Unterwegs durch Mariahilf.
Neben bekannten Plätzen Mariahilfs entdecken wir auf diesem Spaziergang auch zahlreiche schöne Orte, die sich ein wenig versteckter halten, aber umso sehenswerter sind.
Unser Stadtspaziergang nimmt diesmal einen etwas ungewöhnlichen Anfang und führt uns zur unterirdischen WC-Anlage in der Amerlingstraße, die bereits 1913 von Wilhelm Beetz errichtet wurde und auch heute noch im damaligen Jugendstil erhalten ist. Beetz besaß übrigens ein Patent auf besonders geruchsarme WCs – trotzdem begeben wir uns lieber wieder an die frische Luft.
Berühmte Bewohner
Wir spazieren weiter die Amerlingstraße entlang bis zur Gumpendorfer Straße. Hier befindet sich in der Amerlingstraße 2 ein prächtiges Haus, das einst Wohnort des Wiener Schriftstellers Ludwig Anzengruber war. Hier verstarb er 1889 auch, woran eine Gedenktafel über dem Hauseingang erinnert. In unmittelbarer Nähe lebte aber noch ein weiterer berühmter Wiener. Das angrenzende Haus in der Gumpendorfer Straße 54 war das Wohnhaus Victor Adlers, dem Begründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Eine durchaus geschichtsträchtige Nachbarschaft!
Luftige Höhen und dunkle Tiefen
Wenige Schritte weiter gelangen wir schon zum Haus des Meeres. Die vier barocken Steinfiguren, die sich vor dem Eingang des Esterházyparks befinden, zierten ursprünglich einmal das Schmidlinsche Haus am Stock-im-Eisen-Platz. Nach dem Abriss des Hauses zogen die Figuren an ihren heutigen Standort, wo sie statt auf einem Barockhaus nun über einem plätschernden Wasserbrunnen weilen.
Eine neue Funktion hat auch der ehemalige Flakturm des Zweiten Weltkrieges inne, der nicht nur das Haus des Meeres beheimatet, sondern dessen Wände heute auch als Kletterwand genützt werden. Wer den Ausblick über Wien aber bequemer genießen möchte, kann sich mittels Aufzugs auf die Dachterrasse des Turmes begeben. Aktuell wird das Haus des Meeres jedoch umgebaut und vergrößert.
Im Esterházypark geht es aber nicht nur hoch hinauf, sondern auch tief unter die Erde. In den Kellergewölben des Flakturms befindet sich nämlich das Foltermuseum, wo anhand unterschiedlicher Exponate veranschaulicht wird, welche Foltermethoden anno dazumal zum Einsatz kamen. Wer nach dem Besuch des Museums seine Nerven beruhigen möchte, kann sich in eines der Lokale in der angrenzenden Schadekgasse begeben. Im Schadekgasse 12 lässt es sich ganz wunderbar im sonnigen Schanigarten entspannen, wer lieber später unterwegs ist, kann im angrenzenden futuregarden seinen Abend genießen.
Kunstvolle Fassaden und farbenprächtige Straßenkunst
Wir ziehen weiter in Richtung Windmühlgasse, wo sich an der Ecke zur Barnabitengasse ein wunderschönes Haus im Jugendstil befindet. 1902 von Oskar Marmorek erbaut, hat es auch
heute nichts an Eindruck eingebüßt und fasziniert durch seine detailreiche Fassade. Die Windmühlgasse entlang passieren wir die kunterbunte Amonstiege, die Windmühlgasse und
Gumpendorfer Straße verbindet.
Doch es wird noch farbenfroher – als wir in die Fillgradergasse einbiegen, kommen wir aus dem Staunen kaum heraus. Nicht nur sind die Häuser hier besonders schön, viele Wände und Garagentore der Gasse sind außerdem bunt bemalt. Den Windmühlhof zu Beginn der Straße ziert ein Runderker mit Sgraffito von Igo Pötsch, das lokalhistorische Darstellungen abbildet.
Ein paar Schritte weiter hat es uns besonders die Capistranstiege angetan. Zwischen der Vielzahl an Kunstwerken entdecken wir den Satz „Liebe ist…oasch“ – wienerischer geht’s
kaum.
Engagement für Mitmenschen
Weiter geht es zur Fillgraderstiege, einem secessionistischen Bau, der nach Maria-Anna Fillgrader benannt wurde. Diese hatte sich gemeinsam mit ihrem Mann für obdachlose Menschen engagiert, weshalb das Ehepaar auch ein Ehrengrab am Zentralfriedhof erhielt.
Die Stiege hinauf kommen wir zur Theobaldgasse, in der sich manch nettes Lokal befindet. Das Irish Pub Laurel Leaf und die Bar Monami beleben das Wiener Nachtleben, tagsüber ist der
Feinkost-Laden Hase und Igel einen Besuch wert.
Von der Theobaldgasse begeben wir uns zur Capistrangasse, vorbei am rappelvollen Café Kafka in Richtung Mariahilfer Straße. Uns sticht am Weg noch die Fassade der Capistrangasse 3 ins Auge. Heute ein chinesisches Restaurant, befand sich hier einst eine Fleischerei, an welche die Tierkopf-Reliefs der gefliesten Fassade erinnern. Auf der Mariahilfer Straße angelangt machen wir noch einen Abstecher zum Eis Greissler und weiter geht es zum MuseumsQuartier.
Mahnmal der Menschenrechte
Am Platz der Menschenrechte stehen wir vor dem Marcus-Omofuma-Gedenkstein. 1999 war Marcus Omofuma bei seiner Abschiebung von Polizisten getötet worden. Den Gedenkstein fertigte die Bildhauerin Ulrike Truger an, er soll ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit setzen. Wie schön und kunterbunt Wien durch Vielfalt wird, konnten wir bei unserem Spaziergang heute besonders eindrücklich erleben.
Wo wir waren
WC-Anlage
Amerlingstraße
Wohnhaus Ludwig Anzengruber
Amerlingstraße 2
Wohnhaus Victor Adler
Gumpendorfer Straße 54
Esterházypark
Haus des Meeres
Fritz-Grünbaum-Platz 1
Schadekgasse 12
Schadekgasse 12
futuregarden
Schadekgasse 6
Windmühlgasse
Amonstiege
Windmühlhof
Fillgradergasse 21
Fillgraderstiege
Irish Pub Laurel Leaf
Theobaldgasse 15
Bar Monami
Theobaldgasse 9
Hase und Igel
Theobaldgasse 16
Fassade einer ehem. Fleischerei
Capistrangasse 3
Platz der Menschenrechte
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