22. Juli 2014

Sommerliteratur

Sonnenstrahlen-Literatur

Sommerlektüre muss so sein wie Wassermelone: Leicht und fruchtig, knackig frisch.

Denn so eignet sie sich idealerweise als kleiner Snack für einen Urlaubstag am Strand, am Pool oder auf Balkonien, Lektüre und Melone gleichermaßen. Aus diesen Grund haben wir ein wenig in unserem Gedächtnis gekramt und die beste Sonnenstrahlen-Literatur für euch zusammen gesammelt!

New York Trilogy – Paul Auster

Kriminalromane erfreuen sich ja im Sommer immer großer Beliebtheit, aber wem die leichte Standlektüre doch etwas zu banal ist sollte sich einmal an Paul Auster versuchen. Die New York Trilogy ist eine Anti-Detektiv Geschichte, ein postmoderner Meta-Thriller; was wie ein klassischer Krimi beginnt – ein Schriftsteller gibt sich als Detektiv aus und übernimmt einen Fall – wird bald vom einfachen Rollenspiel zu einer Maskerade der Identitäten. Der Fokus verschiebt sich, das Verbrechen wird schon früh zur Nebensache, und bald findet sich der Leser an den Grenzen der Selbstauflösung: Wie Alice im Wunderland jagt man dem weißen Hasen hinterher, falsche Fährten, das Verwirrspiel mit unseren Erwartungen, kafkaeske Situationen und Charaktere die wie selbstverständlich Rollen und Identitäten wechseln lassen nämlich nicht nur die Protagonisten sondern auch den Leser manchmal an seinem Verstand zweifeln: wer ist jetzt der Schriftsteller, wer der Erzähler, wer handelnde Person? Ein Buch wie ein David Lynch Film, dessen Ende einen zunächst ratlos zurücklässt, das aber noch wochenlang beschäftigt und den Leser nach und nach zwingt, die gewohnten Denkbahnen zu verlassen.

New York Trilogy
Paul Auster
rororo
384 Seiten
November 1989

 

Das Paradies der kleinen Sünder – Andrea Camilleri

Don Sisíno und Don Balduccio sind Traditionalisten. Gemordet wird noch stilecht mit der Lupara (eine abgesägte Flinte) und dran ist jede Familie abwechselnd. Einmal der Gigl einmal der Gogl. Doch ist es mit den guten Sitten vorbei, als plötzlich zwei Familienmitglieder von Don Sisínos Sinagras hintereinander nicht ganz freiwillig das zeitliche segnen. Haben sich die ehrenwerten Herren verzählt? Diese und andere kleinere oder größere Verbrechen hat Comissario Salvo Montalbano zu lösen und das tut er, wie könnte es auch anders sein, in Sizilien. Andrea Camilleri zeigt dabei, dass Mord nicht immer ein todernstes Geschäft sein muss und hinter manchen Verbrechen recht überraschende Wahrheiten stecken.

Dass man bei ihrer Aufdeckung nicht unbedingt aufs dolce vitá verzichten muss macht Camilleris Kurzgeschichten um Comissario Montalbano nicht nur zu einem krimitechnischen sondern auch zu einem kulinarischen Hochgenuss. Und wenn draußen der Sommer mal Pause macht lockt die Sonne Siziliens umso mehr.

Das Paradies der kleinen Sünder
Andrea Camilleri
Bastei Lübbe GmbH & Co.KG
416 Seiten
September 2009

 

The Virgin Suicides – Jeffrey Eugenides

Dieser fragile, atmosphärische Roman über das kurze Leben der fünf Lisbon Schwestern spannt seinen Erzählbogen zwischen zwei Sommern. Die Geschichte handelt vom kollektiven Selbstmord der fünf Mädchen, erzählt wird ihr Unglück in akribischer Indizienauflistung von fünf Nachbarsjungen aus einer Distanz von zwanzig Jahren.

Die Mädchen sind die schönen Töchter einer amerikanischen Mittelstandsfamilie in einem suburbanen Vorortes von Detroit in den frühen siebziger Jahre. Sie sind zwischen 13 und 17 Jahren alt. Die Geschichte erzählt einerseits in atmosphärisch dichter Sprache von dem Entschluss der Schwestern, sich das Leben zu nehmen. Und erzählt gleichzeitig auch von dem Ende der Jugend. Das Alter der Mädchen ist so gewählt, dass es den Zeitrahmen der Pubertät absteckt. So changiert Eugenides zwischen einer greifbaren Realität, dem Tod der Schwestern, und einer parabelhaften Metageschichte über das Ende der Jugend.

The Virgin Suicides
Jeffrey Eugenides
Grand Central Publishing
256 Seiten
Juni 1994

 

Fool on the Hill – Matt Ruff

Matt Ruffs irrwitzige Geschichte beginnt an einem windigen Sommertag am Campus der Cornell Universität im beschaulichen Ithaca, wo scheinbar noch alles in geregelten Bahnen verläuft. Der Autor schafft es geschickt die verschiedenen Erzählstränge so zu verknüpfen, dass daraus eine wahnwitzige und surreale Geschichte über Liebe, der Suche nach dem Glück und damit eine moderne Version des Sommernachtstraums entstehen.

Einer der Hauptakteure des Buches ist George, ein verträumter Jungautor der sich mit Hilfe seines verbündeten – dem Wind auf die Suche nach der großen Liebe macht, dabei stolpert er von einem abstrusen Abenteuer ins nächste. In einem zweiten Erzählstrang macht sich die Promenadenmischung Luther und der Manxkater Blackjack, quer durch den Staat New York auf die Suche nach dem Himmel um diesen schlussendlich am Campus von Ithaca zu finden. Dann gibt es da noch die Bohemier, die Tolkienia oder die Blauen Zebras, welche die wohl eigenwilligsten Studentenverbindungen sind die man sich als Autor ausdenken kann und der Kobold Puck darf natürlich in dieser Story auch nicht fehlen. Dieses Buch eignet sich ideal als Strandlektüre und dafür dem Alltag zu entfliehen.

Fool on the Hill
Matt Ruff
Dtv
1993

 

Huber spannt aus – Martin Suter

Leicht und locker soll es sein? Lustig, intelligent, knackig und unterhaltsam? Dann am besten „Huber spannt aus“ von Martin Suter. Hierbei handelt es sich um Kurzgeschichten aus dem Ferienalltag gestresster sowie neurotischer Businessmänner, Topmanager, die sich nicht so leicht tun mit dem Ausspannen. “Huber spannt aus” folgt den ebenso satirischen Sammlungen von Manager-Kurzgeschichten unter dem Titel “Business Class”.

In üblicher suterischer Manier beschreibt der Autor mit besonders viel Witz, ein wenig Charme und einer gesunden Brise trockenem Humor den Wahnsinn des Urlaubs aus Sicht der großen Wirtschaftshaie. Kurz und knackig sind die verschiedenen Episoden, ideal für Strand, Pool oder Garten. Wer Suters gesammelte Kolumnen zur Hand nimmt, der muss auf lautstarkes Lachen gefasst sein und im Idealfall eine Hand frei haben, um sich regelmäßig an den Kopf zu greifen.

Huber spannt aus 
Martin Suter
Diogenes
192 Seiten
August 2006

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