Ein Spaziergang führt durch Natur, Kunst und Geschichte
Die Lage allein lässt nicht viel Idylle vermuten: Mitten im Dritten, an der Jacquingasse entlang und von Landstraßer Gürtel und Schnellbahnstraße begrenzt, assoziiert man das Viertel doch eher mit Verkehr und grauer Architektur. Mit etwas Glück kann man hier aber sowohl in kulinarische Genüsse kommen als auch Kunst und Natur im Einklang miteinander erleben.
Im Schweizer Garten
Der erste Weg führt durch den Schweizer Garten, entlang am Landstraßer Gürtel. Das Publikum hier ist zweigeteilt: Die einen nutzen – wenn auch nicht immer allzu sportlich, dafür jedoch hoch ambitioniert – die zahlreichen sportiven Freizeit-Möglichkeiten, die der Garten für sie bereithält: Während Tischtennis-Tische, Basketballplatz, Familienfreibad, Reckstange und Co. nur darauf warten, bespielt und erklommen zu werden, lassen sich die anderen – zu deren Gruppe ich mich zählen darf – im hinteren Teil des Gartens auf einer Picknickdecke nieder.
Diese paar Schritte ins Innere des Schweizer Gartens lohnen sich, da man trotz der direkten Lage am Gürtel hier wirklich das Gefühl verspürt, dem Verkehrslärm und Stress entkommen zu sein. Da sitzt man nun, inmitten diverser moderner und spielerischer Kunstwerke, die aussehen, als hätten sie sich zwischen den Bäumen ebenfalls nur kurz ein Plätzchen zum Verweilen gesucht.
Für den Fall, dass Picknick-Korb und Magen leer sein sollten, hat man die Möglichkeit, dem traumhaften Gastgarten des Restaurants „Klein Steiermark“ einen Besuch abzustatten. Immer noch inmitten des Schweizer Gartens, bietet das Restaurant traditionelle österreichische Speisen an, die Speisekarte reicht vom saisonalen Spargelstrudel bis zum zünftigen Bauerngeselchtem.
Der Botanische Garten
Spaziert man nun den Schweizer Garten stadteinwärts entlang, erblickt man zu seiner Rechten bald das Schloss Belvedere. Hier folgen wir natürlich nicht den Touristenmassen zum Schloss, sondern wir halten uns abermals rechts und betreten den Botanischen Garten der Universität Wien.
Erneut ein Spaziergang durchs Grüne, doch diesmal hat man das Gefühl, etwas dabei zu lernen. Und auch wenn sich das persönliche Interesse für Botanik in Grenzen hält und die kleinen Beschriftungsetiketten wohlweislich übergangen werden – Bambus-Hain und Kakteenmeer bieten in der dafür eher ungewohnten Umgebung immer einen besonderen Anblick. Mit etwas Glück stolpert man auch über die eine oder andere kleine Kunstausstellung in den Gewächshäusern.
Zeitreise durch die Fasangasse
Genug des Grünen, passieren wir nach dem Verlassen des Botanischen Gartens die Jacquingasse und wenden uns der Fasangasse zu. Gleich zu Beginn erblicken wir ihren berühmten Namengeber, den Fasanlwirt. Bereits im 18. Jahrhundert war er unter dem Namen „Zum Fasanl“ bekannt. Uriges Ambiente und traditionelle Küche verleihen dem Altwiener Gasthaus einen Charme, dem man nur schwer widerstehen kann.
Aber nicht nur das Fasanl ist dank seiner Geschichte berühmt – in der Fasangasse ergibt sich auch die seltene Möglichkeit, einen Weltmeister treffen. Nur ein paar Meter weiter Richtung Gürtel, befindet sich das Blumengeschäft des gelernten Floristen Herbert Bajer. Er selbst führt das Geschäft seit 1987, hat aber nebenbei auch Weltruhm im Schlittenhunderennen erlangt: 2003 holt er sich in Werfenweng (Salzburg) den Weltmeistertitel und ist seither auch als „der schnellste Blumenbinder Wiens“ bekannt.
Und ein paar Schritte weiter befindet sich auch schon das nächste Urgestein: Den Feinkostladen Gromes gibt es seit 1932. Betritt man den Laden steigen einem gleich die würzigen Gerüche der Wurst- und Käsetheke in die Nase.
Bepackt mit Feinkost-Spezialitäten geht’s schließlich noch auf ein Glaserl österreichischen Qualitätsweins ins „Vinum et cetera“ in der Hohlweggasse. Persönlich betreut vom sympathischen Winzer, ergeben sich Gespräche über Wein und Kunst, die auch hier ins Auge sticht: Vernissagen und Live-Musik versüßen nicht nur den Wein, sondern lassen auch den Abend gemütlich ausklingen.
STADTBEKANNT meint
Das Fasanviertel wirkt auf den ersten Blick inmitten vielbefahrener Straßen vielleicht wenig charmant. Wirft man aber einen Blick nur etwas abseits der Verkehrswege, entdeckt man Orte der Kulinarik, Natur und Kunst, die absolut einen Besuch wert sind.
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