13. Mai 2015

Wiens Regenbogen-Ampeln

Mit Zweisamkeit zu mehr Toleranz

Wiens neue Ampelmännchen-Paare stellen die Berliner Pendants in den Schatten und zeigen wie weltoffen und tolerant unsere Hauptstadt ist –  zumindest vorübergehend. 
In Wien herrscht wieder einmal große Aufregung. Diesmal geht es aber nicht um eine Fußgängerzone oder peinliche (vielleicht alkoholisierte?!) Dienstag-Nachmittags-Aussagen von unserem rotnäsigen Bürgermeister. Nein, es ist noch viel brisanter. Wien hat neue Ampelmännchen, was natürlich das gesamte Stadtbild verändert und zu heißen Diskussionen führt, denn Veränderung, das mögen wir ja gar nicht!
 

Eins + eins = Toleranz?

Was ist denn nun eigentlich passiert? An 49 auserlesenen Ampelstandorten in Wien ist das Ampelmännchen zukünftig nicht mehr alleine, sondern bekommt einen Partner zur Seite gestellt. Ist doch eigentlich ganz nett, oder? Nur handelt es sich hierbei nicht immer nur um ein stehendes oder gehendes heterosexuelles Paar – auch Paare aus zwei Frauen oder zwei Männern, verbunden mit einem Herzchen sind zu finden. Die ganze Aktion findet natürlich nicht einfach nur so statt, sondern zeigt Wien damit anlässlich drei großer anstehender Events, wo die Welt sich wieder einmal daran erinnert, dass es uns gibt, seine Toleranz. Der Life Ball, die Regenbogenparade aber vor allem der Song Contest sorgt für mediale Aufmerksamkeit und das weltweit. Schließlich haben unter anderem schon die Washington Post, The Independent und The Guardian über dieses Projekt berichtet – der Werbegag scheint geglückt und gleichzeitig wurde ein wichtigen Zeichen gegen Homophobie gesetzt. Ein wichtiger Meilenstein also für die LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) Community und das neue anscheinend tolerante Wien.
 

Auch die Sicherheit im Auge

Die neuen Ampelsujets sollen der Welt aber nicht nur zeigen wie weltoffen und tolerant Österreich ist. Sie verfolgen noch einen ganz anderen Zweck: Sie sollen für mehr Aufmerksamkeit im Verkehr sorgen. Die These dahinter: Durch die neuen Ampelmännchen(und -frauchen?) werden weniger Menschen die roten Ampeln ignorieren und brav stehen bleiben. Um dies zu überprüfen wird das Projekt sogar wissenschaftlich begleitet.
 

Geraunzt wird hier immer

Auch wenn die Resonanz bei der Bevölkerung überwiegend positiv ist, wird geraunzt. Sonst wär’s ja nicht Wien und bei so einschneidenden Veränderungen ist Kritik natürlich nie sonderlich weit. Die FPÖ hat (vollkommen überraschend!!) Strafanzeige gegen die Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou erstattet. Natürlich geht es nicht um die Homosexuellen-Sujets, sondern um einen Verstoß gegen die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung. Gleichzeitig wird von “Genderwahnsinn” und “verprassten” Steuergeldern gesprochen – immerhin hat die Stadt Wien sich den Spaß 63.000 Euro kosten lassen. Und es handelt sich hierbei (so ist es zumindest geplant) nur um eine temporäre Installation, denn nach den Großveranstaltungen ist es auch Ende Juni mit den Ampelmännchen-Paaren wieder vorbei.
 
Hoffentlich aber nicht mit der viel beworbenen Toleranz und Weltoffenheit – wäre doch unendlich schade!

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