Die Vielfalt der Wiener Gotteshäuser
Haben wir euch vor kurzer Zeit noch mit der buddhistischen Pagode in Wien das Tibet an der Donau gezeigt, so wollen wir heute ein anderes Stück östlicher Kultur in Wien vorstellen: die russisch-orthodoxe Kathedrale zum heiligen Nikolaus.
Ein unentdecktes Juwel liegt in der Jauresgasse: hier, in einer ruhigen Ecke des dritten Gemeindebezirks wo sich nur wenige Wiener hinverirren, steht nämlich direkt neben der russischen Botschaft eine waschechte russische Kathedrale, die man sich eher in Moskau oder St. Petersburg als in Wien vorstellen würde. Vor allem die in der Sonne glänzenden goldenen fünf Kuppeln passen so gar nicht in das so genannte „Wiener Stadtbild“ und verbreiten dadurch eine seltsam unwirkliche Atmosphäre in dem stillen Grätzel.
Backstein und Zwiebeltürmchen
Nachdem die russische Gemeinde in Wien (die immerhin schon eine Jahrhunderte alte Tradition in Wien hat) nur unzureichende Möglichkeiten zur Glaubensausübung hatten, sandte der russische Botschafter im Jahre 1885 ein Bittgesuch nach St. Petersburg und bekam von Zar Alexander III. auch promt 400.000 Rubel zum Bau einer Kirche zugesagt. Der Bau wurde dann in den Jahren 1893-99 von Grigorij Iwanowitsch Kotow , der sie natürlich ganz in der Tradition der russischen Sakralarchitektur erbauen ließ: damals war Wien offenbar noch Platz für andere Kulturen.
Ikonostase und Goldschmuck
Tritt man in den Kirchenraum ein, so befindet man sich sofort in einer komplett anderen Welt: der reiche Goldschmuck glänzt in dem durch die Fenster eintretenden Sonnenlicht und erhellt die Malereien von Bibelszenen, die sich über alle Wände erstrecken – typisch für russisch-orthodoxe Kirchen. Das wichtigste in der Kirche ist allerdings die Ikonostase – die Bilderwand – die in der russisch-orthodoxen Liturgie eine besondere Rolle spielt: hinter ihr findet nämlich ein großer Teil der Messe statt – vor den Augen der Gläubigen verborgen.
Gottesdienst und Mysterium
Einen russisch-orthodoxen Gottesdienst zu besuchen kann auch für Nicht-Gläubige ein erhebendes Erlebnis sein: der traditionell ohne Instrumentalbegleitung singende Chor, die unbekannten Rituale und die fremde Sprache wirken geheimnisvoll und schaffen ein diffuses Gefühl, dem Mysterium des Glaubens ein wenig näher gekommen zu sein. Zusätzlich hat man in russisch-orthodoxen Messen auch keine Möglichkeit, einfach auf der Kirchenbank einzuschlafen: hier wird nämlich während der Messe gestanden.
Wer auf den Geschmack gekommen ist: Öffnungszeiten täglich von 10:00 – 14:00 Uhr, Messen an mehreren Tagen der Woche.
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