Museum der Bundespolizeidirektion Wien

Wien, stolze Nekropolis, hat ein morbid-bizarres Verhältnis zum Tod. Denn der hat hier quasi immer Saison.

Nirgendwo sonst in Mitteleuropa wird so schön gestorben wie hier. Sei es nun das opulente und pompöse Zeremoniell rund um Beerdigungen, die schaurig schöne Michaelergruft oder die pittoresken Friedhöfe, die eher an Parkanlagen denn an letzte Ruhestätten erinnern, wären da nicht all die Engelsstatuen und Grabsteine – die Erinnerung an das Ende ist allgegenwärtig. Der gute André Heller hat es auf den Punkt gebracht: „Wien ist ein Aphrodisiakum für Nekrophile.“

Nicht immer kommt das Ende aber friedlich oder natürlich. In einer großen Stadt wie Wien schläft auch das Verbrechen nicht. Gewaltsame Todesfälle, perfide geplant und abgründig grausam, füllen die Chronik der Stadt.

Wien, wie es mordet

Wer also die Lust am Abgründigen teilt, sollte sich einen Besuch im Wiener Kriminalmuseum nicht entgehen lassen. Untergebracht ist es im „Seifensiederhaus“, einem der ältesten Häuser im 2. Bezirk – passenderweise zusammen mit dem Museum der Bundespolizeidirektion Wien, im Volksmund immer noch gerne „k.k. Polizeimuseum“ genannt.

Die Fusion ist sinnvoll, denn so konnte Kriminalgeschichte und Exekution zusammenbracht werden. Der Besucher erfährt also nicht nur Interessantes über die historischen kriminellen Begebenheiten, sondern auch die dazugehörige Polizeigeschichte. Ein besonders interessantes Beispiel dieser thematischen Verquickung ist die Aufarbeitung des missglückten Attentats auf Kaiser Franz Josef.

Zeitreise durch die Jahrhunderte

Insgesamt zwanzig Räume gibt es im Kriminalmuseum. In diesen wird ein weiter historischer Bogen gespannt: Ausgehend von Kriminalität, Rechtssprechung und Strafvollzug im finsteren Mittelalter bietet die Sammlung auch aufschlussreiche Einblicke in spätere Epochen. So klärt die Ausstellung etwa über die letzten öffentlichen Hinrichtungen auf Wiener Boden auf.

Auch der Geschichte der Mordberichterstattung wird nachgegangen. Von Schautafeln der Moritatensänger über Flugblätter mit Lebensbeschreibungen berühmter Verbrecher bis hin zu den sensationellen Schlagzeilen zeitgenössischer Presseberichte kann man hier diverse Exponate bestaunen.

„Der Tod, der muss ein Wiener sein“

Was mit Wien und Mord und Totschlag zu tun hat, bekommt man hier facettenreich präsentiert. Da wären die politischen Anschläge, beginnend mit bürgerlichen Putschversuchen des 19. Jahrhunderts, Kaiserattentaten, und der Ermordung des Kriegsministers Latour. Auch die RAF Entführung des Industriellen Palmers wird thematisiert. Parallel dazu kann der Besucher mitverfolgen, wie sich die Polizei über die Jahre weiterentwickelt hat und die Ermittlungsmethoden langsam fortschrittlicher wurden.

Ein Kriminalmuseum wäre kein Kriminalmuseum ohne seine Stars, die Verbrecher. Berühmt-berüchtigte Fälle wie jener des Giftmörders Hofrichter werden erklärt, von der Kindesmörderin Juliana Hummel ist makabererweise sogar der Schädel ausgestellt. Tatortfotos, Gerichtstexte und Reliquien hingerichteter Verbrecher machen das Museum auch zu einer ungewöhnlichen Gedenkstätte des Todes.

Ausklang mit Kaffee

Wem dann doch etwas mulmig wurde angesichts der düsteren Taten, Exponate und Bilder: Das Alt-Wiener Café im Innenhof des Gebäudes bildet einen erfrischenden Kontrast zum Museum und ist erbaulich freundlich. Gemütlich im Warmen sitzend man kann sich bei einer echten Wiener Melange wieder stärken.

Übrigens, ein kleiner Tipp für Architekturinteressierte: Das ‘Seifensiederhaus ‘ ist nicht nur wegen des Museums, sondern auch dank seiner Archtitektur und seines Alters ausgesprochen sehenswert. Es zahlt sich daher wirklich aus, im Rahmen eines Museumsbesuches auch den idyllischen ‘Pawlatschenhof’ des Hauses zu besichtigen!

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