Unterwegs im 3. Bezirk

Ein abendlicher Spaziergang entlang der Ungargasse und Rechten Bahngasse offenbart Gebäude unterschiedlichster Art.

Der Sommer neigt sich nun endgültig dem Ende zu – Grund genug, noch den ein oder anderen lauen Abend für einen Spaziergang im Rennweg-Viertel zu nutzen.

 

Haus mit Geschichte

Der Spaziergang beginnt am Anfang der Ungargasse. Das Haus Nummer 5 findet üblicherweise bei Passanten wenig Beachtung. Oberflächlich zwar unscheinbar, hat es diese Gleichgültigkeit jedoch nicht verdient. Denn es ist ein Haus mit Geschichte. Sein Name „Zur schönen Sklavin“ geht auf ein Gasthaus zurück, das sich hier einst mit einem vorzüglichen Rostbraten bei seinen Gästen beliebt machte. Heute treffen wir an dieser Stelle auf den Bierteufl, ein uriges Bierlokal, wo sowohl „Flaschenbiere von dahoam“, als auch aus aller Welt angeboten werden. Im Innenhof des Hauses befindet sich ein historischer Wandbrunnen in Form eines Frauenkopfes. Eine Gedenktafel weist zudem darauf hin, dass niemand anderer als Ludwig Van Beethoven 1823 eine Wohnung im ersten Stock des Hauses bezog und dort seine 9. Sinfonie beendete.

Zur schönen Sklavin (c) STADTBEKANNT Zohmann
Zur schönen Sklavin (c) STADTBEKANNT Zohmann

Zwei Häuser weiter zeigt ein Relief zwei Ungarn beim Pferdehandel und berichtet damit, woher die Ungargasse ihren Namen hat: Entlang der Straße befanden sich zahlreiche Gaststätten und Herbergen, die vor allem von anreisenden ungarischen Kaufleuten und Viehhändlern besucht wurden.

Haus mit Bildung

Wer an dieser Stelle rechts in die Beatrixgasse einbiegt, stößt auf die Universität für Musik und darstellende Kunst, die es sich am Anton-von-Webern-Platz gemütlich gemacht hat.

Avenue-Hof (c) STADTBEKANNT Zohmann
Avenue-Hof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein nettes Plätzchen tut sich auf, in seiner Mitte die Metallplastik „Musica“. Der Blick fällt auf den imposanten Avenue-Hof, der architektonisch einem französischen Vorbild folgt und nach der geplanten Avenue vom Heumarkt zum Landstraßer Gürtel benannt wurde. Ein kurzer Abstecher in den Hof der Universität schadet nicht, bevor einen der Hunger Richtung Neulinggasse treibt.

Garten mit Urlaubsfeeling

Das Lucullus überrascht den nichtsahnenden Spaziergänger, indem es einfach unvermittelt auftaucht. Gerade noch in unscheinbarer Gegend gewandelt, wird man in der Rechten Bahngasse plötzlich in eine andere Welt entführt.

Lucullus (c) STADTBEKANNT Zohmann
Lucullus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Gastgarten des Restaurants versprüht Urlaubsflair – Palmen, kleine Steinstatuen, blumige Accessoires, verzierte Steinfliesen und Co. lassen offen, auf welchen Kontinent es einen mental verschlägt. Die Speisekarte hingegen verlässt Österreich nicht vollständig: Wer mag, bestellt hier Steirisches ausgelöstes BIO Backhendl und Topfenknödel. Die wechselnden Wochenspecials sind etwas ausgefallener und schmecken vorzüglich!

Prunkvolle Kirche, schlichte Kapelle

Bereits von weitem verführen goldene Zwiebeltürmchen zu einer Fortsetzung des abendlichen Spaziergangs. Die russisch-orthodoxe Kirche ist alles andere als bescheiden und präsentiert sich stolz in der Blauen Stunde. Der freistehende, späthistorische Backsteinbau wurde zwischen 1839 und 1899 erbaut und besteht im Inneren hauptsächlich aus orientalischem Zypressenholz.

Russisch-orthodoxe Kirche (c) STADTBEKANNT Zohmann
Russisch-orthodoxe Kirche (c) STADTBEKANNT Zohmann

Am Ende der Linken und Rechten Bahngasse stößt man unweigerlich wieder auf die Ungargasse. Hier steht die Januariuskapelle, die einst als große Hauskapelle einen Teil des Harrachpalais bildete. Im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die ausgebrannte Kapelle 1987 wieder restauriert.

Durchhaus mit Charme

Wer noch motiviert ist, marschiert nun die Ungargasse entlang zurück Richtung Landstraße Wien-Mitte und findet auf diesem Weg noch das ein oder andere Schmankerl: Vorbei an der ehemaligen Reitschule, einstige Ausbildungsstätte für Reitlehrer der Armee, stößt man bald auf das Vegetasia, wo man sich in heller und frischer Atmosphäre geschmacklich in den Taiwan begibt. Und das – Nomen est Omen – in ausschließlich vegetarischer Form.
Außerdem versteckt sich auf Höhe Nummer 11 der Sünnhof, ein malerischer, 160 Meter langer gepflasterter Biedermeier-Durchgang, der einen schönen Abschluss des abendlichen Spaziergangs bildet.

Sünnhof (c) STADTBEKANNT Zohmann
Sünnhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Im dritten Bezirk stößt der wachsame Spaziergänger auf unterschiedlichste Bauwerke, die Verschiedenes anzubieten haben: Das eine erzählt Geschichten aus der Vergangenheit, das andere vermittelt wissenswerte Fakten. Manch eines entführt einen an ferne Orte oder birgt schöne Innenhöfe. Und einige sind einfach nur schön anzusehen.

 

Bierteufl – Ungargasse 5
Mo – Fr 11:00 – 1:00 Uhr
Sa 17:00 – 1:00 Uhr
So u. Feiertag 17:00 – 24:00 Uhr

Lucullus – Neulinggasse 29
Mo – Fr 11:00 – 23:00 Uhr

Vegetasia – Ungargasse 57
Di – So 11:30 – 15:00 Uhr und 17:30 – 22:00 Uhr

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Bewertung “Stadtspaziergang: rund um die Ungargasse”

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