Wer herrscht heute in der Hofburg? 

Die Touristen. Es gibt in Wien keine dreißig Meter, die so von Kitsch gepflastert sind wie der Durchgang zwischen Helden- und dem früheren Franzensplatz (heute „In der Burg“). Andererseits passen Sisi-Aschenbecher, Franz-Joseph-Büsten und Lipizzaner-Bleistifte zum Amt des Österreichischen Bundespräsidenten, der im Leopoldinischen Trakt seine Amtsräume hat. Diesen Teil der Hofburg ließ sich Kaiser Leopold I. zum Amtsantritt als repräsentativen Palast bauen. (Kurz nach Fertigstellung brach 1668 ein verheerendes Feuer aus; der Wiederaufbau zog sich lange hin.) Später wohnte Maria Theresia im Winter ebenfalls in diesem Trakt.

Seit 1946 residiert hier der Bundespräsident, wenn auch mit etwas weniger Macht ausgestattet. Und so ergaben sich die meisten der bisher elf Präsidenten – durchwachsen von gelegentlichen Momenten des „Na, aber so bitte sicher net“ – ihrer Rolle als Kaiserenkel ohne Thron. Dafür allerdings mit einem Klo, was den Kaisern in der Hofburg damals nicht zur Verfügung stand. Die mussten in eine Schüssel machen. Apropos: Dass es zwischen den früheren Amtsräumen des Präsidenten im heutigen Bundeskanzleramt und dem Leopoldinischen Trakt einen Geheimgang gibt, erfuhren die meisten Wiener, als die Regierung Schüssel 2000 unterirdisch zur Angelobung in die Präsidentschaftskanzlei marschierte. Die Gerüchte, sie wollten sich nur die Kitschläden im Durchgang ersparen, wollen nicht verstummen.

Seit dem Ende der mächtigen Habsburger arbeiteten in der Hofburg folgende Bundespräsidenten: Karl Seitz (1919–1920), Michael Hainisch (1920–1928), Wilhelm Miklas (1928–1938), Karl Renner (1945–1950), Theodor Körner (1951–1957), Adolf Schärf (1957–1965), Franz Jonas (1965–1974), Rudolf Kirchschläger (1974–1986), Kurt Waldheim (1986–1992), Thomas Klestil (1992–2004), Heinz Fischer (2004 bis planmäßig 2016).

„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.

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