Ein Stadtspaziergang mit Arthur Schnitzler

Der berühmte Autor Arthur Schnitzler ist mit seinen Werken nach wie vor fixer Bestandteil der Literaturwelt. Wien, wo er lebte und arbeitete, war auch mehrmals Schauplatz seiner literarischen Werke. Besonders gerne erwähnte er den Wiener Prater und die dortigen Alleen. Wir erkunden diesmal jedoch ein anderes Fleckchen Wiens und spazieren auf den Spuren von Schnitzlers Wohnorten von Währing bis zum Alsergrund.

Schnitzler, der Kinofreund

Es ist bekannt, dass Arthur Schnitzler ausgesprochen gerne ins Kino ging. Er tat dies regelmäßig und stattete mehreren Kinos in Wien Besuche ab. Eines dieser Kinos waren die Gersthofer Lichtspiele in der Gersthofer Straße 73, wo unser Spaziergang seinen Anfang nimmt. Das Kino lag besonders nahe zu Schnitzlers Wohnorten und war durch einen kurzen Fußweg erreichbar. Die Gersthofer Lichtspiele bestanden von 1912 bis 1970, heute ist eine Postfiliale in dem Gebäude beheimatet. Doch der eindrucksvolle Bau lässt auch heute noch erahnen, dass hier einst zahlreiche Stumm- und Tonfilme über die Leinwand flimmerten und neben Arthur Schnitzler noch andere Filmliebhaber*innen begeisterten.

Ehemaliges Gersthofer Kino (c) STADTBEKANNT Jungwirth
Ehemaliges Gersthofer Kino (c) STADTBEKANNT Jungwirth

Ein Denkmal im Park

In unmittelbarer Nähe zum Kino befindet sich unser nächstes Ziel, der Türkenschanzpark. Hier lässt es sich ganz wunderbar flanieren und bald blickt uns der Autor selbst entgegen. Denn hier, mitten im grünen Geäst, befindet sich eine Büste Arthur Schnitzlers, die an den Autor erinnert. Die Bronzebüste wurde 1982 enthüllt und von Paul Peschke gestaltet. Wie verbunden Schnitzler dem 18. Bezirk war, zeigen auch unsere nächsten Ziele. Doch bevor wir weiter mit Schnitzler die Stadt erkunden, drehen wir noch einige Runden durch die herbstliche Blätterlandschaft des Parks und verlassen diesen schließlich beim Ausgang Türkenschanzstraße.

Arthur Schnitzler Wohnung (c) STADTBEKANNT Jungwirth
Arthur Schnitzler Wohnung (c) STADTBEKANNT Jungwirth

Schnitzler-Villa

Unser nächster Halt ist ein ganz besonderer Ort. Quer zur Türkenschanzstraße verläuft die Sternwartestraße, in die wir uns nun begeben. Hier reiht sich eine alte Villa neben der nächsten, die Gebäude, Fassaden und Details sind wunderschön anzusehen. Schließlich stehen wir vor einer gelben Villa, die einst Schnitzlers Zuhause war. Die Villa erwarb er 1910 von der Schauspielerin Hedwig Bleibtreu, die zuvor dort gelebt hatte. Bleibtreus Großnichte war die Schauspielerin Monika Bleibtreu, deren Sohn Moritz Bleibtreu wiederum heute ebenfalls zu den bekanntesten Schauspielern im deutschsprachigen Raum zählt. Schnitzler lebte in der Villa mit seiner Frau Olga und den beiden gemeinsamen Kindern Lilli und Heinrich. Er selbst lebte hier bis zu seinem Tod in diesem Haus, woran heute eine kleine Gedenktafel erinnert.

Arthur Schnitzler Villa (c) STADTBEKANNT Jungwirth
Arthur Schnitzler Villa (c) STADTBEKANNT Jungwirth

Alles in unmittelbarer Nähe

Bevor Schnitzler aber in die Villa zog, lebte er nur einige Gehminuten entfernt in der Edmund-Weiß-Gasse 7, die damals noch Spöttelgasse hieß. Hierhin führt uns nun auch unser Spaziergang und wieder ist es ein gelbes Wohnhaus, das Schnitzler einst bewohnte. Auch wenn er hier „nur“ eine Wohnung besaß, so ist das Haus bis heute in wunderbarem Zustand und lässt vermuten, dass es sich hier auch damals angenehm wohnen ließ. Direkt gegenüber befindet sich der Sternwartepark, in dem Schnitzler gerne ein paar Runden drehte.

Arthur Schnitzler Wohnung (c) STADTBEKANNT Jungwirth
Arthur Schnitzler Wohnung (c) STADTBEKANNT Jungwirth

Eine glückliche Ehe?

Wir spazieren weiter in Richtung Währinger Straße und gelangen über die Vinzenzgasse zur Schopenhauerstraße. Hier, bei der Hausnummer 39, befand sich einst eine Synagoge, in der Schnitzler und seine Frau Olga am 26. August 1903 heirateten. Die Ehe der beiden verlief allerdings nicht sehr glücklich und wurde 1921 schließlich geschieden. Die Synagoge wurde am 10. November 1938 im Zuge der Pogrome zerstört. Heute erinnert ein Denkmal der Aktion „Lichtzeichen“ an die Synagoge, über einen QR-Code am Denkmal erfährt man Informationen über das zerstörte Gebetshaus. Zeichnungen und per Computer rekonstruierte Bilder der Synagoge lassen erahnen, was für ein prachtvolles Gebäude hier einst stand.

Gedenktafel Schopenhauerstraße (c) STADTBEKANNT Jungwirth
Gedenktafel Schopenhauerstraße (c) STADTBEKANNT Jungwirth

Schnitzler, der Arzt

Nun haben wir ein etwas weiteres Stück vor uns und spazieren hinunter durch den 18. Bezirk zum Währinger Gürtel und weiter die Währinger Straße entlang. Durch die Lackierergasse gelangen wir über die Garnisongasse schließlich zur Frankgasse. Hier, im Gebäude mit der Hausnummer 1, hatte Schnitzler einst seine Privatpraxis. Denn Schnitzler war ja eigentlich Arzt, war diesen beruflichen Weg aber hauptsächlich aufgrund seines Vaters gegangen. Nach dem Tod des Vaters und mit zunehmendem Erfolg seiner Texte wurde er immer mehr zum Schriftsteller und so nahm auch die Arbeit in seiner Praxis nach und nach ein Ende. Dennoch war es die Praxis in der Frankgasse, in der er seine spätere Frau Olga kennenlernte. Diese hatte sich in den Schriftsteller Schnitzler verliebt, nicht in den Arzt, und nur deshalb seine Praxis aufgesucht.

Schnitzler Praxis Frankgasse (c) STADTBEKANNT Jungwirth
Schnitzler Praxis Frankgasse (c) STADTBEKANNT Jungwirth

Das Ende des Reigens

Auch wenn unser Spaziergang nicht Schnitzlers Werke, sondern sein Leben in Wien nachgezeichnet hat, so ist die letzte Station unseres Ausfluges dennoch ein Verweis auf eines seiner berühmtesten Werke – das Drama „Der Reigen“. Nicht weit von der Frankgasse entfernt, in der Wickenburggasse 15, befand sich einst der sogenannte Riedhof, eine Bierwirtschaft. Hier trafen sich bekannte Figuren aus Politik und Kunst und hier spielt auch eine der Szenen aus Schnitzlers „Reigen“. In einem sogenannten „cabinet particulier“ des Riedhofs, einem Extrazimmer, vergnügt sich der Ehegatte mit einem „süßen Mädel“. Der Frauentypus des „süßen Mädels“ kommt in Schnitzlers Werken häufig vor. Der Riedhof existiert heute jedoch nicht mehr, an seiner Stelle befindet sich der Therese-Schlesinger-Hof. Die Namensgeberin dieses Gemeindebaus war in den 1920er Jahren Nationalratsabgeordnete und setzte sich in ihrer Funktion für Mädchenbildung ein. Auch wenn unser Spaziergang auf Schnitzlers Spuren hier nun ein Ende nimmt, so geht jedoch zuhause die literarische Reise mit seinen Werken weiter.

Therese Schlesinger Hof (c) STADTBEKANNT Jungwirth
Therese Schlesinger Hof (c) STADTBEKANNT Jungwirth

Wo wir waren

Ehemalige Gersthofer Lichtspiele
Gersthofer Straße 73

Arthur Schnitzler-Denkmal
im Türkenschanzpark

Villa Arthur Schnitzlers
Sternwartestraße 71

Wohnung Arthur Schnitzlers
Edmund-Weiß-Gasse 7

Ehemalige Synagoge „Währinger Tempel“
Schopenhauerstraße 39

Schnitzlers Privatpraxis
Frankgasse 1

Ehemaliger Riedhof, heute Therese-Schlesinger-Hof
Wickenburggasse 15

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