Unterwegs im 12. Bezirk.

Wir machen uns auf zu einer Tour durch den nordöstlichen Teil des 12. Bezirks, erkunden Gemeindebauten, genießen das Marktleben und begegnen einigen Musikern.

Schauriger Start

Wir beginnen unsere Entdeckungstour dort, wo andere einst zur letzten Ruhe gebettet wurden: im Haydnpark, der 1926 an der Stelle des ehemaligen Hundsturmer Friedhofs angelegt wurde. Der Name der Gartenanlage rührt daher, dass hier Joseph Haydn (1732-1809) beerdigt wurde, dessen Gebeine jedoch 1820 nach Eisenstadt überführt wurden. Es folgte eine schaurige Geschichte, denn bei der Exhumierung musste man feststellen, dass Haydns Schädel fehlte! Dieser wurde von Anhängern der Schädellehre (Phrenologie) Franz Joseph Galls gestohlen und konnte erst 1954 zum übrigen Skelett im Mausoleum der Haydnkirche (Bergkirche) in Eisenstadt gebracht werden. Im Haydnpark ist noch der originale Grabstein des Haydn-Grabdenkmals erhalten, auf dem Horaz zitiert und „Non omnis moriar“ – „Ich werde nicht ganz sterben“ verkündet wird. Damit Mensch munter bleibt, laden diverse Sportgeräte im Park dazu ein, etwas für die eigene Fitness zu tun.

Haydn Park Grab (c) STADTBEKANNT
Haydn Park Grab (c) STADTBEKANNT

Edle Couture

Gut aufgewärmt geht es nun weiter über die Flurschützstraße stadtauswärts. An der Ecke zur Längenfeldgasse steht ein vom Architekten Ernst Epstein geplantes Gebäude, das am Beginn der 1920er Jahre erbaut wurde und in dem die Strickwarenfabrik Glaser untergebracht war. Auch heute noch spielt Mode hier eine Rolle: Die Grazer Designerin Lena Hoschek hat in den Räumlichkeiten ihr Atelier eingerichtet und empfängt dort nach Terminvereinbarung ihre KundInnen.

Lena Hoschek (c) STADTBEKANNT
Lena Hoschek (c) STADTBEKANNT

Spuren des Roten Wien

In dieser Gegend begegnet einem wiederholt der Namenszusatz „Am Fuchsenfeld“, was darauf zurückzuführen ist, dass sich auf dem Areal im 19. Jahrhundert das Gasthaus „Zum Fuchsen“ (Eigentümer Michael Fuchs) befand und die umliegenden Felder im Volksmund „Fuchsenfeld“ genannt wurden. Am prominentesten taucht der Name in der Längenfeldgasse Nummer 68 auf, wo sich in monumentaler Größe der Fuchsenfeldhof erhebt. Er ist, 1921-24 erbaut, einer der ersten Wohnbauten des Roten Wien. Der Fuchsenfeldhof und der gegenüberliegende Reismannhof wurden im Februar 1934 zu Brennpunkten im Kampf gegen den Austrofaschismus.

Fuchsenfeldhof (c) STADTBEKANNT
Fuchsenfeldhof (c) STADTBEKANNT

Wir spazieren die Längenfeldgasse hinunter und an mehreren Gemeindebauten vorbei bis wir vor dem 1927/28 errichteten Lorenshof stehen – benannt nach dem berühmten Vertreter des Wienerliedes Carl Lorens (1851-1909), der immer noch präsent ist. Von ihm stammt etwa der von Worried Man & Worried Boy und dem Nino aus Wien vor einigen Jahren neu interpretierte Hit „Der schönste Mann von Wien“. Mit diesem Ohrwurm im Kopf biegen wir von der Längenfeldgasse in die Arndtstraße ein. An der Ecke Roesnergasse erklärt eine Tafel, dass Karl Roesner der Architekt der am Ende der Gasse gelegenen Meidlinger Pfarrkirche war.

Lorenshof Skulptur (c) STADTBEKANNT
Lorenshof Skulptur (c) STADTBEKANNT

Genussvolles Marktleben

Von der Pfarrkirche ist es nur mehr ein Katzensprung zum Meidlinger Markt, wo wir uns nach attraktiven Ständen und Lokalen umsehen und fündig werden: Milchbart, Anna am Markt, Holzhütt`n, Die Zwei am Markt, MarctStandl, Hüftgold und und und…man kann sich nur selbst durchkosten und von den verschiedenen Qualitäten einer jeden Marktbude überzeugen, durch die in den vergangenen Jahren Hipness und Lebendigkeit am Markt eingezogen sind.

Meidlinger Markt (c) STADTBEKANNT
Meidlinger Markt (c) STADTBEKANNT

Drahʼ di net um

Der nachfolgende Verdauungsspaziergang führt uns über die Niederhofstraße zur Meidlinger Hauptstraße vor bis zur Nummer 3, wo sich ein kleiner, aber feiner Platz mit einem Bildstock befindet. Die Reliefs auf dem im Jahr 1687 wahrscheinlich als Pestsäule errichteten Denkmal zeigen die Bekehrung vom Saulus zum Paulus und den Gnadenstuhl.

Meidlinger Hauptstraße (c) STADTBEKANNT
Meidlinger Hauptstraße (c) STADTBEKANNT

Vorbei am Restaurant Ava, das persische Küche bietet, gehen wir in Richtung U-Bahn-Station Meidling Hauptstraße. Wer aber noch keine Lust hat, den Heimweg anzutreten und zu gegebener Uhrzeit vor Ort ist, kann im Kult-Club U4 noch mit den Goldfischʼ geigen und Falco gedenken, der hier so manche Nacht verbrachte.

Wo wir waren

Haydnpark
Flurschützstraße 1B

Lena Hoschek Atelier
Längenfeldgasse 27

Fuchsenfeldhof
Längenfeldgasse 68

Lorenshof
Längenfeldgasse 14-18

Meidlinger Markt

Meidlinger Hauptstraße 3

Club U4
Schönbrunner Straße 222-228

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