber auf zur Wasserwelt: Die Mitte der 1990er-Jahre mit sieben – zum Teil sehr fantasievollen – Brunnenanlagen verschiedener KünstlerInnen versehene Fläche zwischen Meiselmarkt und Huglgasse wurde 2016/2017 umgestaltet und bietet nun einen attraktiven Platz zum Verweilen und Abkühlen.

Wasserwelt (c) STADTBEKANNT Preindl
Wasserwelt (c) STADTBEKANNT Preindl

Zum Abschluss statten wir Kaiserin Elisabeth noch einen Besuch ab, die im Innenhof des Ingrid Leodolter Hauses (Pflegewohnhaus) mit einer Büste ihrer Majestät vertreten ist. Sie erinnert daran, dass sich auf diesem Areal von 1890 bis 2012 das Kaiserin-Elisabeth-Spital befand.

Büste der Kaiserin Elisabeth (c) STADTBEKANNT Preindl
Büste der Kaiserin Elisabeth (c) STADTBEKANNT Preindl

Wo wir waren

Meiselmarkt

Alte Schieberkammer
Meiselstraße 20

Johann-Hartmann-Hof
Meiselstraße 15-17

Wohnhaus der Gemeinde Wien
Meiselstraße 11

Forschneritschpark

Wohnhaus der Gemeinde Wien
Goldschlagstraße 107

M77
Märzstraße 77

Das Augustin
Märzstraße 67

Café Z
Meiselstraße 2

Wasserwelt

Büste der Kaiserin Elisabeth
Kardinal-Rauscher-Platz 2

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