21. Juni 2017

Sommer in Wien

Donaukanal Tel Aviv Beach (c) STADTBEKANNT

Nicht wunderbar endlos, aber endlos wunderbar

Der Sommer in Wien ist deshalb so schön, weil er so vergänglich ist und wir ihn jeden Tag festhalten müssen.

 

Heute ist offizieller Sommerbeginn, obwohl er meteorologisch betrachtet schon am 1. Juni angefangen hat. Egal, ob er jetzt drei Wochen früher oder später da war – was zählt ist, dass die Bäder geöffnet haben, das Wetter heiß ist, und wir wissen, was die schönste aller Jahreszeiten in Wien bedeutet: Eis essen am Schwedenplatz und Aperol Spritzer trinken am Donaukanal. Im Prater den Proleten vorm Riesenrad zusehen und selbst noch eine Runde auf der Go Kart Bahn drehen. Im Gänsehäufel liegen und den Sonnenuntergang vor der magischen Kulisse des DC Towers beobachten, während die Freunde auf Facebook verzweifelt einen leeren Platz in Lignano neben Simmeringer Hausmeistern suchen. Im Liegestuhl an der Copa Cagrana chillen, während man Reinhard Fendrich hört, wie er von der Copa Cagrana singt. Durch die Innenstadt schlendern, wo die Touristen bei Gluthitze von einer Sehenswürdigkeit zum nächsten Museum eilen. In der ganzen Stadt an Leuten vorbeigehen, die auf Bänken, Wiesen oder einfach auf dem Boden sitzen und Dosenbier oder Packerlwein trinken und sich einen Damenspitz für zwei Euro gönnen. Auf dem Platz im MQ stehen und glauben man ist im Süden, weil es hier so aussieht wie dort. Unter der Woche mit der letzten U-Bahn fahren, die voll ist mit Menschen, die auch nicht nachhause wollen, weil es draußen noch warm ist und ein enger U-Bahnwagon plötzlich niemandem mehr etwas ausmacht. Mit wildfremden Menschen reden und sie sogar an anlächeln.

 

Madrid oder Athen – Hauptsache Wien

Der Sommer in Wien ist deshalb so wunderbar, weil er so vergänglich ist, so fragil. Auch wenn er an einem lauen Abend endlos erscheint, während man im T-shirt auf der Terrasse sitzt und auf die Stadt hinausschaut, kann er sich bereits am nächsten Tag in einer Regenfront für immer auflösen. Wir sind nicht Madrid oder Athen, wo der Sommer tatsächlich ewig dauert, aber genau deshalb ist es für uns so etwas Besonderes, genau deshalb erscheint uns jeder Tag wie ein Geschenk. Bis es dann tatsächlich so heiß wird wie in Spanien und wir uns wieder den Herbst herbei wünschen.

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