Der Internationale Frauentag findet bekanntlich jedes Jahr am 8. März statt. Gefeiert wird das historisch errungene Wahlrecht für Frauen und die Gleichberechtigung. Google doodelt: „Alles Gute zum Internationalen Frauentag!“
Ein Anlass zum Feiern?
„Women is the Nigger of the world”
John Lennons Textzeile unterstreicht die jüngste EU-Studie der Grundrechts-Agentur FRA, wonach 33 Prozent aller befragten Frauen mindestens einmal im Leben körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Als Hintergrund dafür kann eine grundlegende strukturelle Gewalt gesehen werden, die ungleiche Machtverhältnisse in einer Gesellschaft schafft, die wiederum zu ungleichen Lebenschancen führen. Und gerade Österreich hinkt bei der Gleichstellung hinterher, sind eklatante Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau bei gleicher Arbeit nach wie vor Tatsache.
Zudem machen sich Klischees offenbar immer noch bezahlt, weswegen beispielsweise die Werbeindustrie erst gar nicht an einer Auflösung längst überholter Rollenverhältnisse interessiert scheint.
Wien, offene Stadt (?)
Auf praktischer Ebene bietet Wien ein vielfältiges Programm etwa zum Thema „Frauengesundheit“. Auf der MedUni Wien gibt es seit 2010 einen eigenen Lehrstuhl für Gender Medizin. Dazu kommt eine Vielzahl an (türkischsprachigem) Aufklärungsmaterial über Schönheitsoperationen und (junge) Sexualität.
Arbeitspolitisch gesehen versucht die Stadt Frauenförderung sowie Reduzierung der Einkommensschere zu forcieren. Dies geschieht durch die Koppelung öffentlicher Aufträge der Stadt an „frauenfördernde Maßnahmen“.
Per definitionem
Doch bereits eine solche Begrifflichkeit ist problematisch. In Österreich, speziell in Wien, wo Sexismus längst der Vergangenheit angehören könnte, wenn man nur wollte und beide Geschlechter ihn dennoch am Leben erhalten, könnte ein „Frauentag“ natürlich auch als gönnerhaft, ja diskriminierend, aufgefasst werden. Ein Tag, der zum Zwecke einer zweifelhaften Political Correctness abgehalten wird und den Menschen einmal mehr auf sein Geschlecht reduziert. So wird extra darauf hingewiesen, dass es sich die Stadt Wien zum Ziel gesetzt hat, dass jede Frau und jedes Mädchen in Wien sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können soll.
Richtet man sein Augenmerk auf die historisch gewachsene Komponente des 8. März und auf die weltweite Situation der Frauen, so tut dieser Tag wohl Not und ist so gut wie möglich zu nutzen. Nicht dazu, sich dieser Problematik nur einmal im Jahr zu widmen, sondern um mit diesem 8. März ein Lerninstrumentarium zu haben und um Bewusstsein zu schaffen und Taten zu setzen.
Foto: Frauentag 1914 “Heraus mit dem Frauenwahlrecht”