Das Schaffen Friedensreich Hundertwassers

Der Maler, Philosoph, Architekturdoktor und ökologische Aktivist Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) war eine der schillerndsten Figuren des letzten Jahrhunderts. Das Werken und Wirken einer der berühmtesten Söhne unserer Stadt gehört mit zu den wichtigsten Beiträgen der Kunstgeschichte in der Nachkriegszeit. Seine einzigartige und farbenprächtige Bildsprache entwickelte sich in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts, als Hundertwasser der internationalen Avantgarde in Paris angehörte. Heute gehört er zu den populärsten europäischen Künstlern. Leitmotive seiner Kunst waren grafische Farb- und Formvariationen in einer farbstarken Bilderwelt.

Im Ausland wurde er wegen seines Einsatzes für eine natur- und menschengerechte Architektur und vor allem durch sein ökologisches Engagement bekannt. Dieses entfaltete sich aufgrund seines Glaubens an die Kraft der Natur und die individuelle Kreativität. So wirkte Hundertwasser an zahlreichen architektonischen Wunderwerken mit, von denen mit dem „Hundertwasser-Haus“ das bekannteste an der Ecke Kegelgasse/ Löwengasse im 3. Wiener Gemeindebezirk gelegen ist. Nicht nur für Kunstinteressierte ist diese Gegend einen Tagesausflug wert. Liegen doch in fußläufiger Nähe die Hundertwasser-Village und das Hundertwasser-Museum.

Das Hundertwasser-Haus (c) STADTBEKANNT
Das Hundertwasser-Haus (c) STADTBEKANNT

Das Hundertwasser-Haus

Das wohl bekannteste Bauwerk des Künstlers, Gesellschaftskritikers und Radikalökologen ist das nach ihm benannte Gebäude, welches in eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien aus den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts integriert ist. Das Haus folgt dabei nicht den üblichen Normen der Architektur. Die Vorbilder sind auf den ersten Blick erkennbar. Es ist an den Werken der katalanischen Modernisme um Antoni Gaudi (1852 – 1926) orientiert. Zudem verarbeitete der Künstler die anonyme Architektur der Schrebergärten.

Heute befinden sich in dem Haus 52 Wohnungen und vier Geschäftslokale. Das in bunten Farben gehaltene Gebäude missachtet dabei willentlich gerade Linien und geometrische Formen. Die Eingangsbereiche zeichnen sich durch unebene Böden aus und wurden üppig begrünt. Dachgärten finden in 19 Dachterrassen ihren Ausdruck, welche zu den Vorläufern der Urban Garden Bewegung gezählt werden können. Die vor 35 Jahren gepflanzten 250 Bäume und Sträucher legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab. So hat sich inzwischen ein prächtiger Park entwickelt. In Wien zählt das Gebäude mittlerweile zu den größten Sehenswürdigkeiten und ist eines der am meisten fotografierten Motive der Hauptstadt.

Das Hundertwasser-Haus Steine (c) STADTBEKANNT
Das Hundertwasser-Haus Steine (c) STADTBEKANNT

Das Hundertwasser-Village

Da das Hundertwasser-Haus der privaten Nutzung unterliegt und große Teile für die Öffentlichkeit aus verständlichen Gründen nicht zugänglich sind, kann die Neugier des Ausflüglers in der gegenüberliegenden Village befriedigt werden. Diese entstand Anfang der 90er-Jahre aus einer Idee des Künstlers und des Besitzers des Gebäudes, Klaus Kalke, der darin eine moderne Reifenwerkstatt führte. Der Besucherstrom des Hundertwasser-Hauses störte das Geschäft und so erklärte sich Kalke bereit, die Werkstatt nach den Ideen Hundertwassers umzugestalten.

Wer den Eingangsbereich passiert und in das Gebäude, das wie neuerdings viele andere Häuser in Wien mit einer Überwachungskamera abgesichert ist, eintritt, taucht ein in die verwunschene Welt des Friedensreich Hundertwasser. Souvenirläden, ein Basar, eine Bar und eine Galerie mit Werken des Künstlers laden Besucher ein. Das Gebäude ist 365 Tage im Jahr bei freiem Eintritt geöffnet. Hunderttausende besuchen in normalen Jahren dieses Refugium, mit dem ein weiteres Stück natur- und menschengerechte Architektur geschaffen werden konnte. Auch auf dem Dach der Village ist inzwischen ein regelrechter Wald entstanden, der Vögeln und anderen Tieren mitten in der Stadt einen naturgerechten Lebensraum bietet.

Hundertwasserhaus (c) STADTBEKANNT
Hundertwasserhaus (c) STADTBEKANNT

Das Museum Hundertwasser

Der Gründungstag des Kunst Haus Wien jährt sich nun bald zum 30. Mal. Das am nahegelegenen Donaukanal lokalisierte Gebäude vereint auf zwei Stockwerken die wichtigsten Aspekte des Künstlers. Es wurde ursprünglich als Heimat für das Werk Hundertwassers geplant und mit zusätzlichen Räumen für internationale Wechselausstellungen ausgestattet.

Und so beherbergt das Museum die größte Sammlung seines Lebenswerks mit Schlüsselwerken aus Malerei, Originalgrafiken, Tapisserien und Architekturmodellen. Seltene Fotodokumente und filmische Aufnahmen wie „der Regentag“ von Peter Schamoni sind einsehbar. Zudem eröffnet sich den Besuchern im ersten „grünen Museum Wiens“ das visionäre ökologische Engagement des Friedensreich Hundertwasser. Das Museum öffnet täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr, behält sich aber aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristige Änderungen vor. Alle Ziele lassen sich bequem in einem Stadtspaziergang einbauen.

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